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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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später.“
    „Sage es jetzt, denn später wirst du nichts mehr sagen können!“
    „Nein, jetzt nicht. Wenn ich es später sagen will, werdet ihr darauf hören, denn Old Shatterhand ist nicht der Mann, dessen Worte man mißachten darf. Ich schweige jetzt, weil ich neugierig bin, das Urteil zu hören, welches ihr nun über uns fällen werdet.“
    Intschu tschuna wendete sich von mir ab und gab einen Wink. Auf diesen traten mehrere alte Krieger aus dem Halbkreis hervor und setzten sich mit den drei Häuptlingen zusammen nieder, um Beratung zu halten. Bei derselben gab sich Tangua natürlich alle Mühe, das Urteil so viel wie möglich zu verschärfen. Inzwischen hatten wir Zeit, Bemerkungen gegenseitig auszutauschen.
    „Bin neugierig, was sie zusammenbrauen werden“, meinte Dick Stone. „Viel Kluges wird es jedenfalls nicht sein.“
    „Ich bin überzeugt, daß es uns an Kopf und Kragen geht“, sagte Will Parker.
    „Ich auch“, stimmte Sam Hawkens bei. „Die Kerls glauben ja nichts, wir können vorbringen, was wir wollen! Habt Eure Sache übrigens gar nicht so übel gemacht, Sir! Habe mich über Intschu tschuna gewundert.“
    „Warum?“ fragte ich.
    „Daß er Euch so schwatzen ließ. Mir ist er gleich über den Mund gefahren, wenn ich ihn öffnete.“
    „Schwatzen? Ist das Euer Ernst, Sam?“
    „Ja.“
    „Danke für diese Höflichkeit!“
    „Schwatzen nenne ich jedes Reden, welches keinen Erfolg hat, wenn ich mich nicht irre. Und Erfolg habt ihr ja ebensowenig gehabt wie ich.“
    „Ich denke anders.“
    „Aber ohne Ursache!“
    „Nein, sondern mit ganz gutem Grunde. Winnetou hat vom Schwimmen gesprochen; das ist beschlossene Sache gewesen; darum denke ich, daß sie nur im Verhör so scharf gewesen sind, um uns bange zu machen. Das Urteil wird wohl viel besser lauten.“
    „Sir, bildet euch das ja nicht ein! Meint Ihr etwa, daß man Euch Gelegenheit geben wird, Euch durchs Schwimmen zu retten?“
    „Ja.“
    „Unsinn, welch ein Unsinn! Ja, wenn es so ausgemacht ist, wird man Euch schwimmen lassen; aber wißt Ihr auch, wohin?“
    „Nun?“
    „Mitten in den Rachen des Todes hinein. Dann, wenn Ihr tot seid, so denkt daran, daß ich recht gehabt habe – hihihihi!“
    Dieser kleine, sonderbare Kerl brachte es selbst in der schlimmen Lage, in welcher wir uns befanden, fertig, über diesen seinen zweifelhaften Witz vergnügt in sich hineinzukichern. Seine Lustigkeit währte freilich nur einen Augenblick, denn die Beratung war jetzt zu Ende; die Krieger, welche an derselben teilgenommen hatten, zogen sich in den Halbkreis zurück, und Intschu tschuna verkündete mit lauter Stimme:
    „Hört, ihr Krieger der Apachen und Kiowas, was über diese vier gefangenen Bleichgesichter beschlossen worden ist! Im Rat der Alten war schon vorher verabredet worden, daß wir sie im Wasser jagen, dann miteinander kämpfen lassen und sie endlich verbrennen wollten. Aber Old Shatterhand, der Jüngste von ihnen, hat Worte gesprochen, in denen sich Stellen mit der Weisheit des Alters befanden. Sie haben den Tod verdient, aber es scheint doch, als ob sie es nicht so bös gemeint hätten, wie wir geglaubt haben. Darum ist unser ursprünglicher Beschluß aufgehoben worden, und wir wollen den großen Geist zwischen uns und ihnen entscheiden lassen.“
    Er hielt einige Augenblicke inne, jedenfalls um die Spannung seiner Zuhörer zu vergrößern. Dies benutzte Sam zu der Bemerkung:
    „Alle Wetter, das wird interessant, hochinteressant! Wißt Ihr, was er meint, Sir?“
    „Ich ahne es“, antwortete ich.
    „Nun, was?“
    „Einen Zweikampf, ein sogenanntes Gottesurteil. Habe ich recht geraten?“
    „Ja, jedenfalls einen Zweikampf. Aber zwischen wem? Bin furchtbar neugierig, es zu hören.“
    Jetzt fuhr der Häuptling fort:
    „Dasjenige Bleichgesicht, welches Old Shatterhand genannt wird, scheint das vornehmste von ihnen zu sein; also soll die Entscheidung in seine Hände gelegt werden. Sie soll abhängig sein von demjenigen unter uns, welcher am Rang auch der Höchste ist. Der bin ich, Intschu tschuna, der Häuptling der Apachen.“
    „Alle Wetter! Ihr und er!“ flüsterte Sam in großer Erregung.
    „Uff, uff, uff!“ gingen, die Rufe der Verwunderung durch die Reihen der Roten.
    Sie waren jedenfalls erstaunt darüber, daß er selbst mit mir kämpfen wollte. Er hätte sich der Gefahr, die es dabei doch wohl auch für ihn gab, entziehen und einen anderen damit beauftragen können. Er gab die Erklärung, indem er

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