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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Aufschrei der Begeisterung, der Freude…
    Die Musik setzte wieder ein, als die drei Männer dort vorne das Opfer über den Brunnenrand kippen ließen. Erneut begann die Menge zu singen und zu tanzen. Jubelnder klangen ihre Stimmen, und wilder waren ihre Schritte.
    Zamorra und Nicole verspürten den Drang mitzutanzen und mitzusingen. Schon löste sich Nicole von der Seite des Professors und reihte sich ein in den Kreis der anderen.
    Der Professor mußte seine ganze Willenskraft aufbringen, um ihr nicht zu folgen.
    Du hast Wichtigeres zu tun! hämmerte er sich selbst ins Bewußtsein. Denk’ an André d’Avallon, denk’ an dein Amulett!
    Die Selbstbeeinflussung gelang. Zamorra schüttelte die seltsamen Anwandlungen ab, die ihn zu übermannen drohten.
    Er trat auf Nicole zu und packte sie am Arm. Fast gewaltsam mußte er sie aus dem Kreis der Tänzer ziehen.
    ***
    Vorbei an Paaren, die sich ganz offen wie Satyrn und Bacchantinnen benahmen, verließen Zamorra und Nicole den Marktplatz.
    Die Beschreibung der Serviererin erwies sich als ausgezeichnet. Sie fanden die Rue Emile Zola auf Anhieb. Es war eine kleine, enge Seitenstraße, in der es nicht einmal Straßenlaternen gab. In den meisten Häusern brannte jedoch Licht, so daß sie sich trotzdem ohne große Mühe orientieren konnten.
    Nummer 26 war ein zweistöckiges Haus. Namensschilder existierten nicht. Auch eine Klingel war nicht zu entdecken.
    Zamorra ließ sich dadurch nicht entmutigen. Mit den Knöcheln der rechten Hand klopfte er hart gegen die hölzerne Haustür. Aber auch nach dem dritten Versuch kam noch niemand, um zu öffnen.
    »Wahrscheinlich ist keiner da«, vermutete Nicole. »Fast die ganze Stadt dürfte sich ohnehin auf dem Marktplatz aufhalten.«
    Der Professor deutete zum ersten Stock hinauf. Ein Fenster war erleuchtet.
    »Es muß jemand da sein«, stellte er fest. »Und diesem Jemand wollen wir jetzt mal Feuer unter dem Hintern machen!«
    Er bückte sich, tastete mit den Fingern auf der Erde herum. Ein flacher Stein, groß wie eine Zigarettenschachtel, schlüpfte in seine Hand. Er richtete sich wieder auf, machte eine schwungvolle Armbewegung und schleuderte den Stein nach oben.
    Sein Zielvermögen erwies sich als hervorragend. Klirrend ging die Fensterscheibe zu Bruch.
    Wenige Augenblicke erschien die Silhouette einer Frau am Fenster.
    »Lumpengesindel!« ertönte eine schrille Stimme. »Verschwindet, oder ich schütte euch eine Waschschüssel mit kochendem Wasser über eure dreckigen Bälge!«
    Trotz der harten Worte klang die Stimme zittrig und nicht frei von Angst. Ganz offensichtlich gehörte sie einer älteren Frau, die sich gar nicht so wohl in ihrer Haut fühlte.
    Zamorra versuchte es mit Diplomatie. »Wir sind kein Lumpengesindel, Madame«, rief er nach oben. »Nur ein paar Fremde, die einige Fragen haben.«
    »Verschwinden Sie!« keuchte die Frau.
    Der Professor spürte, daß die Wut in ihm aufstieg wie das Wasser in einer Pumpe.
    »Wenn Sie jetzt nicht sofort auf meine Fragen antworten, dann komme ich hoch und schmeiße Sie aus dem Fenster, Sie alte, verhutzelte Hexe!«
    Seine Drohung hatte Erfolg.
    »Was… was wollen Sie wissen?« wurde er gefragt. Ziemlich kleinlaut auf einmal.
    »Kennen Sie einen Mann namens André d’Avallon?« wollte Zamorra wissen.
    »Ja«, kam die Antwort. »D’Avallon, das ist ein Freund meines Sohns Albert.«
    Na also, dachte der Parapsychologe. Glück mußte der Mensch haben.
    »Wo ist Albert?« erkundigte er sich.
    »Wo soll er schon sein? Saufen und Huren natürlich!«
    »Und d’Avallon?«
    »Was weiß denn ich!« sagte die Frau unfreundlich. »Er ist abgereist.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen schon. Gott sei Dank, daß er aus dem Haus ist, der verrückte Kerl.«
    »Sie fanden ihn verrückt? Wieso?«
    Das verächtliche Schnauben der Frau war deutlich zu hören. »Ist einer vielleicht nicht verrückt, wenn er was von Dämonen schwafelt? Wenn er allen Ernstes behauptet, überall welche zu sehen? Nur Verrückte tun so was.«
    Zamorra sah das ganz anders. André d’Avallon war also hier in Limaux gewesen. Und er hatte Dämonen gesehen! Der Professor zweifelte nicht daran, daß ihn der Telepath aus diesem Grunde angerufen hatte. Und er zweifelte im Grunde genommen auch nicht mehr daran, daß ihn die Dämonen entlarvt, unschädlich gemacht und durch dieses Surrogat in seinem Apartment ersetzt hatten. Er wußte damit eigentlich genug. Mehr konnte ihm die Frau da oben am Fenster auch nicht sagen.
    »Danke,

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