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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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an, mit dem er sich gerade anlegte. Die Kraft jener Wesenheit, die sich Kim Lisöjn geholt hatte, mußte ungeheuerlich sein.
    Zamorra fühlte bereits einen schwer zu schildernden Sog, den sie auf seinen Körper ausübte. Er kam sich vor wie ein Schwimmer, der sich mit hastigen Kraulzügen gegen einen Strom stemmen will, der ihn unweigerlich an den Rand eines elend tiefen Wasserfalls zieht. Und hatte er diesen Rand erst erreicht, dann würde er fallen, fallen und zerschmettert werden.
    Professor Zamorra setzte all seine geistige Kraft ein, um diesem Sog zu entgehen, flüsterte magische Formeln und wußte doch, daß er am Ende auf der Strecke bleiben würde.
    Dieses verdammte Medaillon!
    Wie hatte er nur so nachlässig sein können, sich vor Beginn der Experimente nicht zu vergewissern, ob er es noch bei sich trug?
    Dann fiel ihm ein, daß er das nach dem Abendessen noch getan hatte. Nicole hatte sich dann an der Tür mit einer Umarmung von ihm verabschiedet. Mit einer sehr heißblütigen und innigen Umarmung, die all seine Aufmerksamkeit abgelenkt hatte.
    Sollte Nicole…?
    Fürchterlicher Zorn stieg in Zamorra hoch. Diesmal hatte sie es entschieden zu weit getrieben.
    Zamorra spürte, wie seine geistige Widerstandskraft allmählich erlahmte. Das Ziehen und Zerren an all seinen Nervenfasern wurde stärker und stärker. Das Bewußtsein drohte ihm zu schwinden. Er mußte seine Augen mit Gewalt offenhalten und erkannte, daß er immer noch am Boden über dem umgekippten Stuhl lag.
    Mühsam rappelte er sich auf.
    An der Wand hinter den verkohlten Apparaten war eine Veränderung vor sich gegangen. Sie leuchtete zwar immer noch grünlich wie die anderen Wände auch, doch an ihr hatte sich der Dämon materialisiert. Sein Grinsen war haßverzerrt, der goldene Pokal glänzte schimmernd, und aus ihm glitzerte drohend ein riesiges, lebendiges, rotes Auge, das ihn mit seinem Zyklopenblick verschlingen wollte, während die Augen des Dämons nackt wie Murmeln aus weißem Email aus ihren Höhlen glotzten.
    »Du bist ein Magier!« dröhnten fremde Gedanken in seinem Gehirn. »Du hast dich widersetzt. Aber nichts und niemand kann sich mir widersetzen. Doch weil du ein Magier bist, wird deine Seele besonders wertvoll für mich sein, wenn ich sie erst getrunken habe.«
    Das Zyklopenauge begann zu strahlen, begann, einen Lichtimpuls auszusenden; dünn wie die Strahlenbahn eines polarisierten Lasers. Und ebenso rot.
    Noch war der Strahl dünn, und er traf an Professor Zamorra vorbei. Doch schon wurde er breiter gefächert.
    Das war der Augenblick, in dem Zamorra hinter sich das Geräusch eines sich im Schloß drehenden Schlüssels vernahm. Kurz darauf ein Ausruf des Entsetzens.
    Zamorra erkannte Nicoles Stimme sofort. Hoffentlich war sie allein gekommen, und hoffentlich hatte sie das Amulett mitgebracht.
    »Hierher, Nicole!« keuchte er und bemerkte, daß die Miene des Dämons sich verdüsterte. »Hast du’s?«
    »Mein Gott, Chef! Das wollte ich nicht!«
    Zamorra warf sich zur Seite, weil der Bannstrahl des Grals sich ihm bedrohlich genähert hatte. Er hörte ein prasselndes Zischen, wie wenn Wassertropfen auf eine glühende Herdplatte fallen.
    Er stürzte gegen Nicole, sah im Augenblick nur ihre Hand, und diese Hand hielt sein Medaillon. Das Medaillon Leonardo de Montagnes.
    Er entriß es ihr und scherte sich nicht um ihren Schmerzenslaut.
    Auf der Stelle fühlte er sich besser. Der Dämon hatte nicht mehr dieselbe Macht über ihn wie noch Sekundenbruchteile vorher. Er hätte sich diesem Ziehen und Zerren jetzt widersetzen können, doch nun wollte er es nicht mehr.
    Er packte Nicole am Handgelenk, riß sie zu sich heran und taumelte gemeinsam mit ihr mitten hinein in den Bannstrahl des Grals.
    ***
    Ein wildes Prickeln auf seiner Haut. Ein fürchterlicher Juckreiz, der sich an allen Stellen des Körpers zugleich bemerkbar machte. Das Laboratorium Kim Lisöjns verblaßte um sie herum. Da war nur noch dieses Zyklopenauge, das nun groß und größer wurde, bis es die Ausmaße eines Scheunentors annahm.
    Die blutrote Iris lappte auf. Sie wurden an ihr vorbeigesprudelt. Alles um sie herum begann, sich zu drehen, sich in wirbelnde Licht- und Schattenspiele aufzulösen, in taumelnde, kreisende, farbige Schemen, in Wischer, die sich immer rascher drehten.
    Zamorra sah sich in einer Röhre aus schillernden Farben, die quer durch das Spektrum reichten, und in der Mitte dieser Röhre glitten sie mit sich steigerndem Tempo voran.
    Der Dämonenjäger

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