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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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hatte das Bewußtsein nicht verloren und verdankte diesen Umstand aller Wahrscheinlichkeit nach der Zauberkraft seines Amuletts. Nicole dagegen schwebte wie eine leblose Puppe neben ihm. Er versuchte, ihre Hand zu fassen. Sie war kalt wie ein Eisblock.
    Zamorra fühlte keine Erdenschwere mehr in seinen Gliedern. Sie schwebten wirklich. So wie auch die Astronauten in ihren Raumkapseln schweben, wenn sie nur genügend weit von der Anziehungskraft der Erde entfernt sind.
    Begriffe wie Raum und Zeit galten hier nicht mehr. Sie befanden sich in einem Tunnel, der sich abseits aller erfaßbaren Dimensionen ins Irgendwohin bohrte.
    Er umklammerte Nicole, als könne er ihr so mehr Schutz bieten. Sie lag wie tot in seinen Armen, die Augen vom letzten Lidschlag noch halb geschlossen, als er sie mit in den Bannstrahl gerissen hatte. Auch war ihr Körper steif wie gefroren oder wie von der Totenstarre befallen. So taumelte sie zeitlos durch diesen Tunnel dahin, bis er sich vorne zu einem Trichter zu öffnen schien.
    Das wilde Kreisen der Röhrenwände ließ nach, und die Farben wurden stumpfer, verwandelten sich in ein schmutziges Braun, dann in ein kaltes Blau, während sie dem Ende der Röhre entgegentrudelten.
    Dort schimmerten auch Feuer wie Glühwürmchen. Sie vergrößerten sich rasch, entpuppten sich als Lagerfeuer. Zamorra sah gedrungene Gestalten darum herumlaufen.
    Schließlich hatten sie das Ende der Röhre erreicht. Empfindliche Kälte trieb Zamorra die Poren aus der Haut und ließ ihn frösteln.
    Sie landeten ziemlich unsanft auf schlammigem Boden. Nicole fiel auf ihn. Sofort waren sie von den in Felle gekleideten Gestalten umringt. Sie richteten die Spitzen ihrer Lanzen und Speere auf sie. Einige der Fenna hielten riesige Schwerter in der Hand. Sie waren zweischneidig, und das Metall glänzte im Widerschein der Feuer.
    Zamorra erkannte, daß sie vom Regen in die Traufe gekommen waren. Mit seinem Medaillon konnte er gegen diese bewaffnete Horde nichts ausrichten. Dazu war er unbewaffnet.
    Ein kleiner Trost lag darin, daß sich die Steifheit von Nicoles Körper mit der Erdberührung gelöst hatte. Weich und warm lag sie quer über seinem Schoß. Die Augen hatte sie jetzt geschlossen, aber ihre Brust hob und senkte sich sichtbar unter dem Pelzmantel, mit dem sie in Kim Lisöjns Haus gestürmt war.
    Gerade in der allerletzten Sekunde.
    Zamorra befreite sich von ihr und legte sie sanft neben sich. Er stand auf. Ihm wurde schwindlig. Aber er zwang sich, stehen zu bleiben. Prompt ließ das Schwindelgefühl nach.
    Die Fenna kamen auf sie zu. Ihr Kreis wurde enger, ihre Gebärden wurden drohender. Waffen klirrten. Zamorra hätte ein Jahr seines Lebens für eine Maschinenpistole verschenkt.
    Blitzartig sammelte er seine Gedanken und kam schon nach Sekunden zu denselben Ergebnissen, für die Kim Lisöjn einen ganzen Tag gebraucht hatte.
    Es konnte gar nichts anderes geschehen sein: sie befanden sich nun in der Frühzeit der Besiedlung des südwestlichen Finnlands. Schemenhaft nahm er die ungewohnte Umgebung wahr. Ein Wehrdorf, von hohen Palisadenwänden umgeben.
    Doch Zamorra bekam noch mehr heraus als Kim Lisöjn. Er schnupperte Seeluft ein. Das Dorf mußte sich in unmittelbarer Nähe jenes Meeres befinden, das man in seiner Zeit Ostsee nannte. Die Luft schmeckte salzig im Gaumen, wenn man sie durch den Mund einatmete.
    Die ersten der Fenna hätten ihn schon mit den Spitzen ihrer Lanzen berühren können, so eng hatte sich der Kreis um sie geschlossen.
    Doch dann blieben die Männer stehen. Ein Knäuel in sich verkeilter Leiber. Unsicherheit in ihren Augen, als würden sie auf einen Befehl warten.
    Professor Zamorra atmete insgeheim auf. Er hatte Augenblicke lang befürchtet, sie würden Nicole und ihn einfach abstechen.
    Dann die Stimme, die er inzwischen gut genug kannte, auch wenn sie durch die Lautsprecher in Kim Lisöjns Laboratorium einen etwas anderen Klang gehabt hatte.
    Plötzlich wußte er auch den Namen dieses Wesens, ohne daß er ihm wissentlich bekannt geworden wäre.
    Narko…
    Vermutlich hatte er den Namen mit den Schwingungen empfangen, die der Dämon ihm telepathisch übermittelt hatte.
    Und Narko sprach, übertönte mit seiner Stimme das Geklirr der Waffen, das Scharren der Füße.
    »Macht Platz!«
    Das klang herrisch, grausam und befehlsgewohnt.
    Die Reihen der Fenna lichteten sich. Sie zogen sich wieder zurück wie die gaffende Meute Neugieriger bei einem Brand, wenn Balken herunterstürzen und sie Angst

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