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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Sprechen Sie mit dem Wirt!«
    ***
    Als Kommissar Priol etwas später die Gaststube betrat, kam Tersou auf ihn zu. »Das mit den Zimmern geht klar«, meldete er. »Im ersten Stock. Wollen wir noch etwas trinken?«
    Priol sah auf die Uhr. »Hm, ja, ein Bier könnte ich noch vertragen, wenn es auch schon spät ist.«
    Hier auf dem Lande und in den Dörfern nahm man es nicht so genau mit der Polizeistunde; Gendarm Servais hatte oft noch nach Mitternacht einen Pernod getrunken, wenn er sich auf dem Heimweg befand.
    Marcel Auger schob dem Kommissar ein volles Glas des Gerstensaftes zu. »Zum Wohl, Monsieur«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Was werden Sie nun unternehmen?«
    »Auf Geisterjagd gehen«, gab der Kommissar zurück. »Sie glauben doch auch daran, daß…«
    Auger war bleich geworden. »Spotten Sie nicht, Monsieur le Commissaire«, unterbrach er den Beamten. »Ich weiß, daß Sie anderer Ansicht sind. Wir aber wissen, daß es Dämonen gibt. Auf Château de Cassagne. Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen einiges.«
    »Dann schießen Sie los«, forderte Priol ihn auf und stopfte sich seine Pfeife. »Bin gespannt, was Sie mir zu erzählen haben.«
    »Ja, wissen Sie, das ist so: Um alles verstehen zu können, muß man zurückgehen bis ins Jahr 1561. Damals lebte auf dem Schloß Henri Dupont, ein Ahnherr des jetzigen Marquis de Cassagne. Er war ein wilder Geselle, jagte jeder Schürze nach, trank gern einen über den Durst, ging leidenschaftlich auf die Jagd… kurzum, er liebte das Leben und sich selbst. Die Bauern wurden von ihm ausgepreßt wie Zitronen. Eines Tages sah er Nadine, die Tochter eines Bauern. Bisher hatte sie es verstanden, sich seinen Blicken zu entziehen, weil sie wußte, was für ein brutaler Kerl er war. Er traf im Wald auf sie, das Mädchen wollte davonlaufen, aber er holte es ein, warf es ins Moos und sich über es, beraubte es seiner bis dahin wohlgehüteten Jungfernschaft und erwürgte das Mädchen, als es danach laut schreiend weglaufen wollte. Nadines Vater verfluchte Henri Dupont. ›Niemals‹, schrie er ihn an, ›sollst du Hund zur Ruhe kommen… nicht einmal im Grab…!‹ - Sehen Sie, Monsieur le Commissaire, seitdem geistert der alte Dupont auf dem Schloß herum. Er soll sich später mit Satanas, dem Höllenfürsten, verbunden haben und von diesem viel Macht erhalten haben. Macht über Leben und Tod.«
    Marcel Auger beugte sich weit vor und flüsterte: »Und wenn Sie mich fragen: Edouard Rivette, der Kastellan, ist in Wirklichkeit Henri Dupont! Wenn Sie’s nicht glauben, gehen Sie zu Lucas Bideau, unserem Schmied. Er hat einen Kupferstich an der Wand hängen - aus der damaligen Zeit. Er stellt Dupont dar. Ihn und seine Stieftochter Martine, mit der er es auch getrieben haben soll. Ihren Vater soll er umgebracht haben, um ihre Mutter heiraten zu können. Nun sehen Sie sich mal den Kastellan und seine Tochter Denise an! Sie werden eine unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit Henri Dupont und seiner Stieftochter feststellen! Seltsam, nicht? Und dann diese merkwürdige Wolke. Wir haben sie schon oft gesehen und…«
    Hier unterbrach der Kommissar den Wirt.
    »Alles ganz schön und gut. Aber ich kann mich nicht erinnern, daß schon mal ein Mord passiert ist, der auf irgendeine Weise mit dem Château de Cassagne zusammenhängt.«
    »Stimmt«, bestätigte Marcel Auger. »In gewisser Hinsicht haben Sie recht. Aber… vor genau einhundert Jahren, im gleichen Monat, geschahen fünf Morde. In und in der Umgebung von Beaufort. Sie können es nachlesen. Gehen Sie zum Bürgermeister und lassen Sie sich die Chroniken zeigen. Sie werden feststellen, daß alle hundert Jahre - gerechnet von 1578, das ist das Jahr, in dem Henri Dupont starb, - etwas passiert ist. Nun, was sagen Sie jetzt? Sehen Sie mal auf den Kalender: 2. Mai 1978. Glauben Sie noch immer an Zufälle…?«
    »Na ja, ein bißchen merkwürdig ist es schon, aber ich glaube nur das, was ich sehe und was für mich greifbar ist. Doch Sie haben mich neugierig gemacht. Ich Werde mich mal für die Chronik interessieren. Und jetzt hab ich genug gehört. Gute Nacht!« Er trank das Glas aus, nickte Auger zu und ging nach oben. Tersou folgte ihm…
    ***
    Es war Nicole Duval, die den Renault im Wald fand. Professor Zamorra schlief noch, als sie das Jagdhaus verließ, um in Shorts und leichter Bluse einen Morgenlauf durch den Wald zu machen.
    Nicole war recht sportlich und nahm jede, aber auch jede Gelegenheit wahr, sich zu trimmen.
    Als sie das Fahrzeug

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