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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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frohlockte.
    Er griff an seinen Hals, wo er sein magisches Medaillon an einer Silberkette aufbewahrte.
    Das Amulett war nicht da!
    ***
    Narko hatte seine Meditation beendet, als er in sich die zwingende Stimme eines Fremden vernahm. Noch war er ein bloßer Magier. Erst der Abschluß aller vorgeschriebenen Riten machte ihn zum unsterblichen Dämon, der für alle Zeiten nach Gutdünken oder vielmehr bösem Willen in die Geschicke der Menschheit eingreifen konnte.
    Doch er stand kurz davor, ein echter Dämon in Menschengestalt zu werden. Alles war bisher nach Wunsch verlaufen. Er hatte ein Menschenopfer aus der Zukunft, wie die magischen Codici das vorschrieben, und nun kam irgend jemand und störte ihn kurz vor dem Erreichen des ersehnten Zieles.
    Narko wollte sich jedoch nicht stören lassen. Die Antwort, die er im Geiste formulierte, schien ihm abschreckend genug zu sein. Er brauchte nur ein einziges Opfer, und das lag vor ihm.
    Vielleicht entging es ihm deshalb, daß er gewisse Strömungen àuffing, die er im Augenblick noch nicht ganz zu deuten vermochte. Noch war er ein Magier, ein Anhänger der schwarzen Druidenkunst. Zum Dämon wurde er erst, wenn…
    Er löste seine Arme aus der Verschränkung und breitete sie weit aus. Vor ihm lag sein Opfer. Alle Forderungen waren erfüllt. Der Fremde aus der Zukunft konnte warten, mußte warten. Und hatte er erst die Zeremonie hinter sich, war er kein Mensch mehr. Dann war er ein Dämon. Dank des Grals, den er nach heftigem Kämpfen an sich gebracht hatte. Der Gral stammte der Überlieferung nach ebenfalls aus den Schätzen Merlins, dem Urvater aller Magier und Alchimisten. Mit Hilfe des goldenen Grals konnte man unsterblich werden. Man wurde zum Dämon. Die Gesetze von Raum und Zeit hatten dann keine Gültigkeit mehr für Narko, den Magier.
    Ohne jedes Mitgefühl warf er einen Blick auf den Gefesselten. Er war nur Opfer. Ein Mittel zum Zweck. Kein Gegenstand mehr, um den man sich Gedanken machen mußte, wenn man ihn erst einmal hatte.
    Der Mann auf dem Basaltblock sagte etwas. Narko verstand nicht. Er hörte auch gar nicht hin. Es war egal, was dieser Mann auf dem Basaltblock noch redete. Es war ohne jede Bedeutung für ihn.
    Narko überzeugte sich lediglich, ob seine Leute ihn fest genug angebunden hatten, und diese Überprüfung fiel zu seiner vollen Zufriedenheit aus.
    Dann plötzlich wieder diese fremde Stimme aus dem Nichts. Eine fordernde Stimme, die er nicht mit seinen Ohren, sondern mit dem Gehirn empfing. Formeln. Texte. Sie beschworen ihn, diesen Ort zu verlassen.
    Vielleicht hätte er diesem Ruf als Dämon folgen müssen. Aber noch war er ein Wesen aus Fleisch und Blut, würde es bleiben, auch wenn er die Opferung hinter sich hatte.
    Nur - der irdische Tod hatte dann keine Schrecken mehr für ihn, weil er wußte, daß er auf eine andere Art und Weise die Zeiten überdauern würde. Die Tore zur Ewigkeit standen ihm offen.
    Er trug sich bereits mit dem Gedanken, sich selbst zu entleiben, sobald die Opferung vorbei war. Was sollte ihm damit schon passieren? Das Dämonische in seinem Wesen, das bis dahin Besitz von ihm ergriffen hatte, schützte ihn vor allen irdischen Drangsalen. Ein Messerstich in die Brust brachte ihn seinem Ziel nur näher. Was bedeutete da schon der geringe körperliche Schmerz, den ein ins Herz dringendes Messer verursachte?
    Nichts!
    Absolut nichts!
    Also holte er den goldenen Pokal von der Säule herunter, befühlte das kühle Edelmetall andächtig, denn der Gral war seine Brücke, die ihn über alle Abgründe hinweg zu seiner Bestimmung führen sollte.
    Sein Opfer redete immer noch, doch Narko war mit seinen Gedanken ganz woanders. Was bekümmerte es ihn, was dieser minderwertige Mensch aus der Zukunft in den Sekunden vor seinem endgültigen Tod noch zu sagen hatte?
    Der Gral wog schwer in seiner Linken. Die Rechte griff in die Falten des Gewandes und kam mit einem Dolch aus Obsidian wieder.
    Dort, wo der Kopf des Opfers lag, war eine kleine Ausbuchtung in den Basalt geschlagen. Die Ausbuchtung endete in eine Rinne mit einem schnabelförmigen Abschluß.
    Darunter hielt Narko den goldenen Gral.
    Dann trat der Dolch in Aktion.
    In der Ausbuchtung des Basaltblocks fing und sammelte sich das Blut. Es rann über den Schnabel hinein in den goldenen Pokal.
    Der Pokal füllte sich. Dann tröpfelte es nur mehr aus der Rinne. Das Opfer lag mit wächsern bleicher Haut vor ihm auf dem Stein. Augen und Mund weit aufgerissen.
    Narko hob den Gral an seine

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