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0100 - Der Zielstern

Titel: 0100 - Der Zielstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Unterschied, daß wir im Falle einer Feindberührung hilflos wären."
    „Quatsch! Hier in der Librationszone?"
    „Der Kalup kann ausfallen. Damit tauchen wir automatisch in den Normalraum ein, Dort aber kann es zu Überraschungen kommen."
    Brazo schnallte sich mit pedantischer Sorgfalt an. Niemand bemerkte die in ihm wühlende Erregung. Es war das dritte Mal in seiner Laufbahn als Flottenoffizier, daß er einem Vorgesetzten widersprochen hatte.
    Ich kann mich hinter dem Befehl von oben verschanzen! dachte er, um sich gleich darauf vor sich selbst, zu schämen. Nein, er würde nicht den Befehl vorschieben, sondern seine Ansichten vertreten. Nacro hatte kein Recht dazu, sämtliche Schiffswaffen lahm zu legen, gleichgültig, ob es nun zu einer Feindberührung kam oder nicht. Stana wollte noch etwas sagen, als die Triebwerke der FANTASY zu tosen begannen. Eine Stimme stöhnte. Bei Null steigerte sich das Arbeitsgeräusch zu einem sinnbetäubenden Donnern. Brazo sah, daß Nolinow etwas rief. Es war kein Wort zu verstehen. Zwei Sekunden nach der erfolgten Stützmasseneinspritzung begann die Zelle des Schweren Kreuzers zu schwingen. Augenblicke später wurden die Vibrationen so stark, daß empfindliche Instrumente zersprangen. Ein tiefer Orgelton übertönte das Donnern der Triebwerke. Der Kugelrumpf der FANTASY läutete wie eine von Titanenkräften bewegte Glocke. Die Warnautomatik steigerte das Geräuschinferno mit schrillem Sirenengeheul.
    Dann wurde es plötzlich totenstill. Nur die Zelle schwang noch nach. Das Läuten wurde leiser, bis es ebenfalls nicht mehr zu hören wer. Brazo griff sich mit beiden Händen an den Schädel, jemand rief etwas über die Bordverbindung, was die taub gewordenen Ohren der Besatzungsmitglieder nicht verstehen konnten. Es dauerte eine Weile, bis sich die Gehörsinne der Männer wieder normalisierten. Sofort vernahmen sie die dunkle Stimme Perry Rhodans. Sie klang völlig ruhig und ausgeglichen. Außerdem gebrauchte er Worte, die Brazo zu einem Lächeln zwangen. „Okay, Professor, das war es. Die Düsenfelder haben gehalten, obwohl sie viel zuwenig Strom bekamen.
    Im Normalraum wären wir explodiert. Wegen der Vibrationserscheinungen machen Sie sich keine Sorgen.
    Die wären auch aufgetreten, wenn wir vier Hauptkraftwerke auf die Schirmfelder geschaltet hätten. Wie sieht das Ergebnis aus?"
    Kalups Gesicht erschien auf den Bildschirmen. Er strahlte! „Schön, der junge Mann sei Ihnen verziehen.
    Wir haben wie von mir erwartet beschleunigt. Die Auswertung läuft noch. Damit ist der Beweis erbracht, daß die restlichen Feldeinflüsse des 4-D-Raumes wenigstens teilweise durch rein mechanische Kräfte zu überwinden sind. Was ich brauche, sind nochmals drei große Kraftwerke."
    „In der FANTASY aber nicht mehr."
    „Dann lassen Sie ein Spezialschiff in der Größenordnung eines Schlachtschiffes bauen. Jetzt reden Sie nur nicht von den entstehenden Kosten. Ich bin noch nicht zufrieden."
    Rhodan schaltete ab. Brazo drehte sich zu Nolinow um. Das Gesicht des neuen Feuerleitoffiziers wirkte wieder entspannt und weich. Stana erhob sich. Schweigend betastete er seine Glieder, um anschließend mit den kleinen Fingern in den Ohren herumzustochern. Der Unteroffizier vom Dienst wechselte mit den Männern des Gunnerraumes einige kurze Blicke. Anschließend verließ er seinen Platz, langte in die Tasche und blieb dicht vor Brazo stehen. Alkhers Hände begannen zu zittern, als Sergeant Enscath zurückhaltend sagte: „Rauchen Sie, Sir?"
    „Vielen Dank, bin Nichtraucher. Vielen Dank, Mr. Enscath."
    Der ältere Sergeant nickte. Als er sich umdrehte, meinte er ruhig: „Wegen Captain Nacro machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Er ist nicht nachtragend, dagegen weiß er aber Zivilcourage zu schätzen. Das wollten wir Ihnen nur sagen, Sir."
    „Wir ...?"
    „All die Burschen, die Sie augenblicklich so respektlos angrinsen, Sir."
    Brazo begleitete Nolinow bis zur Luftschleuse. Dort sagte er leise und stockend: „Weißt du, Stana, es ist ein wunderbares Gefühl, Freunde zu haben."
    „Wem sagst du das, Brüderchen? Nun mache es gut und vergiß nicht, daß man in der Librationszone und trotz fünfundzwanzigmillionenfacher Lichtgeschwindigkeit sogar etwas essen kann. Treffen wir uns in einer halben Stunde? Ich muß mich noch um meine Kampfroboter kümmern. Hoffentlich waren die Burschen 'schlau' genug, rechtzeitig ihre Körperschirme einzuschalten. Positronische Mikrogehirne sind empfindlich gegen

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