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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seine Wohnung auskundschaften. Sam ist mehr dein Gefährte als der meinige, darum wirst du nach ihm forschen.“
    „Und wo treffen wir uns wieder?“
    „Hier, an der Stelle, wo wir auseinander gehen.“
    „Wenn nichts Ungewöhnliches geschieht, können wir das; aber wenn zufälligerweise einer von uns bemerkt werden sollte, wird ein großer Aufruhr entstehen; da müssen wir einen andern Ort bestimmen, einen Ort, der weiter entfernt von dem Dorf ist.“
    „Unser Vorhaben ist nicht leicht; deine Aufgabe ist noch schwerer als die meinige, denn du mußt nach der Insel schwimmen, wo du von den Wächtern leicht gesehen werden kannst. Man wird dich also leichter entdecken als mich. Sollte man dich dabei ergreifen, so werde ich dir beispringen; kommst du aber frei, so kehrst du nach unserer Insel zurück, aber auf einem Umweg, damit sie die Richtung deiner Flucht nicht entdecken.“
    „Aber morgen früh werden sie die Spuren sehen!“
    „Nein, denn wir werden sehr bald Regen bekommen, welcher die Spuren auslöscht.“
    „Gut! Und wenn du Unglück haben solltest, haue ich dich heraus.“
    „Das wird nicht geschehen, wenn nicht ein böser Zufall spielt. Schau hinüber! Vor der fünften Hütte brennt kein Feuer; sie wird Santer gehören, denn er ist nirgends zu sehen und wird drinliegen und schlafen. Es ist also sehr leicht, zu erfahren, wie es mit ihm steht.“
    Nach diesen Worten ging er fort, rechts von mir weg, ein Stück den Fluß hinunter, um dann außerhalb des Dorfbereiches hinüberzuschwimmen und jenseits heimlich nach den Zelten zurückzukehren.
    Ich mußte es anders anfangen. Ich hatte ein Ziel, welches im Bereich des Feuerscheines lag; das war bös. Ich durfte mich nicht auf der Oberfläche des Wassers sehen lassen, mußte die Insel also tauchend erreichen. Das ging aber auf direktem Wege sehr schwer. Unter Wasser bis hinüber zu kommen, das getraute ich mir wohl, aber wie nun, wenn ich grad vor einem Wächter auftauchte? Nein, ich mußte erst nach der benachbarten Insel, auf welcher sich wahrscheinlich niemand befand. Sie, die erste, lag vielleicht zwanzig Meter von der zweiten, mittleren, auf welche ich es abgesehen hatte, entfernt. Also konnte ich von ihr aus wahrscheinlich sehen, wie die Verhältnisse auf der zweiten waren.
    Ich ging also eine Strecke flußaufwärts und richtete mein Auge so scharf wie möglich nach der obersten Insel. Es war dort nicht die geringste Bewegung zu bemerken; also befand sich wahrscheinlich niemand drüben. Da stieg ich langsam in das Wasser, tauchte unter und schwamm hinüber. Ich kam glücklich drüben an und schob zunächst nur den Kopf bis an den Mund, um Atem zu holen, aus dem Wasser. Ich befand mich am oberen Ende der ersten Insel und sah da, daß es eine noch bessere Weise, meine Aufgabe zu lösen, gab, als ich drüben gedacht hatte.
    Die Insel, an deren Rand ich im Wasser stand, war vielleicht auch zwanzig Meter vom Flußufer entfernt, wo eine ganze Reihe von Kanus angebunden waren. Diese Kähne konnten mir vortrefflich Deckung geben. Ich tauchte also wieder unter und schwamm nach dem ersten Kanu, von da nach dem zweiten, dritten und so weiter, bis ich, hinter dem sechsten steckend, der mittlern Insel so nahe war, daß ich sie überblicken konnte.
    Sie lag dem Land näher als die beiden andern Inseln und hatte niedriges Buschwerk, welches zwei Bäume überragten. Von dem Gefangenen und seinen Wächtern konnte ich nichts sehen. Eben wollte ich wieder untertauchen, um hinüberzuschwimmen, als ich über mir auf dem hohen Ufer ein Geräusch hörte. Ich sah hinauf. Ein Indianer kam herabgestiegen. Es war Pida, der ‚Hirsch’, der Häuptlingssohn. Glücklicherweise stieg er schräg herab nach einem weiter abwärts hängenden Kanu, so daß er mich nicht sah. Er sprang in dieses Boot, band es los, und ruderte sich nach der mittleren Insel. Da konnte ich noch nicht hinüber; ich mußte warten.
    Bald hörte ich Leute drüben sprechen und erkannte die Stimme meines kleinen Sam. Ich mußte hören, was sie redeten, und schwamm unter Wasser nach einem weiteren Kanu. Es gab deren so viele da, daß jeder selbständige Dorfbewohner eines zu besitzen schien. Als ich wieder auftauchte und, hinter diesem Kanu verborgen, dem Gespräch lauschte, hörte ich den Sohn des Häuptlings sagen:
    „Tangua, mein Vater, will es wissen!“
    „Fällt mir nicht ein, es zu verraten!“ antwortete Sam.
    „Dann wirst du zehnfache Qualen erdulden müssen!“
    „Laß dich nicht auslachen! Sam

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