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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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unsterblich zu werden…
    Und wie?
    Obwohl Kim Lisöjn nichts laut werden ließ, wußte er doch, daß ein Menschenopfer dafür erforderlich war. Sein eigenes…
    Er wehrte sich nicht, als man ihm wieder Fesseln anlegte, ihn unterfaßte und in das Innere des Gebäudes schleppte.
    Die Wände waren fugenlos verputzt. Es roch nach Kalk und Öl, das in den überall verteilten Schalen flackernd verbrannte und die Schatten an den Wänden tanzen ließ. Der Boden war mit Steinplatten ausgelegt. Einige davon waren schwarz und bildeten den Drudenfuß als Muster. Genau in der Mitte dieses magischen Zeichens dann ein schwarzer Steinblock ohne jeden Schmuck und ohne jede Zierde. Er war nur roh behauen und nahm sich in dieser Umgebung surrealistisch aus. Er reflektierte das Licht der Öllampen nicht. Er saugte es auf in seiner tiefen Schwärze und stand da wie ein Loch in einem sternenlosen Universum.
    An einer der Schmalseiten des Blocks stand eine mannshohe Konsole aus weißem, poliertem Material. Wenn der Gedanke nicht zu abwegig gewesen wäre, hätte Kim Lisöjn es für reinsten Alabastermarmor gehalten. Doch wie sollte ausgerechnet dieses edle Gestein in diesen gottverlassenen Winkel der Welt geraten sein?
    Doch die Säule interessierte ihn weniger als der Pokal, der darauf stand. Den kannte er. Er war aus purem Gold. Als Narko in seinem Laboratorium auftauchte, hatte er das ins Riesenhafte anwachsende Gefäß über ihn gestülpt. Er hatte ein paar Feuer auf dem Grunde des Pokals zu sehen geglaubt.
    Die Lagerfeuer der Fenna, die ihm aus der Vergangenheit entgegenleuchteten?
    Kim Lisöjn wurde wie eine Puppe hochgehoben und auf den Opferstein gezerrt. Mit Stricken zurrte man ihn fest, als ob er nicht schon jede Lust verloren hätte, das Unvermeidbare nochmals von sich abzuwenden zu versuchen. Das hätte seine Qualen nur verlängert, und Kim Lisöjn wollte endlich seine Ruhe haben.
    Er ließ sich festzurren und starrte gegen die schwarze Decke über sich. Sollten sie mit ihm machen, wozu immer sie Lust hatten. Er war zu jeder Schandtat bereit, auch wenn er selbst das Opfer dieser Schandtat abgeben sollte.
    Kim Lisöjn hörte, wie seine Peiniger sich zurückzogen, und fühlte, daß er mit Narko allein in diesem Kultbau zurückblieb. Er wandte den Kopf ein wenig zur Seite.
    Da sah er den Magier. Seine glattrasierten Züge waren angespannt, verrieten äußerste Konzentration. Die Hände hatte er ineinander verschränkt. Zwar waren seine Augen offen, doch sie schauten blicklos ins Leere. Die Lippen bewegten sich leicht, aber Kim Lisöjn hörte nichts.
    »Dauert’s noch lange, Chef?« fragte Kim Lisöjn schnoddrig in das unheilvolle Schweigen hinein. »Oder soll ich wieder gehen?«
    Narko reagierte nicht. Er schien der Wirklichkeit entrückt. Seine Lippen murmelten weiterhin unhörbare Worte. Er starrte über Kim Lisöjn hinweg den Pokal an. Kim ärgerte sich. Nur zu gerne wollte er Narko, dem Dämonenpriester, beweisen, daß er die Angst vor dem Tod endgültig besiegt hatte.
    Doch irgendwann würde er wohl wieder aus seiner Trance erwachen müssen. Dann nämlich, wenn es zur Tötung kam…
    ***
    Professor Zamorra rang sich zu der Meinung durch, daß er nun genügend lange geprobt habe. Nur schade, daß der Schädel nicht mehr an seiner alten Stelle stand.
    Er hatte seine eigene Beschwörungsformel deshalb geringfügig abgeändert. Der fremde Dämon, der Kim Lisöjn entführt hatte, mußte kommen. Schuf die Anordnung der von Kim Lisöjn umgebauten elektronischen Geräte schon ein magisches Reizklima, so hatte Professor Zamorra noch ein übriges getan und in die Schatzkiste seiner reichen Erfahrungen gegriffen. Er kannte noch einige Tricks mehr, doch vorher versuchte er es auf die Art des Amateurforschers.
    Er gab den Mikrophonen Strom, schloß die Augen und setzte seinen Text auffordernd und in zwingendem Ton ab. Genauso, wie auch Kim Lisöjn gesprochen hatte.
    Ein paarmal wiederholte er das Spiel. Dann schaltete er um auf Empfang. Die Tonbandspulen kreisten, doch aus den Lautsprechern kam nichts.
    Auch zwei weitere Versuche verliefen ergebnislos.
    Hatte es also doch am Schädelknochen gelegen, daß Kim Lisöjns Versuchsanordnung überhaupt zu einem Ergebnis geführt hatte?
    Trotzdem rang er sich noch zu einem dritten Experiment durch. Und diesmal klappte es.
    Er bekam Kontakt.
    »Still, Fremder!« dröhnte es plötzlich aus dem Lautsprecher. »Störe mich nicht länger. Sonst werde ich deine Seele trinken.«
    Professor Zamorra

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