0103 - Asmodinas Todesengel
Professor.
»Sie haben es auch mit eigenen Augen gesehen. Doch wenn ich Ihnen von einem Land erzähle, in dem es aussieht wie vor zweihundert Millionen Jahren, würden Sie mich sicherlich für verrückt erklären, Professor.«
Higgins nickte. »Das könnte sein.«
»Und deshalb lasse ich es bleiben.«
Higgins preßte hart die Lippen zusammen, bis sie nur noch einen Strich bildeten.
Nach einer Weile des Nachdenkens meinte er: »Der angeblich Tote ist verschwunden. Das bleibt eine Tatsache, und davon beißt keine Maus den Faden ab. Wir müssen zusehen, Fryley, daß es sich nicht herumspricht. Ich werde auch Schwester Genoveva verständigen, damit die ihren Mund hält.«
Sie brauchten die Schwester gar nicht zu rufen, die kam allein.
Wie ein Gewitter stürmte sie in das Zimmer, wollte sprechen und blieb starr stehen, als ihr Blick auf das leere Bett fiel.
»Wo… wo ist Mr. Sinclair?« flüsterte sie.
»Das kann Ihnen von den Leuten hier niemand erklären«, sagte plötzlich eine energische Frauenstimme. Die Sprecherin schob sich an der Krankenschwester vorbei und schloß die Tür.
Higgins holte tief Luft. »Was unterstehen Sie sich!« schrie er.
»Wer sind Sie überhaupt, daß Sie hier in den Raum platzen? Das ist eine Unverschämtheit, eine bodenlose Frechheit, Sie…«
»Jetzt halten Sie mal die Luft an, Professor«, sagte die schwarzhaarige, ungemein hübsche junge Frau. »Mein Name ist Damona King. Und wenn jemand John Sinclair helfen kann, dann bin ich es.«
»Sind Sie die Damona King?« fragte Jane Collins.
»Ja.«
Die Detektivin atmete auf und streckte ihr die rechte Hand entgegen. »Dann heiße ich Sie recht herzlich in unserem illustren Kreis willkommen.«
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, murmelte der Professor.
Und Dr. Fryley wußte gar nicht, wo er zuerst hinschauen sollte.
Zur Schwarzen oder zur Blonden. Er entschied sich dafür, seine Blicke wechseln zu lassen.
Auch Superintendent Powell hatte schon von der Weißen Hexe Damona gehört. Er hieß sie ebenfalls willkommen.
Schwester Genoveva begriff überhaupt nichts mehr. Sie saß in der Ecke und schüttelte nur den Kopf. Die letzten Ereignisse hatten sich zu sehr überstürzt.
»Inwiefern können Sie John Sinclair behilflich sein?« fragte Jane Collins.
»Mr. Sinclair ist wahrscheinlich entführt worden, wenn ich das recht sehe«, sagte Damona King.
»Ja.«
»Ich habe ihn gesehen!«
Sprachlos schauten Sir Powell, Jane Collins und Suko die dunkelhaarige Frau an.
»Sie haben ihn gesehen?« echote der Chinese. »Ja, um Himmels willen, wo denn?«
»In meinem Stein.«
Fryley fing plötzlich an zu lachen. »Jetzt drehe ich bald ganz durch«, gluckste er.
»Seien Sie still!« fuhr Sir Powell ihn an.
Auch von Damona King erntete der junge Arzt einen strafenden Blick.
Damona holte aus ihrer Tasche einen schwarzen, matt glänzenden Stein hervor. »Um Ihnen die Geschichte des Steins zu erklären, ist hier nicht der richtige Ort. Soviel sei aber gesagt: Dieser Stein besitzt magische Kräfte, und daß irgend etwas mit John Sinclair passierte, habe ich durch ihn bemerkt. Er reagierte plötzlich ganz anders, völlig unnormal. Er hätte mich sogar umgebracht, wäre es mir im letzten Augenblick nicht gelungen, mich von ihm zu lösen. Als ich ihn dann in der Hand hielt, veränderte er sich, und ich sah das Bild eines blondhaarigen Mannes, eben Ihr John Sinclair.«
»Wie sind Sie in dieses Krankenhaus gelangt?« fragte Superintendent Powell.
»Ich folgte den Strahlen des Steins. Es war ganz einfach.«
»Wie wollen Sie uns helfen?« erkundigte sich Jane.
»Zuerst müßte ich die Vorgeschichte wissen.«
»Die kann ich Ihnen erzählen.« Jane Collins machte ihr in wenigen Worten klar, was sich ereignet hatte.
Damona King hörte konzentriert zu und nickte ein paarmal. »Ja«, meinte sie nach einer Weile. »John Sinclair wird sich in der Grauen Galaxis aufhalten, wenn ich das mal so nennen darf.«
Jane runzelte die Stirn. »Graue Galaxis? Was ist das denn nun schon wieder?«
»So nennt sich das Reich der Höllentochter.«
»Und wo liegt es?«
Damona King hob die Schultern. »Überall und nirgendwo«, antwortete sie orakelhaft.
»Damit kommen wir nicht weiter.«
Damona lächelte Jane an. »Aber mit meinem Stein. Ich werde versuchen, mit den Kräften des Jenseits Kontakt aufzunehmen. Vielleicht sogar mit meiner Mutter.«
»Ihre Mutter ist tot?« fragte Jane.
»Ja, aber ich habe ständig Kontakt mit ihr. Eben durch meinen ererbten
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