0102 - Die Horde aus dem Jenseits
grausa mer Mord.«
Der häßliche Küster senkte den Blick und nickte langsam. »Das denke ich heute.«
***
Während Geraldine Norris mit starren Augen in die Dunkelheit blickte, tastete Walter Sherman nach dem Startschlüssel. Das Metall war so extrem kalt, daß Walter unwillkürlich zurückzuckte. Verwirrt griff er erneut nach dem Schlüssel. Die Kälte strömte in seinen Arm, bis zur Schulter hinauf, kroch weiter zu seinem Nacken und setzte sich dort unangenehm fest. Ärgerlich drückte er die Zigarette im Aschenbecher aus. Dann drehte er den Zündschlüssel mit einem schnellen Ruck um.
Nichts geschah.
»Verdammt!« knurrte Walter Sherman.
»Was ist?« fragte Geraldine nervös. Das helle Oval war verschwunden. Dennoch war die Angst des Mädchens geblieben.
»Der Mistkübel springt nicht an«, zischte Walter ärgerlich.
»Wie oft habe ich dir schon geraten, die Batterie auszutauschen. Du hörst ja nicht auf mich«, sagte Geraldine beunruhigt.
»Fang jetzt bloß nicht an, mich zu nerven!« fuhr Walter sie gereizt an. »Ich hab’ die Batterie in der vergangenen Woche erst aufladen lassen. Jody Becker hat mir versichert, sie wäre nun wieder so gut wie neu.«
»Da siehst du mal wieder, was man von Jody Beckers Worten halten kann.«
Walter Sherman versuchte es noch mal. Wieder nichts. Er schüttelte grimmig den Kopf. »Verstehe ich nicht. Daß der verfluchte Anlasser so gar nichts tut… Ich meine, man hört nicht mal ein Geräusch. Und vorhin lief die Maschine noch völlig problemlos.«
Er stieß die Tür auf.
»Was machst du?« fragte ihn Geraldine erschrocken.
»Ich seh’ mal nach, was der Karre fehlt. Es kann ja nicht viel sein. Vielleicht hat sich ein Kabel gelockert.«
»Walter, ich sage dir, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.«
Sherman griente. »Du solltest aufhören, Spukgeschichten zu lesen. Die tun dir offensichtlich nicht gut.«
Er löste die Verriegelung der Motorhaube, nahm eine Stablampe zur Hand, klappte den Motordeckel hoch und beugte sich über die Maschine.
Geraldines Augen begaben sich wieder auf die Suche. Sie entdeckte zwei Glutpunkte in der Dunkelheit, die sie für Augen hielt. Wie unter einem Peitschenschlag zuckte sie zusammen. Etwas schnürte ihre Kehle zu. Eine eigenartige Kraft ging von diesen Glutpunkten aus. Sie fühlte sich in den Bann dieses unheimlichen Blickes geschlagen.
»Verdammt noch mal, hörst du denn nicht!« schrie Walter Sherman ärgerlich zum offenen Wagenschlag herein.
Geraldine schüttelte benommen den Kopf. »Wie?« fragte sie, als wäre sie soeben aus einer tiefen Trance erwacht. »Was ist?«
»Dreimal habe ich dich gebeten, den Startschlüssel umzudrehen. Du hast überhaupt nicht reagiert.«
»Ich habe dich nicht gehört.«
»Pennst du?« blaffte Walter gereizt.
»Was soll ich jetzt tun?« Geraldine wich seinem Blick aus.
»Starten.«
Geraldine nickte hastig. Sie zwang sich, nicht mehr zu den unheimlichen Glutpunkten hinzusehen. Das kostete sie sehr viel Überwindung, aber sie schaffte es. Schnell griff sie zum Startschlüssel, während Walter wieder hinter der Motorhaube verschwand. Sie drehte den Schlüssel hoffnungsvoll um. Kein Geräusch. Geraldines Herz begann, wie verrückt gegen die Rippen zu trommeln.
Walter wollte es nicht wahrhaben, aber sie fühlte es mit jeder Faser ihres Körpers - Gefahr!!!
Er kam zurück. »Hast du schon gestartet?«
»Ja.«
»Scheiße!« Er nagte an seiner Unterlippe. »Ich kann den Fehler nicht finden.«
»Versuch es noch mal, Walter. Bitte.«
»Es hat keinen Zweck.«
»Bitte, Walter«, flehte das Mädchen. Sie wollte nicht die ganze Nacht hierbleiben. Die Angst hätte sie umgebracht.
Walter Sherman werkte weitere fünfzehn Minuten ohne Erfolg. »Jetzt reicht’s aber«, sagte er verdrossen. »Komm, steig aus. Wir lassen die Rostlaube einfach hier stehen und gehen zu Fuß nach Hause.«
Geraldine riß bestürzt die Augen auf. »Was sagst du da?«
»Nun hab’ dich doch nicht so. Bist du noch nie zu Fuß gegangen?«
»Ich habe dir schon einige Male erklärt, daß ich mich hier fürchte!«
»Es wird dich schon keiner fressen. Nun komm schon. Der Wagen geht nicht. Ich kann nicht hexen. Wir müssen nach Hause. Also müssen wir laufen. Wenn wir die Abkürzung nehmen, sind wir in dreißig Minuten in Tunstall.«
Wieder weiteten sich Geraldines Augen in größtem Erschrecken. »Die Abkürzung? Walter, die führt doch mitten durch diesen Wald!«
»Na und? Ist das denn gar so schlimm?«
»Keine zehn
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