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0100 - Der Zielstern

Titel: 0100 - Der Zielstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Erschütterungen."
    „Welches Fachgebiet hast du eigentlich?"
    Stana verbeugte sich theatralisch. „Gestatten - Stana Nolinow, Leutnant der Solaren Flotte, nebenbei Diplomingenieur für hyperfrequente Positronik. Das ist ein Spezialgebiet von anderen Spezialgebieten, die alle zusammen den Oberbegriff Kybernetik bilden. Etwas verworren, was?"
    Lachend verschwand er in der Schleuse, wo er noch rief: „In einer halben Stunde. Deine erste Mahlzeit im Halbraum sollte gefeiert werden."
    Brazo nickte mechanisch. Als er zu seinem Platz zurückging, ahnte er, daß er nun in die verschworene Gemeinschaft von großartigen Könnern und Freunden aufgenommen worden war. Auf dem großen Zielschirm der Feuerorgel glänzte die ferne, rote Sonne, die Rhodan in knapp fünfzehn Stunden zu erreichen hoffte.
     
    *
     
    Rhodan fuhr auf. Er benötigte den Bruchteil einer Sekunde, um die Situation zu erfassen. „Claudrin, den Kalup ausschalten!" schrie er dem Kommandanten zu. Auch der Epsalgeborene begriff sofort, daß ein Ausweichmanöver bei dieser Irrsinnsfahrt unmöglich war. Es wäre sinnlos gewesen, zu versuchen, die nach vorn stürmende, nach wie vor existierende Masse des Schiffes aus dem linearen Kurs zwingen zu wollen. Der überraschend aufgetauchte Glutball einer großen, gelben Sonne verdeckte plötzlich den schon klar und deutlich erkennbaren Zielstern. Es trat der Fall ein, den die Wahrscheinlichkeitsberechnungen mit einem Wert von eins zu achtunddreißig Milliarden als „kaum jemals stattfindend” ausgewiesen hatten. Die FANTASY näherte sich dem fremden Gestirn mit vielmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit. Ehe Jefe Claudrin schalten konnte, hatte Rhodan schon wieder umgedacht. Er erfaßte intuitiv, daß es zur Stillegung des Kalup bereits zu spät war. Ohne ein Wort zu verlieren, stürmte er nach vorn und fiel Claudrin in den Arm. Die breite Hand des Epsalgeborenen rutschte an dem Notschalter vorbei, schlug auf der splitternden Plastikeinfassung auf und fuhr von dort aus in Rhodans Gesicht. Stöhnend sank der Administrator zurück, doch was dann folgte, war schlimmer als der ungewollte Hieb.
    Die FANTASY kollidierte mit dem Stern unter physikalischen Verhältnissen, die weder theoretisch bekannt noch annähernd erprobt waren. Rhodans letzte Sinneswahrnehmung vor dem beginnenden Chaos war die, daß der Kreuzer in Höhe der Äquatorlinie in die gelbe Sonne hineinraste. Was anschließend geschah, begriff man erst, als die unmittelbaren Folgeerscheinungen des Zusammenstoßes spürbar wurden.
    Für einen winzigen Moment, viel kürzer als der Bruchteil einer Millionstel Sekunde, dröhnte es in der FANTASY auf, als wolle sie zerbersten. Zugleich wirkten sich Effekte aus, an die man normalerweise nicht zu denken gewagt hätte. Rhodan hörte nur das Dröhnen und Läuten des überbeanspruchten Materials.
    Jede Schweißnaht schien lebendig geworden zu sein. Die fünf starken Kraftwerke liefen mit Maximalleistung, und der Kalupsche Kompensationskonverter arbeitete mit einer Geräuschentwicklung, die der von explodierenden Kernwaffen entsprach. Niemand außerhalb des Schiffes beobachtete das unwahrscheinlichste Geschehnis, das sich in der Geschichte der raumfahrenden Menschheit jemals ereignet hatte. Ein unfaßbar schneller, im Verhältnis zur Sonnenmasse winziger Körper, raste in die weißglühende Atmosphäre des Sterns hinein, durchdrang sie unbeschadet und stieß anschließend in den glutflüssigen Kern vor, den er ebenfalls durchbrach. Der Vorgang geschah zu schnell und unter zu fremdartigen Grenzen, als daß das winzige Erzeugnis menschlichen Geistes hätte zerstört werden können. Ehe das Kompensationsfeld in sich zusammenbrach, war die FANTASY der lohenden Atomhölle entronnen. Doch dabei geschah etwas, was man später nicht genau rekonstruieren konnte. Trotz des enorm schnellen Durchstoßens lösten sich aus dem Sonnenkern gewaltige Materiemassen, die zusammen mit dem davonrasenden Linearschiff in den freien Raum geschleudert wurden. Es wirkte wie die Geburt eines neuen Planeten, dessen Kern aus einem von Menschenhand erbauten Fremdkörper bestand.
    Eine flammende Gaszunge, ultrahell leuchtend, identisch mit einer künstlich erzeugten Protuberanz, zuckte in das Vakuum des Alls hinaus, und dabei verlor ein bisher vom Kalupfeld geschützter Körper seine Existenzberechtigung in der Halbraumzone. Er wurde wieder zum stabilen Bestandteil des Einstein- Universums, dem auch die durchstoßene Sonne angehörte. Ein zweiter

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