0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift
Ich hatte gehofft, du hättest es verhindern können.«
»No«, antwortete ich, »das konnte ich nicht, aber es wäre nett, wenn du mir endlich deinen Namen nennen würdest. Ich spreche nicht gern mit Leuten, die ich nicht kenne.«
Er lachte auf eine seltsame, fast lautlose Art.
»Wir werden uns schon noch kennenlernen, G-man. Nimm an, ich wäre ein Mann, der bei dem Verkauf von fünfzehn gewissen Zentnern ein gewichtiges Wort mitzureden hat.«
»Bist du Morgans Boß?«
»Laß die Fragen! Kannst du die Fahndung nach den drei Burschen abblasen?«
»Nein, dazu ist es zu spät. Wenn ihr Burschen von dieser Sorte zum offenen Mord auf die Straße schickt, so müßt ihr damit rechnen, daß die Polizei des ganzen Landes sie hetzt.«
»Willst du dir an der Ladung nicht mehr die Finger vergolden?« fragte der Anrufer.
Irgend etwas an der Art des Mannes vorriet mir, daß er ein härterer Bursche als Cols Morgan war, vielleicht noch härter als Terrence Retting. War er der wirkliche Kopf des Unternehmens?
»Cols wird dir gesagt haben, was ich für euch tun kann, aber mehr kann ich nicht tun. Freeman, Razzoni und Dexter werden gesucht, und wenn sie gefunden worden sind, wird man sie verhören, und man wird ihre Alibis nachprüfen.«
Er schwieg zwei Sekunden lang.
»Du hast eine Chance, dein Interesse an unserem Geschäft zu beweisen. Keiner von den dreien darf dem FBI lebendig in die Hände fallen«
»Hör mal, mein unbekannter Freund«, sagte ich. »Du verlangst Unmögliches. Ich kann nicht befehlen, daß Freeman, Razzoni und Dexter erschossen werden, wenn sie die Hände hochnehmen. Solches Vorgehen ist bei uns nicht üblich.«
»Für eine Million Dollar sollte sich auch ein G-man über die Dienstvorschrift hinwegsetzen. Bei Dexter ist es mir relativ gleichgültig, was ihr mit ihm macht, aber Freeman und Razzoni dürfen keine Gelegenheit bekommen, den Mund aufzumachen.«
»Kann ich mal ’ne Frage stellen? Hast du in dem Auto gesessen, aus dem heraus gestern Gomez und Collec umgelegt wurden?«
Schweigen.
»Noch ’ne Frage. Hast du das Feuerwerk auf dem Hudson-Drive abgebrannt?«
Er lachte wieder auf diese lautlose Art. Ich nahm es als Bestätigung.
»Schön, ich nehme es zur Kenntnis«, sagte ich, »aber unterlasse in Zukunft diese Späße, wenn ich mich in Damenbegleitung befinde.«
»Tut mir leid, G-man, aber ich konnte keine Rücksicht darauf nehmen.«
»Ich sage es dir auch nur für die Zukunft, falls du es noch einmal probieren willst, mir eins auszuwischen.«
»Es liegt ganz bei dir, ob ich es noch einmal versuchen muß.«
»Höre, ich finde, es wird Zeit, daß wir uns einmal Auge in Auge gegenüberstehen.«
»Wir werden uns sehen, wenn ich es für richtig halte. Denke an Freeman und Razzoni.«
Es knackte. Er hatte aufgelegt.
Ich legte den Hörer auf die Gabel und genehmigte mir eine Zigarette.
Interessanter Anruf. Freeman und Razzoni und dieser Unbekannte waren also an der Schießerei vor dem Shelton-Hotel beteiligt. Demnach war der dritte Verschwundene, Ray Dexter, vermutlich der Mann, der Satcho Gomez die Rauschgiftprobe überbracht hatte.
Dexter konnte also wahrscheinlich nur Morgan belasten, weil er von ihm die Aktentasche mit dem Schnee erhalten hatte, aber Freeman und Razzoni waren für den Unbekannten gefährlich, weil sie gegen ihn als Zeugen auf treten konnten, wenn wir ihrer habhaft wurden.
War demnach Cols Morgan nur eine vorgeschobene Figur? Oder ein gleichberechtiger Partner? — Diese Frage konnte ich noch nicht entscheiden.
Ich zog mich an und fuhr ins Hauptquartier. Ich fand Phil im Büro. Wir ließen uns Bell Fydie vorführen.
Gomez’ ehemaliger Gorilla wurde einem langen Verhör unterzogen. Es dauerte vier Stunden. Erst schwieg er, dann beschimpfte er mich, dann begann er zu reden.
Über alles, was sich in New York zugetragen hatte, wußte er nicht mehr zu sagen, als daß sein Chef mit Morgan verhandelt hatte, aber er war nie Ohrenzeuge einer solchen Verhandlung gewesen. Daß es sich um Rauschgift gedreht hatte, wußte er aus gelegentlichen Äußerungen seines Chefs, aber er hatte nie ein Wort aus Cols Morgans Mund gehört, und so war er als Zeuge gegen ihn nur von sehr bedingtem Wert.
Über Gomez’ Unternehmungen in San Francisco wußte Fydie besser Bescheid. Er lieferte uns eine Menge Namen, nannte uns Kapitäne von Küstendampfem, die in Gomez’ Schmuggelnetz eingespannt waren, beschrieb die Lagerplätze und konnte einen guten Teil der Handelsorganisation
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