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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ablaufen wollt. Was hilft alle List, die List der ganzen Welt gegen einen gut geschleuderten Tomahawk!“
    „Sie hilft Sam, sie hilft!“
    „Wie denn?“
    „Das werdet Ihr sehen, oder vielmehr, das werdet Ihr zunächst nicht sehen. Ich will Euch aber sagen, daß ich des Gelingens beinahe sicher bin.“
    „Diese gewaltige Prahlerei laßt Ihr doch nur los, um uns das Herz leicht zu machen.“
    „Nein.“
    „Jawohl, um uns zu trösten! Aber was nützt uns ein Trost, der schon in der nächsten Minute zuschanden wird!“
    „Beruhigt Euch doch. Ich habe einen guten, einen ganz vortrefflichen Plan.“
    „Einen Plan? Auch das noch! Hier gibt es keinen andern Plan als hinüberzuschwimmen, und dabei trifft Euch der Tomahawk.“
    „Nein. Paßt auf! Wenn ich ertrinke, so sind wir gerettet.“
    „Ertrinke – – – gerettet! Sir, Ihr liegt schon jetzt im Sterben, darum redet Ihr so irre!“
    „Ich weiß, was ich will. Merkt es Euch: Wenn ich ertrinke, so haben wir nichts mehr zu fürchten.“
    Ich sprach diese Worte schnell und hastig, denn die drei Häuptlinge kamen jetzt zu uns. Intschu tschuna sagte:
    „Wir binden Old Shatterhand jetzt los; er mag aber ja nicht denken, daß er davonlaufen kann! Es würden sofort mehrere hundert Verfolger hinter ihm her sein.“
    „Fällt mir nicht ein!“ antwortete ich. „Selbst wenn ich entkommen könnte, wäre es eine Schlechtigkeit von mir, meine Gefährten zu verlassen.“
    Ich wurde losgemacht und bewegte die Arme, um ihre Beweglichkeit zu prüfen. Dann sagte ich:
    „Es ist eine große Ehre für mich, mit dem berühmtesten Häuptling der Apachen um die Wette oder vielmehr um Leben und Tod zu schwimmen; aber für ihn ist es keine Ehre.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich kein Gegner für ihn bin. Ich habe zuweilen in einem Bach gebadet und mir dabei Mühe gegeben, nicht unterzugehen. Aber über einen so breiten, tiefen Fluß zu kommen, das getraue ich mir nicht.“
    „Uff, uff! Das freut mich nicht. Ich und Winnetou sind die besten Schwimmer unseres Stammes; was bedeutet da ein Sieg über einen so schlechten Schwimmer!“
    „Und du bist bewaffnet, und ich bin es nicht! Ich gehe also dem Tod entgegen, und meine Gefährten haben sich auch darauf gefaßt gemacht, zu sterben. Dennoch möchte ich gern wissen, wie ich mir diesen Kampf zu denken habe. Wer hat eher in das Wasser zu gehen?“
    „Du!“
    „Und du folgst mir nach?“
    „Ja.“
    „Und wann greifst du mich mit dem Tomahawk an?“
    „Wann es mir beliebt“, antwortete er mit dem stolzen, ja verächtlichen Lächeln eines Virtuosen, der mit einem Stümper spricht.
    „Das kann also auch schon im Wasser geschehen?“
    „Ja.“
    Ich tat, als ob ich immer unruhiger, besorgter und niedergeschlagener würde, und fragte weiter:
    „Also, du darfst mich töten. Ich dich auch?“
    Er machte ein Gesicht, in welchem die sehr deutliche Antwort lag: ‚Armer Wurm, daran ist ja gar nicht zu denken! Diese Frage kann dir nur von der Todesangst eingegeben worden sein!’ und sagte dann:
    „Es ist ein Schwimmen und Kämpfen auf Tod und Leben; du kannst also auch mich töten, denn nur falls dir dies gelingen sollte, wirst du imstande sein, die Zeder zu erreichen.“
    „Und dein Tod würde mir nicht schaden?“
    „Nein. Töte ich dich, so erreichst du das Ziel nicht, und deine Gefährten müssen sterben; tötest du mich, so gelangst du an die Zeder, und ihr seid von diesem Augenblick an nicht mehr gefangen, sondern frei. Komm!“
    Er drehte sich um, und ich zog meinen Jagdrock und die Stiefel aus. Was ich im Gürtel und in den Taschen stecken hatte, legte ich hin. Dabei klagte Sam:
    „Es wird schiefgehen, Sir, sehr schief! Wenn ihr euer Gesicht sehen könntet! Und der jammervolle Ton bei euren letzten Fragen! Mir ist himmelangst um euch und uns!“
    Ich konnte ihm nichts antworten, weil die drei Häuptlinge es gehört hätten, aber ich wußte sehr wohl, warum ich so kläglich tat. Ich wollte Intschu tschuna sicher machen und, wie man sich vulgär auszudrücken pflegt, ihn auf den Leim führen.
    „Noch eine Frage!“ bat ich, ehe ich ihm folgte. „Bekommen wir unser Eigentum zurück, falls wir frei werden?“
    Er stieß ein kurzes, ungeduldiges Lachen aus, denn er hielt diese Frage für geradezu verrückt, und antwortete:
    „Ja, ihr bekommt es.“
    „Alles?“
    „Alles!“
    „Auch die Pferde, die Gewehre?“
    Da schnauzte er mich zornig an:
    „Alles, ich habe es gesagt! Hast du keine Ohren? Eine Kröte wollte mit dem

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