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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sogar. So ernst wie alles, was bezahlt wird. Für gutes Geld muß man gute Arbeit leisten. Ich wurde dafür bezahlt, daß ich eine Überwachung für John Clean, meinen hochehrenwerten Ehemann bestellte, und also bestellte ich sie.«
    Ich beugte mich vor und nahm ihr kurzerhand das Whiskyglas fort. Sie erschrak und öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ich ließ sie nicht dazu kommen.
    »Sie werden sich jetzt zusammenreißen und mir genaue Antworten auf jede Frage geben. Anderenfalls verbringen Sie die Nacht und den nächsten Tag im Polizeigefängnis.«
    »Sind Sie Polizist?« stammelte sie.
    »FBI-Beamter. - Zur Sache! Sie haben die Überwachung von John Clean im Auftrag eines anderen Mannes bestellt. Gibt es überhaupt einen John Clean und sind Sie mit ihm verheiratet?«
    »Ja, es gibt ihn«, antwortete sie mürrisch. »Und verheiratet bin ich mit ihm auch, wenigstens dem Papier nach, aber von mir aus hätte ich ihm niemals einen Privatdetektiv auf den Hals geschickt. Von mir aus kann er machen, was er will, solange er mich nur machen läßt, was ich will.«
    »Erzählen Sie weiter!«
    »Na ja, vor ein paar Wochen kam ein Mann und erzählte mir, er habe John schon gesprochen. Er bot mir dreihundert Dollar, wenn ich zu dem Detektiv ginge und ihn beauftrage, John zu überwachen. Er sagte mir genau, was ich dem Detektiv zu erzählen hatte. Er erklärte, es handele sich um einen Spaß, aber mir war es auch gleichgültig, worum es sich handelte. Hauptsache, ich bekam dreihundert Dollar, von denen ich allerdings dem Detektiv fünfzig als Vorschuß geben mußte. Strafbar habe ich mich nicht gemacht, G-man. Was ich dem Detektiv erzählt habe, war die Wahrheit.«
    Es stimmte. Sie hatte sich wirklich nicht strafbar gemacht, und ich glaubte ihr, daß sie keine Ahnung hatte, wozu sie die Hand geboten hatte. Wichtig war hier nur noch eine Frage:
    »Wie sah der Mann aus?«
    Sie gab eine Beschreibung, die recht genau war, und wenn sie auch auf ein Dutzend Männer paßte, so paßte sie doch auf einen Mann besonders gut: auf Terrence Retting.
    »Ziehen Sie doch einen Mantel an!« befahl ich Mrs. Clean.
    »Sperren Sie mich doch ein?!« kreischte sie auf.
    »Unsinn. Ich will Ihnen einen Mann zeigen, und Sie sollen mir sagen, ob es der richtige ist. - Beeilen Sie sich!«
    Eine halbe Stunde später bremste ich zum zweiten Mal in dieser Nacht vor dem »Teddy-Saloon«. Ann Clean war während der rasenden Fahrt durch New York vor Angst und vom Fahrtwind nüchtern geworden.
    Keiner von den Lederjacken lungerte vor dem Eingang herum, aber in der Kaschemme tobte eine Anzahl von ihnen immer noch über die Tanzfläche. Mein Erscheinen hatte die gleiche Wirkung, nur noch schlagartiger.
    Ich sah mich um. Retting war nicht mehr da, auch keiner von den Anführern.
    Ich griff mir den ersten besten der Jungen.
    »Wo ist Retting?«
    »Gegangen«, antwortete er einsilbig.
    »Wohin?«
    »Ich weiß nicht!«
    Kurzerhand schleifte ich ihn nach draußen. Mrs. Clean stolperte mir nach. Keiner der Boys rührte einen Finger. Der Junge zappelte, aber ich stopfte ihn auf den Beifahrersitz, hielt ihn mit einer Hand fest und ließ den Motor an.
    »Jetzt rede, Bürschchen!« schnauzte ich ihn an. »Wo wohnt Retting?«
    Manchmal muß ich wohl zum Fürchten aussehen. Der Knabe duckte sich zusammen.
    »Ich… ich weiß nicht, Sir«, stammelte er. »Einmal hat er mich und noch ein paar andere in die 134. Straße bestellt, und ich sah, wie er aus einem Haus herauskam, aber ich weiß nicht, ob er in diesem Haus wohnt.«
    »Zeig mir das Haus! Los, Mrs. Clean, steigen Sie ein.«
    Sie krabbelte auf den Rücksitz. Es war ihr anzusehen, daß sie sich elend fühlte.
    Bis zur 134. war es nur um ein paar Ecken herum. Es war eine genau so fragwürdige Straße wie die 130. oder die 116., schlecht beleuchtet und spärlich bevölkert mit dunklen Gestalten.
    »Das ist das Haus«, sagte der Junge und zeigte auf eine hohe graue Mietskaserne. Ich stoppte auf der gegenüberliegenden Seite. »Bleibe im Wagen und rühre dich nicht«, drohte ich, stieg aus und überquerte die Straße.
    Als ich noch auf dem Fahrdamm ging, lösten sich aus dem Eingang des Hauses zwei Gestalten und drückten sich an der Wand entlang. Ich erkannte, daß die Männer Lederjacken trugen.
    »Hallo!« rief ich. »Bleibt stehen, ihr da!«
    Statt zu gehorchen, begannen sie zu rennen. Ich startete und zischte wie eine Rakete hinter ihnen her. Den letzten bekam ich noch vor der nächsten Ecke. Als ich nahe genug

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