010 - Die weiße Hexe
töten!«
Diese Worte entsetzten die Menschen. Es hatte noch ein paar Zweifler gegeben, die das Ganze für eine gut eingefädelte Show gehalten hatten. Sie hatten gemeint, Derek Santelli und seine Freundin würden dabei mitspielen. Aber töten, das war kein Spiel mehr.
Absolute Stille herrschte im Saal.
Mago bewies seine Macht. »Setz dich!« sagte er und wies auf den Tisch, an dem Santelli mit Jill gesessen hatte. Gleichzeitig übte er einen geistigen Zwang auf Derek Santelli aus.
Der kräftige Bursche spürte das und versuchte sich der geistigen Gewalt zu widersetzen, doch es gelang ihm nicht. Mechanisch setzte er sich in Bewegung. Er und Jill kehrten an ihren Tisch zurück.
Mago grinste zufrieden. »So ist es richtig.«
Der Schwarzmagier entließ Derek Santelli aus seiner Gewalt. Der Kräftige hätte sitzenbleiben sollen. Doch als er spürte, daß er wieder frei entscheiden konnte, federte er hoch.
Vielleicht wollte er allen zeigen, daß er keine Angst hatte.
Vielleicht wollte er auch nur Jill imponieren. Jedenfalls stürmte er Richtung Bühne, schwang die Fäuste und schrie: »Na warte, du gottverdammter Scharlatan! Dir werde ich das Fell tüchtig gerben!«
Der Schwarzmagier wich nicht von der Stelle.
Derek Santelli sprang auf die Bühne. Zwei Schritte gestattete ihm der Graugesichtige mit den gespitzten Ohren noch. Dann streckte er seine Hand aus. Mit dieser Geste stoppte er Derek Santelli. Der kräftige Mann war nicht fähig, auch nur einen einzigen Schritt weiter zu tun. Wie erstarrt stand Santelli auf der Bühne.
Gespannt schauten alle zu.
Jill zitterte. Sie bangte um das Leben ihres Freundes.
»Ich hätte dich sofort töten sollen!« knurrte der Jäger der abtrünnigen Hexen.
»Neiiiin!« schrie Jill. »Tun Sie ihm nichts! Ich bitte Sie… Ich flehe Sie an!«
Mago beachtete sie nicht. Sein Zeigefinger wies auf Derek Santellis Stirn. »Du wolltest mich angreifen! Das mußt du mit dem Leben bezahlen!«
»Bitte!« schrie Jill wieder. »B-i-t-t-e-!«
»Stirb!« zischte Mago.
Santellis Gesicht verformte sich und wurde kreidebleich. Sein Kopf wuchs. Er brüllte vor Schmerzen. Der Schädel wurde innerhalb weniger Augenblicke doppelt so groß. Alle sahen es – und konnten es nicht fassen.
Und weiter wuchs Santellis Kopf – und dann zerplatzte er.
»D-e-r-e-k-!« kreischte Jill, während Santelli zusammenbrach. Sie warf sich auf den Tisch und weinte haltlos. Die Menschen im Saal waren zutiefst erschüttert. Mago war für sie alle die Personifizierung des Teufels. Sie begriffen, daß sie sich in seiner Gewalt befanden. Wenn sie sich gegen ihn auflehnten, würden sie alle so enden wie Derek Santelli.
Die Panik uferte aus.
Die Menschen schafften es trotz ihrer Angst nicht, auf den Stühlen sitzenzubleiben. Wie auf ein stummes Kommando sprangen sie auf und stürmten zum Saalausgang. Tische und Stühle fielen um.
Gläser, Flaschen und Teller zerbrachen. Besteck klirrte und klapperte auf den Boden. Geschrei. Klagen. Wimmern. Eine Frau fiel. Sie konnte sich nicht mehr erheben. Die Nachstürmenden trampelten über sie hinweg. Es war entsetzlich…
Und sinnlos, denn Mago ließ niemanden aus dem Saal.
Mit vereinten Kräften versuchten die Menschen die Sperre zu durchbrechen. Sie schafften es nicht.
»Habt ihr endlich begriffen?« schrie der Schwarzmagier höhnisch.
Angst, Ratlosigkeit, Verzweiflung in aller Augen.
»Jeder kehrt an seinen Platz zurück!« befahl der Jäger der abtrünnigen Hexen.
Verstört kehrten die Menschen um. Zitternd setzten sie sich und harrten der Dinge, die noch kommen würden.
***
Dinsdale Lamb schluckte schwer. Die Hölle war in diesen Saal eingebrochen. Egal, was Mago vorhatte, Lamb wollte ihm nicht dabei zusehen. Was er mit ansehen mußte, reichte ihm. Derek Santellis Tod ging ihm schwer an die Nieren. Er wollte nicht ebenso enden.
Deshalb setzte er sich ab.
Peggy bemerkte es nicht, denn er stahl sich klammheimlich davon. Sie und Larry Davis starrten zu Mago hoch, der seinen Triumph über die verstörten Menschen genoß.
Lamb glitt durch die Tür, die zur Küche führte. Mago wußte es, aber er ließ es geschehen. Lamb würde sehr bald eine unliebsame Überraschung erleben.
Sobald Dinsdale Lamb die Tür hinter sich geschlossen hatte, rannte er los. Es gab eine Hintertür, die aus dem Gasthaus führte.
Die wollte er erreichen. Nichts wie raus aus diesem Höllengefängnis. Nur die eigene Haut retten, das war Lamb das Wichtigste. Um die anderen konnte er sich
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