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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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sich einer Gefahr aussetzte.
    »Bist du jetzt draufgekommen, warum ich’s getan habe?« fragte sie schüchtern aus der Dunkelheit, und Professor Zamorra nickte. Sie konnte sein Nicken nicht sehen, und so sagte er: »Ja. Jetzt weiß ich es. Aber ich habe immer noch Lust, dir den Hintern zu versohlen. Du bist gerade im letzten Augenblick gekommen.«
    »Das habe ich bemerkt«, gab sie zu. »Ich befürchtete, daß du vielleicht dein Amulett doch nicht vermißt hast, und ich kam, um nach dir zu sehen.«
    »Gott sei Dank.«
    »Bist mir noch sehr böse?« Nicole schnurrte wie ein junges Kätzchen, und Zamorra mußte grinsen. Nicole war nicht die Frau, der er auf die Dauer böse sein konnte.
    Anstelle einer Antwort griff er zu ihr hinüber und zog sie an sich. Sie rieb ihre Nase an seinem Hals und seufzte erleichtert auf.
    »Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?«
    Zamorra verdrehte sein Handgelenk, um auf die Armbanduhr schauen zu können. Er musterte die Lichtpunkte des Leuchtzifferblatts.
    »Kurz nach vier, wenn hier die Zeit überhaupt noch etwas gilt.«
    »Wir sind eingesperrt, nicht wahr?«
    »Hm. Das läßt sich nicht verleugnen. Sie haben uns in einen niedrigen Verschlag gesteckt. Meine Hunde auf Château de Montagne haben es weitaus bequemer. Auch wenn es in ihren Hütten nicht gerade nach Chanel Nr. 5 riecht.«
    »Was haben sie mit uns vor?« wollte Nicole wissen.
    Zamorra zögerte mit einer Antwort.
    Aber dann sah er ein, daß es besser war, Nicole nichts vorzumachen. Sie sollte sich über den Ernst ihrer Lage im klaren sein.
    »Sie werden uns umbringen«, meinte er. »Aber sie haben es noch nicht getan«, fügte er schnell hinzu. »Und ich werde alles daransetzen, daß sie gar nicht erst dazu kommen.«
    »Du denkst an Flucht?«
    »Kannst du Gedanken lesen?«
    »Nein. Aber ich kenne dich lange genug. Es gefällt dir hier nicht sonderlich. Also wirst du versuchen, von hier wegzukommen.«
    Nicole hatte wieder einmal reizend untertrieben. Es gefiel ihm wirklich nicht »sonderlich« hier.
    Nicole verzichtete auf weitere Fragen. Sie hatten sich zwar nur halblaut unterhalten, aber trotzdem einen Posten in die Nähe ihres Gefängnisses gelockt. Der runde Kopf auf den fleischigen Schultern hob sich noch dunkler gegen den Nachthimmel ab. Haare standen wirr zur Seite.
    Er brummte etwas Unverständliches, doch Zamorra entnahm dem Tonfall, daß sie nicht weitersprechen sollten. Dabei drohte er mit einer Streitaxt.
    Als der Fenna sich wieder verzogen hatte, kroch Zamorra auf allen vieren vor zur vergitterten Tür. Die Stäbe waren aus festem Material. Bronze, vermutete er, denn Stahl zu schmieden verstanden die Fenna noch nicht. Trotzdem war es zwecklos, die Kräfte an die Bronzestäbe zu vergeuden. Probehalber- stemmte er sich mit den Schultern von unten her gegen den schweren Riegel, der das Verließ zusätzlich sicherte. Er brachte den mächtigen Balken nicht einen einzigen Millimeter von der Stelle.
    Keuchend gab er auf.
    Fürs erste.
    Allein kam er hier nie frei, und auf Nicoles körperliche Kräfte wollte er sich lieber nicht verlassen.
    Damit wurde ihm die Entscheidung aus der Hand genommen.
    Er mußte warten, bis am Morgen die Fenna kamen und sie aus diesem Verschlag herausholten.
    Quietschende Ratten hinderten ihn daran, bis dahin Zuflucht in einem kurzen Schlaf zu suchen. Den Rest der Nacht verbrachte er hauptsächlich damit, sich diese gierigen Bestien vom Hals zu halten.
    Auf seiner Uhr war es acht Uhr, als grau der Morgen über die Palisadenwände kroch. Er wußte jetzt, wo Osten lag. Keine große Orientierungshilfe, aber immerhin.
    ***
    Es wurde lebendig im Wehrdorf. Die Fenna huschten eilfertig hin und her und entfachten ihre Feuer neu. Narko zeigte sich nirgendwo. Die Männer des Dorfes schlugen einen weiten Bogen um den Sakralbau in der Mitte der Ansiedlung.
    Eine fahle Sonne leuchtete am östlichen Horizont, doch sie brachte keine Wärme. Nebelschwaden umwallten die zugespitzten Pfähle der Palisaden. Der Wachtposten der Nacht wurde abgelöst. Er verschwand in einer der Hütten und machte einem neuen Platz, der sein Zwillingsbruder hätte sein können.
    Zamorra konnte die Männer kaum voneinander unterscheiden. Für ihn sahen sie alle gleich aus mit ihren wilden, ungepflegten Bärten, den Helmen mit den Stierhörnern daran und ihren martialischen Waffen. Ein schrill schreiender Ren wurde herbeigezerrt. Einer der Männer trat darauf zu und hieb ihm mit einem Streich den Kopf ab.
    Nicole verbarg ihren Kopf an

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