010 - Die weiße Hexe
hatte kein gutes Gefühl. Seine Sorge um Oda schien mehr als begründet zu sein. Mago schien die Spur der weißen Hexe nicht verloren zu haben. Es war zu befürchten, daß er hier aufkreuzte.
Oder war er schon da?
Auch das war leider möglich.
»Hoffentlich ist ihm Oda noch nicht in die Hände gefallen«, sagte der Hüne mit den Silberhaaren.
Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, wußte, wen er meinte. Auch sie dachte die ganze Zeit an den Schwarzmagier, der nicht nur Oda, sondern auch sie kriegen wollte. Damals, als er zum erstenmal in London auftauchte, hatte sich Roxane mit Mr. Silver kurz zuvor in eine andere Dimension begeben. Etwas Dummes war passiert. Tony Ballard und Mr. Silver hatten gegen Steve Dury, die wiedererweckte Blutbestie, gekämpft. Dury wollte den Ex-Dämon in eine Falle locken. Und Tony und sein Freund beschlossen, die Bestie auszutricksen.
Mr. Silver machte Tony Ballard unsichtbar.
Steve Dury fiel darauf herein. Er glaubte, der Ex-Dämon würde allein kommen, dabei war Tony mit, und während sich die Blutbestie auf Mr. Silver konzentrierte, machte Tony Ballard das Ungeheuer fertig.
Soweit, so gut.
Danach verlangte Tony Ballard von Mr. Silver, er möge ihn wieder sichtbar machen, doch dem Ex-Dämon fiel die entsprechende Zauberformel nicht ein. Das machte es erforderlich, daß sich Roxane und der Hüne mit den Silberhaaren ins Niemandsland des Bösen begaben, wo es den Stein der schwarzen Sprüche gibt. Alle existierenden Zauberformeln sind in diesen Stein eingemeißelt.
Auch der Spruch, der Tony Ballard wieder sichtbar machen konnte, stand darauf.
Während Roxane und Mr. Silver also den Spruch suchten, erschien Mago, der Jäger der abtrünnigen Hexen, in London – und ging leer aus, denn Roxane war zum Glück nicht da, und Tony Ballard – noch unsichtbar – jagte den Schwarzmagier in die Flucht.
Als Roxane und Mr. Silver aus jener anderen Dimension zurückkehrten, war Mago nicht mehr in London.
Doch nun war er zurückgekehrt und befand sich vor den Toren der Stadt. Seine Schergen wollten sich Oda holen, und bestimmt würden sie auch Jagd auf Roxane machen. Eine solche Gelegenheit ließen sie sich nicht entgehen…
Die Hexe aus dem Jenseits und ihr Freund erreichten den ersten Stock.
»Froh werde ich sein, wenn es Mago nicht mehr gibt«, sagte Roxane.
»Vielleicht wird das schon bald sein«, knurrte der Ex-Dämon.
»Ob sich Oda uns anschließen wird?«
»Warum nicht? Wir könnten ihre Hilfe gut gebrauchen. Das Spektrum der Hölle ist so groß, daß uns jeder willkommen ist, der bereit ist, dagegen anzukämpfen.«
Oda wäre in der Tat eine echte Bereicherung des Ballard-Teams gewesen. Aber zuvor mußte sie vor Mago gerettet werden.
Roxane und Mr. Silver schritten den Gang entlang.
Ein Mädchen fiel ihnen auf. Schwarzhaarig, hübsch, mit einer Traumfigur, die in einem zyklamefarbenen Trikot steckte. Dieses Mädchen erreichte gerade jene Tür, hinter der sich Oda mit Ian Ekenberry und Bruce Perkins befand.
***
Ich starrte auf den Boden. Der Schwarzblütler existierte nicht mehr, und ich gönnte mir einen erleichterten Atemzug. Ich fragte mich, mit wie vielen Schergen Mago diesmal gekommen war. Mit nur zweien? Mit den beiden, die Ekenberry und Perkins auf Death Stone gesehen hatten? Oder gab es mehr von dieser widerlichen Sorte.
Mago hatte eine ganze Menge Gehilfen. Schließlich gab es zahlreiche Dimensionen. Überallhin konnten die abtrünnigen Hexen fliehen. Es mußte nicht unbedingt die Erde sein. Daneben gab es auch noch Zwischenreiche und Dimensionsfalten, in denen man sich verstecken konnte. Deshalb brauchte Mago große Unterstützung. Oft arbeiteten seine Schergen selbständig, ohne seine Aufsicht, denn er war zwar ein Schwarzmagier, aber es war ihm nicht möglich, überall zu sein.
Hatten wir es diesmal auch bloß mit seinen Gehilfen zu tun?
Nein, Mr. Silvers magischer Instinkt hatte den Jäger der abtrünnigen Hexen selbst aufgespürt, hatte dessen Anwesenheit registriert. Hier bei uns mischte auch der Schwarzmagier mit.
Ich würde ihn früher oder später zu Gesicht kriegen, und ich hoffte, daß ich ihm dann, gemeinsam mit Roxane, Oda und Mr. Silver das Handwerk legen konnte.
Gespannt schaute ich mich um.
Niemand fiel mir auf, dennoch hatte ich das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Von wem? War es Mago persönlich?
Oder einer seiner häßlichen Schergen?
Jederzeit mit einem neuen Angriff rechnend, überquerte ich den Parkplatz und betrat wenig später
Weitere Kostenlose Bücher