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0102 - Die Horde aus dem Jenseits

0102 - Die Horde aus dem Jenseits

Titel: 0102 - Die Horde aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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augenblicklich annehmen wird.«
    ***
    Walter Sherman lieferte Geraldine Norris zu Hause ab. Er riet ihr, mit niemandem über das nächtliche Schauererlebnis zu sprechen, denn man würde ihr ohnedies nicht glauben. Bestenfalls würde sie Gefahr laufen, für verrückt gehalten zu werden. Hatte sie das nötig? Sie versprach ihm, darüber zu schweigen. Was sie erlebt hatten, sollte für alle Zeiten ihr beider Geheimnis bleiben. Nur eines wollte Geraldine: Walt mußte ihr versprechen, künftighin um jenen Geisterwald einen großen Bogen zu machen. Zu nichts war er mehr bereit als dazu.
    Nachdem sich das Tor hinter Geraldine geschlossen hatte, wandte sich Walter Sherman um und setzte seinen Heimweg fort.
    Er kam am finsteren Bahnhofsgebäude vorbei. Dahinter kläffte ein Köter. Über dem Dach des Rathauses strahlte ein fahler Halbmond. Wolken deckten ihn hin und wieder zu, flogen weiter, gaben ihn wieder frei. Alles das bedeutete für Walter Sherman in dieser Nacht sehr viel. Alle diese Eindrücke erlebte er in dieser Nacht wesentlich intensiver als sonst, denn sie machten ihm bewußt, daß er lebte, und das war nach dem, was er mit Geraldine im Wald erlebt hatte, bei Gott keine Selbstverständlichkeit.
    Walter überquerte den Dorfplatz, in dessen Mitte ein großer Brunnen stand. Der große, kräftige Junge hörte plötzlich Schritte hinter sich und blieb stehen. Aus einer schmalen Gasse kam ein schäbig gekleideter Mann um die Fünfzig. Sein graues Haar war zerzaust. Er war wie fast immer betrunken. Sein Gang hatte etwas Beschwingtes an sich.
    Als er Walter entdeckte, schaukelte er auf ihn zu. »Na, Walt? So spät noch unterwegs?«
    »Was dagegen?« fragte Sherman ablehnend.
    Irving Hill, Walts Gegenüber, griente. »Aber nein. Weshalb sollte ich? Wie geht es Geraldine?«
    »Gut.«
    »Freut mich zu hören. Ihr seid ein hübsches Paar. Stimmt es, daß ihr demnächst heiraten wollt?«
    »Wer sagt das?«
    »Die Leute.«
    »Die sollten sich besser um ihren eigenen Dreck kümmern«, murrte Walter ärgerlich.
    Hill lachte. »He, he, warum denn so aggressiv? Ist dir etwas über die Leber gelaufen?«
    »Ich hasse diesen verdammten Tratsch,«
    »Das ist nun mal so auf dem Dorf. Hier will jeder alles über jeden wissen.«
    »Ich finde das zum Kotzen.«
    »Anders ist es nur in der Stadt. Dort weiß einer vom ändern nichts.«
    »Manchmal ist das fast besser«, sagte Walter Sherman. Er wollte sich umwenden und weitergehen.
    Hill legte ihm die Hand auf den Arm. »Sag mal, was ist denn mit deinem Wagen? Du bist doch einer von denen, die normalerweise jeden Meter fahren.«
    »Die verdammte Karre hat mich im Stich gelassen«, ärgerte sich Walter, und plötzlich fiel ihm ein, daß auch daran der Spuk im Wald schuld gewesen sein konnte.
    Irving Hill breitete grinsend die Arme aus und sagte: »Willkommen also in der Fußgängergilde. Ich laufe schon seit drei Jahren.«
    »Ja. Weil sie dir den Führerschein abgenommen haben.«
    »Der Grund tut nichts zur Sache. Ich laufe. Das zählt. Als die Bullen mir den Schein abnahmen, taten sie an mir zum erstenmal ein gutes Werk. Nun bin ich gezwungen, gesund zu leben, nicht wahr?« Hill kicherte.
    Walter nickte. »Wenn du dich nicht zu Tode säufst, kannst du steinalt werden.«
    Irving Hill stach mit dem Zeigefinger gegen Walters Brustbein. »Das habe ich vor, mein Junge. Genau das.« Kichernd ging er weiter.
    Walter Sherman blickte ihm kopfschüttelnd nach, bis er nicht mehr zu sehen war.
    Plötzlich beschlich ihn ein eigenartiges, unerklärliches Gefühl. Er stand allein auf dem rechteckigen Dorfplatz und hörte hinter sich das monotone Rauschen des Brunnens. Er schauderte, ohne zu wissen, weshalb. Beobachtete ihn jemand? Hastig blickte er sich um. Keine Menschenseele weit und breit. Vom Brunnen her schien eine rätselhafte Kälte auf ihn zuzukriechen. Der Brunnen schien eine unheimliche Ausstrahlung zu besitzen. Mit einemmal fühlte sich Walter Sherman vom Brunnen magisch angezogen.
    Etwas lockte ihn. Süße, liebliche Klänge entstanden in seinem Kopf und weckten seine Neugier. »Komm!« raunten ihm weiche, einschmeichelnde Mädchenstimmen zu. »Komm näher.«
    Er sträubte sich gegen die Verlockung.
    Er wollte weitergehen. Es war nicht mehr weit bis nach Hause. Aber irgend etwas übernahm die Befehlsgewalt über ihn. Er war nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Seine Beine wurden von einer undefinierbaren Automatik bewegt.
    Der große Dorfbrunnen war ein großartiges Meisterwerk eines Londoner

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