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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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könnten sie beispielsweise wieder in die ewige Nacht verbannen, und statt ihrer die Neue einsetzen. Wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht. Das Mädchen ist in Beaufort bekannt und könnte…«
    »Nein…!« schrie Martine und krallte sich in Denises rechtem Arm fest. »Nein… nicht wieder zurück… ihr habt mir versprochen, daß ich… ah, du willst mir nur Angst machen, Denise! Dabei braucht ihr mich doch! Du und ich… wir beide spielen schließlich eine Rolle… ohne mich ging es ja gar nicht!«
    »Laß mich los, du verrücktes Biest«, fauchte Denise böse und schlug der anderen auf die Hand, ohne daran zu denken, daß Martine nichts spürte. Die Untote war keines Gefühls fähig, nicht des geringsten. »Der Meister will sie sofort sehen!« mischte sich Ridicule in das Gespräch.
    »Los, dann komm mit!« Denise packte Martine am Arm und zog sie mit sich fort. Sie verließen die Halle und gingen zu einer schweren, eisenbeschlagenen Eichentür im Hintergrund, die in den Keller führte.
    Feuchte, dumpfe Luft schlug ihnen entgegen, aber nur Denise empfand es, Martine blieb unbeeindruckt. Sie brauchte keine Luft zum Atmen. Die Kraft, sich zu bewegen, zu sprechen und zu denken wie ein lebendiger Mensch, bezog sie aus der für jeden anderen unsichtbaren Verbindung zur Welt der Dämonen und Vampire.
    Denise blieb im Weinkeller stehen. Ringsum waren Regale mit verstaubten Flaschen, eine einzelne Glühbirne spendete trübes Licht. Spinnenweben bewegten sich gespenstisch im leichten Luftzug, der durch die offene Tür vom Gang her wehte.
    »Wir sind hier…!« sagte Denise mit lauter Stimme. Gleich darauf bewegte sich eins der Flaschenregale und schwang zur Seite - lautlos und als hätte die Hand eines Zauberers es berührt. Ein Gang wurde sichtbar. Martine und Denise verschwanden in ihm, und kaum waren sie einige Schritte gegangen, als das Regal zurückschwang. Gleichzeitig schob sich eine Tür in die Gangöffnung. Hätte ein Unbefugter das Regal beiseitegeschoben, er hätte nur Wand dahinter gefunden. Die Tür war dem Mauerwerk täuschend ähnlich.
    Gemessen an der Länge des Ganges mußte er in Räume führen, die nicht mehr unter dem Schloß, sondern bereits unter dem das Château umgebenden Wald lagen.
    Denise öffnete eine Holztür und ließ Martine an sich vorbei. Sie befanden sich in einer Art Büroraum, der von mehreren Leuchtstoffröhren erhellt wurde.
    In der Mitte stand ein riesiger Schreibtisch. An ihm saß der Meister. Vor ihm auf der polierten Platte des Tisches lagen zwei Totenköpfe, deren Augenhöhlen grünlich schimmerten.
    »Du kannst gehen, Denise«, sagte Negro mit hohler Stimme. »Ich werde in einer Viertelstunde oben sein. Die Polizei kommt! Keine Sorge…«, winkte er ab, als Denise zusammenfuhr. »Mit der werd’ ich schon fertig. Laß uns allein!«
    Sie zog sich zurück.
    »Komm näher, Martine!« sagte der Meister. »Ja, so ist es gut! - Willst du mir nicht verraten, was dich bewogen hat, dich meinen Anordnungen zu widersetzen und das Schloß zu verlassen?«
    »Ja, Meister«, hauchte sie und legte beide Hände flach auf die Brüste. »Ich war eingeschlafen, wie du es befohlen hattest! Plötzlich hatte ich einen Traum. Ich sah einen Mann. Einen nackten Mann in einem schönen Haus. Irgend etwas Unerklärliches ging mit mir vor. Ich fühlte mich zu diesem Mann hingezogen, wollte, daß er mich liebt… ich hatte Sehnsucht. Sehnsucht, die übermächtig wurde. Also stand ich auf und verließ das Schloß. Meister, wäre dieses Mädchen nicht gekommen, ich hätte den Mann mit hierher gebracht! Er hätte mich lieben müssen, und dann hätte er mir gehört. Für immer.«
    »Hm!« murmelte Negro. »Hm, offensichtlich haben sich meine Gedanken zu stark auf dich übertragen, Martine! Wie hätte ich auch ahnen können, daß eine Untote über einen so starken Sexus verfügt?! Du hast doch gewußt, was ich mit diesem Mann vorhabe! Denise und du sollst ihn…! lassen wir das jetzt! Knie dich hin, Martine! Dort, wo du stehst! Und sieh mich an!« Er beugte sich weit vor, so daß sein Gesicht zwischen den beiden Totenköpfen war. Martine sah Negro in die stechenden Augen und spürte, wie sein Wille auf sie überging- »Du wirst jetzt schlafen, Martine! Schlafen, bis mein Befehl dich weckt. Jetzt steh auf und geh!«
    Das Mädchen erhob sich wie in Trance, wandte sich um und ging hölzern hinaus. Negro sah ihr mit maskenhaft starrem Gesicht nach und erhob sich erst, nachdem die Tür hinter der Untoten ins

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