Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
schon seit langer Zeit.
    »Hätten Sie nicht Lust, mich auf meinem Spaziergang zu begleiten?« sagte Martine plötzlich und trat noch etwas näher an ihn heran. Ihr Atem streifte sein Gesicht, und er wunderte sich, daß dieser leichte Hauch kalt war - eiskalt.
    »Ja… ich weiß nicht so recht, Mademoiselle Martine«, stotterteer. »Ich…«
    Ihre Hand legte sich leicht auf seine Schulter, und wieder spürte er die Eiseskälte, die von diesem Mädchen ausging. Er hatte das Gefühl, als läge nicht die Hand eines Menschen auf seiner Schultern, sondern ein Stück Eis.
    »Tun Sie mir den Gefallen, Professor?!«
    Ein Blick in ihre grünen Augen ließ ihn zusammenzucken. Unverhülltes Verlangen war darin zu lesen — Verlangen nach ihm, Ihre Brüste hoben und senkten sich, spannten den Pulli unter der Jeans-Jacke in beängstigender Weise. Trotz der Kälte, die von ihr ausging, wurde es ihm heiß.
    »Ja… also… wenn Sie mich so ansehen, Martine, man kann Ihren Augen schlecht widerstehen!«
    Sie hakte sich bei ihm unter und schmiegte sich eng an ihn. Er spürte den Druck ihrer Hüfte an seiner, aber auch die Kälte. »Du gefällst mir, Chérie!« Ihr Mund war dicht an seinem Ohr, die Spitze ihrer Zunge huschte blitzschnell übers Ohrläppchen, und Zamorra zuckte zusammen.
    »Martine, du spielst mit dem Feuer!« keuchte er.
    Sie lachte gurrend. »Das macht mir nichts aus!« Nur sie wußte, wie sie diese Worte meinte.
    Sie verließen das Haus. »Hättest du nicht Lust, das Schloß zu besichtigen?« fragte Martine mit einem Seitenblick. In ihren Augen funkelte es verheißungsvoll.
    »Das Schloß! Ich war schon mal dort. Allerdings nur in der Halle.«
    Sie lachte. »Wahrscheinlich hast du mit meinem Onkel gesprochen, nicht? Ist dir Denise begegnet?«
    »Denise?« echote er.
    »Ja. Meine Stiefschwester. Sie ist mir sehr ähnlich. Es war eine dumme Frage, ich weiß! Wärst du ihr schon mal begegnet, hätte dir die Ähnlichkeit auffallen müssen.«
    Er nickte. »Ja, ja, natürlich. Nanu, wer kommt denn da…?«
    Diese Frage war überflüssig, denn er kannte den Wagen nur zu gut, schließlich gehörte er ja ihm Am Steuer saß Nicole, neben ihr Kommissar Priol. Im Fond hockte der Sergeant.
    Nicole Duval bremste neben den beiden und öffnete die Tür. »Möchtest du mich nicht vorstellen?« fragte sie und ließ ihren Blick an Martines schlanker Gestalt entlanggleiten. Er wanderte weiter hinauf, bis zu dem sinnlichen, feuchtschimmernden Mund, der schmalen Nase und den grünen Nixenaugen, in denen es wieder eiskalt glitzerte. Martine erkannte sofort, daß diese Frau gefährlich und nicht so leicht einzufangen war, wie es bei Zamorra schien.
    »Das ist Mademoiselle Martine Rivette, die Stieftochter des Kastellans von Château de Cassagne. Mademoiselle Nicole Duval, eine gute Freundin!« Zamorra sah an Nicole vorbei, und er tat gut daran, denn ihr Gesicht rötete sich vor Zorn.
    »Eine besonders gute Freundin!« betonte sie. »Ich möchte dir auch jemanden vorstellen: Kommissar Priol und Sergeant Tersou, beide von der Bezirks-Gendarmerie in Imphy. Wir sind auf dem Weg zu dem Wagen. Vielleicht solltest du auch noch wissen, daß erstens der Besitzer des Fahrzeugs und seine Freundin spurlos verschwunden sind, und daß zweitens Gendarm Servais heute nacht auf seltsame Weise zu Tode kam. Kommst du mit?«
    Irgendwie war Zamorra froh, Martine auf diese Weise loszuwerden.
    »Selbstverständlich komme ich mit.« Er wandte sich an Martine. »Unter diesen Umständen werde ich meinen Besuch auf dem Schloß wohl verschieben müssen, Mademoiselle!« Daß er wieder das Mademoiselle vor ihren Namen setzte, hatte natürlich einen Grund: Nicoles Anwesenheit.
    In Martines Augen blitzte es kurz auf, aber sie verstand sich zu beherrschen, und brachte es fertig, gewinnend zu lächeln. »Oh, das macht doch nichts«, meinte sie mit sanfter Stimme. »Sicher werden wir uns noch einmal sehen. Ich bin ganz sicher! Bis später mal…!« Sie winkte Zamorra zu und wandte sich ab.
    Nicole schickte ihr einen bösen Blick nach. »Wir reden später darüber, Zamorra«, zischte sie. »Steig ein!«
    Der Professor nahm neben Sergeant Tersou Platz. »Was ist eigentlich los?« fragte er. »Erst diese mysteriösie Geschichte mit dem Auto, das verlassen im Wald steht, dann der Tod des Gendarmen… wieso ist er auf seltsame Weise zu Tode gekommen, Monsieur le Commissaire?«
    Priol drehte sich nach hinten. »Sie werden’s nicht glauben, Monsieur le Professeur, er ist erfroren!

Weitere Kostenlose Bücher