0101 - Drei Lastwagen voll Rauschgift
hochnehmen, sobald ich ihrer habhaft wurde, um ihr Alibi zu überprüfen.
Einer von ihnen hatte wahrscheinlich Gomez die Aktentasche überreicht, während die anderen beiden am Hotel auf den Händler gewartet hatten, um zu sehen, ob er irgendeine Verbindung mit mir hielt. — Nun ja, das sahen sie deutlich genug, als ich aus dem Wagen stieg, und sie schossen sofort. Wahrscheinlich hatten sie den Befehl erhalten, vor nichts zurückzuschrecken, falls Satcho Gomez sich mit mir eingelassen haben sollte.
Morgan mußte Verdacht geschöpft haben, als Gomez die Abhängung der Beschattung mit leichter Hand abtat.
Eine Menge Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wenn ich wie ein Polizist vorging und verhaftete, was mir unter die Finger kam, dann lief sich die Geschichte tot. Nur Morgan kannte auf Grund meiner Aussage vor Gericht gestellt werden, aber es war fraglich, ob ein Gericht ihn verurteilen würde. Wir versperrten uns andererseits selbst den Weg zu der Rauschgiftladung, wenn wir kurzerhand den ganzen Verein hinter Gitter steckten.
Und noch eines hielt mich zurück.
Keiner von ihnen hatte auf mich geschossen. Es mochte sein, daß Morgan dafür einen Killer gedungen hatte, aber es konnte auch sein, daß dieser Überfall von einem Mitglied der Bande verübt worden war, das wir nicht kannten, vielleicht von einem Mann, der wirklich alle Fäden in der Hand hielt und dem selbst Cols Morgan gehorchte.
Ich verhaftete niemanden. Ich winkte Morgan mit der Hand und sagte:
»Komm mal mit!«
Ich ging zu einem Tisch in der linken Ecke des Lokals, setzte mich und wartete, bis auch Morgan Platz genommen hatte. Ich wußte, daß er trotz seiner hochtrabenden Worte Angst vor einer Verhaftung hatte, und darauf baute ich meinen Plan.
»Du hast Gomez erledigen lassen, weil er mit mir arbeitete«, erklärte ich. »Du hattest Angst, ich könnte über Gomez an dich herankommen. Wahrscheinlich sollte ich auch eine Kugel abbekommen, aber du siehst, daß es nicht geklappt hat. Wenn du nicht auf diese dämliche Weise dazwischengefunkt hättest, hätten wir uns in ein paar Tagen alle mit dick geschwollenen Taschen auf unseren Altenteil zurückziehen können. Woher willst du jetzt einen Mann herbekommen, dessen Brieftasche dick genug ist, um den Schnee zu übernehmen? Es wird lange dauern, bis du einen zweiten Käufer von Gomez' Format findest. Und mich bist du dann auch nicht los. Das ganze Spiel fängt von vom an.«
Ich unterbrach mich und blickte zur Theke.
»Gib mir etwas zu trinken. Meine Kehle ist trocken.«
Er ging selbst zur Bar und kam mit einem Glas und einer Flasche zurück. Ich genehmigte mir einen kräftigen Schluck und fuhr gelassen fort:
»Ich verstehe, daß man ein paar Kugeln im Werte von 50 Cents daran wendet, um eine Million Dollar zu sparen. Ich kann es mir nicht leisten, dir böse zu sein, nur weil du ein bißchen auf mich schießen läßt, aber du solltest es dir abgewöhnen. — Ich werde dir beweisen, daß mir mehr daran liegt, mit dir ins Geschäft zu kommen, als dich hinter Gitter zu bringen. Ich könnte dich und deinen Verein hochnehmen. Wir würden dich durch die Mangel drehen, und ich bin nicht sicher, ob du dann so eisern schweigen würdest, wie du es dir vorgenommen hast. — Paß auf, ich werde dich nicht verhaften. Suche einen neuen Käufer, aber wenn du ihn gefunden hast, so beteilige mich an dem Geschäft.«
Er sah mich an, und ich glaubte, einen Schimmer von Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen, aber er schwieg.
»Eure Alibis werden überprüft«, fuhr ich fort. »Das kann ich nicht verhindern, ohne selbst in schiefes Licht zu geraten. Ich hoffe, eure Alibis sind in Ordnung.«
»Ja, das geht nicht anders.«
Er preßte die Lippen aufeinander.
»Auch Fydie liefere ich beim Hauptquartier ab. Ich hoffe, er hat nicht zuviel von euren Verhandlungen mitbekommen, denn er wird ohne Zweifel reden.«
Wieder gab Cols Morgan keine Antwort.
»Sind wir einig?« fragte ich.
Er sah mich lange an. Dann öffnete er den Mund und sagte langsam:
»Sie müssen wissen, was Sie zu tun haben, G-man.«
Ich tat, als wäre ich mit dieser Antwort zufrieden. Ich stand auf, winkte Fydie und verließ »Luckys Inn«.
»Wohn fahren wir?« fragte Fydie, als wir Jefferson—Park verließen.
»Zum Hotel!«
»Heh!« schrie er entsetzt auf. »Da sind cioch längst die Cops!«
»Na und«
»Die Bullen nehmen uns sofort fest!«
»Uns? — Fydie, du vergißt, daß ich selbst ein Bulle bin.«
Er biß sich auf die Lippen.
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