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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Tiefe.
    Von der niedrigen Decke tropfte überall Wasser. Wo es besonders stark herunterfiel, hatte es sich zu Pfützen gesammelt, die aufblitzten, wenn der Lampenstrahl sie traf.
    Ich ging nach wie vor an der Spitze und hielt eine flache, aber lichtstarke Lampe in der Hand. So konnten die anderen – sie waren ebenfalls mit Taschenlampen ausgerüstet – die ihren schonen.
    Manchmal wurde die Decke auch von rohen Holzbalken gestützt, und hin und wieder war ein Teil sogar eingestürzt. Die Hindernisse mußten wir jedesmal umgehen, was oft gar nicht so einfach war, denn der Gang war an manchen Stellen auf halber Höhe verschüttet.
    Zum Glück lief er nicht in Windungen weiter, sondern führte stur geradeaus.
    So unter der Erde und wenn man jeden Augenblick damit rechnen konnte, verschüttet zu werden, kommt einem der Weg doppelt so lang vor. Ich hatte das Gefühl, schon zwei Kilometer gelaufen zu sein, dabei war es nicht mal einer.
    »Jetzt müßten wir etwa an der Grenze sein«, sagte Kommissar Mallmann hinter mir mit dumpfer Stimme.
    Ich stellte meinen linken Daumen hoch. »Wenn die da oben wüßten…«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand, John«, sagte der Kommissar. Seine Stimme klang ängstlich.
    »Sind die so schlimm?«
    »Schlimmer.«
    Wir gingen weiter. Niemand hielt uns auf, kein Monster stellte sich uns in den Weg, kein Vampir oder Werwolf lauerte hier unten. Wir waren völlig allein.
    Hin und wieder tropfte mir Wasser in Nacken und Gesicht. Ein Tropfen rann auf meine Lippe, er schmeckte irgendwie metallisch.
    Auf einmal wurde der Gang enger. Ich blieb stehen, Will lief gegen mich.
    »Schlaf nicht ein«, sagte Suko.
    »Hauptsache, er schnarcht nicht«, erwiderte ich. Ich schwenkte meinen rechten Arm und schlug einen Halbkreis. Der Gang wurde so schmal, daß man ihn nur mehr als Spalt bezeichnen konnte. Zudem sank die Decke auch niedriger.
    Aufrecht oder leicht gebückt konnten wir nicht mehr stehen.
    »Ich gehe mal vor«, sagte ich, wartete die Antwort der beiden nicht ab, sondern setzte mich in Bewegung. Seitlich mußte ich mich durch den Spalt quetschen und dabei noch meinen Bauch einziehen.
    Danach erreichte der Gang seine normale Breite und Höhe wieder zurück.
    »Ihr könnt kommen!« rief ich den beiden zu.
    Mallmann schaffte es so gut wie ich, doch Suko hatte leichte Schwierigkeiten. Ich zog ihn schließlich durch.
    »Du bist ein wahrer Freund«, sagte er und grinste.
    »Ich wollte schließlich nicht, daß du in dem Spalt verhungerst.« Wir schritten weiter unter der Erde her und hätten beinahe einen Freudenschrei ausgestoßen, als der Lampenstrahl die versprochene Leiter aus der Dunkelheit riß.
    »Geschafft«, sagte Will Mallmann und atmete auf.
    Auch ich war zufrieden, und Suko erging es nicht anders. Diese Lauferei unter der Erde war nicht das Wahre.
    Ich hatte die ganze Zeit über den Anfang gemacht, also kletterte ich jetzt auch als erster die Stufen hoch. Die Lampe hielt ich so, daß ihr Schein gegen das Unterteil der Luke fiel.
    Wenn uns jetzt jemand verraten hatte, würde man mir den Kopf abschießen, wenn ich ihn ins Freie streckte.
    Ein bißchen mulmig war mir schon zumute, als ich die Klappe mit den Schultern hochstemmte.
    Frische, kühle Luft fächerte mir ins Gesicht. Ich hielt die Klappe etwa einen Zoll hoch und peilte nach draußen.
    Kein Mensch war zu sehen.
    Nur Wald und ein Stück graublauen Himmels. »Scheint alles okay zu sein«, rief ich zu den Freunden hinunter.
    »Dann weiter«, sagte Will.
    Ich drückte die Luke völlig auf. Etwas fiel dumpf zu Boden. Der Tarnbelag, wie ich später feststellte.
    Ein großer Schritt brachte mich endgültig ans Tageslicht. Rasch kletterten auch Kommissar Mallmann und Suko ins Freie. Suko tarnte den Ausstieg wieder, während Will und ich uns umsahen.
    Wir standen inmitten eines dichten Waldstücks. Umgeben von Tannen, Fichten und anderen Bäumen. Schmutzige Schneereste lagen auf dem Boden, ein paar Raben zogen am grauen Himmel ihre Kreise, ansonsten war es still.
    »Kein Mensch zu sehen!« flüsterte Will.
    »Aber auch kein Dorf«, bemerkte ich.
    »Das werden wir schon finden.« Will Mallmann gab sich zuversichtlich, und diese Zuversicht steckte auch Suko und mich an.
    »Wie heißt denn der nächste größere Ort?« erkundigte ich mich bei Will Mallmann.
    »Ilsenburg, glaube ich. Aber da können wir nicht hin. Dort liegt bestimmt Militär. Außerdem müssen wir sowieso mit Streifen rechnen.«
    »Mit anderen Worten: Es ist schwierig,

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