0103 - Asmodinas Todesengel
Stein.«
Die beiden Ärzte schüttelten die Köpfe. Sie verstanden nichts, hielten sich jedoch zurück.
»Was können Sie konkret tun?« erkundigte sich Superintendent Powell.
»Ich muß versuchen, meine Mutter zu erreichen.«
Sir Powell schaute Jane Collins und Suko an. Es paßte ihnen nicht, zur Untätigkeit verdammt zu sein, das sah man ihren Gesichtern an. Aber was sollten sie machen? Das Gesetz des Handelns war ihnen aus den Händen genommen worden. Sie mußten zusehen.
Damona King schaute zu dem Fenster hin. »Wenn einer von Ihnen vielleicht die Vorhänge zuziehen könnte?«
Suko war der Schnellste. Er erledigte die Aufgabe rasch.
Professor Higgins hatte noch einen Einwand. »Wollen Sie tatsächlich diesen Hokuspokus hier durchführen?«
»Ja!« sagte Sir Powell hart.
Higgins schwieg.
Damona deutete auf die freie Stelle vor der Tür. »Darf ich Sie bitten, einen Kreis zu bilden?«
»Alle?« fragte Doktor Fryley.
»Ja.«
Auch Schwester Genoveva trat hinzu. Wie auch die anderen vernahm sie Damonas Erklärungen.
»Ich darf Sie höflichst darum bitten, kein Wort zu sprechen. Und halten Sie sich an den Händen. Was auch immer geschehen mag, unterbrechen Sie diesen Kreis nie, denn dann gerät die Magie außer Kontrolle, und ich kann für nichts mehr garantieren. Sind Sie bereit?«
Ein mehrfaches »Ja« war die Antwort.
Damona King betrat den Kreis, den Jane und Suko sofort hinter ihr schlossen.
Die schwarzhaarige Frau setzte sich auf den Boden, legte ihren Stein auf die linke Handfläche und senkte den Kopf.
Es wurde still.
Nicht einmal das Atmen war zu hören.
Damona King begann mit ihrer Beschwörung…
Ich starrte auf den roten Stein und versuchte, die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen.
Es klappte nicht.
Es war ein wirres Durcheinander von Eindrücken, Erlebnissen und Taten.
Wie kam der Stein in meine Hand? Ich schaute auf ihn nieder, konzentrierte mich auf ihn, und plötzlich kam die Erinnerung zurück.
Das Krankenzimmer, der Vampir, das Nichts, die lange Reise durch die Dimensionen. Und nun war ich hier.
In meinem Körper.
Aber wieso? Wieso waren Körper und Geist wieder vereint? Das hätte doch gar nicht sein dürfen, mein Körper war doch zurückgeblieben.
Und jetzt?
Ich schüttelte den Kopf, schaute auf meine linke Schulter und sah dort den Verband. Und auch mein Kreuz war noch vorhanden.
Sonst besaß ich keine Waffe.
Allerdings kam ich mir in meiner Kleidung ziemlich deplaziert vor.
Ich trug nur einen Schlafanzug, allerdings einen modernen, dessen Oberteil man durchaus als Hemd benutzen konnte. Barfuß war ich auch nicht. Sandalen schützten meine Füße.
Und das war gut so, denn unter mir befand sich ein harter, felsartiger Boden. Durchzogen von zahlreichen Rissen und kleineren Spalten, die mit gelbbraunem Sand gefüllt waren.
Ich schaute mich um und sah ein Land wie aus einem Alptraum.
Es bestand aus Wüsten und Felsen, wohin man auch schaute. Eine vegetationslose Zone, die dem Vorhof zur Hölle glich.
Über dem Land lag ein fahler Himmel, ähnlich dem auf der Erde, wenn ein Gewitter im Anmarsch ist.
Atmen konnte ich, und das war die Hauptsache. Der warme, manchmal heiße Wind wehte über das Land und trieb lange Staubschleier vor sich her.
Lebewesen sah ich keine.
Stehenbleiben konnte ich auch nicht. So ging ich langsam vor. Die Schleier wurden dichter. Ich hatte das Gefühl, daß sie mit jedem Schritt, den ich machte, an Intensität zunahmen. Seltsamerweise wehten sie mir nicht ins Gesicht oder gegen meinen Körper, sondern umkreisten mich wie grazile Tücher.
Aus welchem Grund?
Ich ging weiter, und die Schleier hatten sich vor mir zu einer wahren Wand aufgebaut.
Einer Wand, in die plötzlich Bewegung kam.
Überrascht und fasziniert zugleich, blieb ich stehen. Was ich zuvor nicht gesehen hatte, bot sich jetzt meinen Augen. Die graue Wand bewegte sich wie von unsichtbarer Hand in zwei große Hälften und gab mir den Blick auf eine Burg frei.
Eine Illusion? Eine Täuschung? Eine Fata Morgana? Ich stand tatsächlich vor der Burg und konnte nur staunen.
Sie war ein wahres Prachtexemplar. Die Burg wies vier hohe Türme auf, die wie dicke Zigarren in die Höhe stachen. Durch Laufgänge waren die Türme miteinander verbunden, und ich sah auch die zahlreichen Löcher und Schießscharten im braunen Mauerwerk.
Nur Menschen oder Dämonen sah ich nicht.
Ich wollte natürlich wissen, ob diese Burg echt war, und schritt auf sie zu.
Zwischen zwei Türmen befand sich ein
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