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0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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Ihre Theorie, jemand hätte die beiden überfallen, entbehrt jeder Grundlage. Glauben Sie wirklich, ein Paar, das sich in den Wald zurückzieht, um sich ungestört lieben zu können, läßt sich einfach so mir nichts - dir nichts überwältigen? Ohne sich zur Wehr zu setzen? Nein, mein Lieber, da ist etwas anderes im Spiel!«
    Grinsend winkte Priol ab. »Ich weiß, Professor: Dämonen, Geister, Vampire, Untote und was es sonst noch an nächtlichen Spukgestalten gibt!«
    »Irrtum!« widersprach Zamorra. »Es gibt nicht nur nächtliche Spukgestalten, sondern auch welche, die am hellichten Tage ihr Unwesen treiben! Aber lassen wir das. Was haben Sie jetzt vor?«
    »Dem Schloß einen Besuch abstatten«, erwiderte der Kommissar grimmig. »Wenn ich auch vermute, daß nichts dabei herauskommt, muß ich doch jeder Spur nachgehen. Kommen Sie mit? Oder wollen Sie im Wagen warten?«
    »Nein, wir kommen mit! Sie können sich nämlich gar nicht vorstellen, wie neugierig ich bin. Was ich Ihnen aber noch sagen muß: wenn Sie keinen Haussuchungsbefehl haben, wird der Kastellan Sie höchstens in die Halle lassen.«
    Priol nickte. »Weiß ich, mein Lieber, weiß ich! Je nachdem, wie ich empfangen werde, wird meine Entscheidung ausf allen.«
    »Da bin ich aber gespannt!« Mehr sagte Professor Zamorra dazu nicht.
    Und er war tatsächlich neugierig, was der Besuch des Beamten auf Château de Cassagne bringen würde. Er selber war fest davon überzeugt, daß hier Mächte am Werk waren, von denen sich der zweifellos recht tüchtige Kommissar keine Vorstellung machen konnte.
    Ein Blick auf Sergeant Tersou zeigte Zamorra, daß dieser mehr seiner Theorie zuneigte. Ein Wunder war das nicht, immerhin war Tersou Bretone. Und die glauben nun mal an Geister.
    ***
    Jetzt, im Sonnenlicht, sah Château de Cassagne nur halb so düster und drohend aus wie in der Nacht. Die Zugbrücke war heruntergelassen. Niemand außer den Bewohnern des Schlosses wußte, ob sie überhaupt noch intakt war und aufgezogen werden konnte. Das schwere doppelflügelige Tor war geschlossen. Eine Klingel gab es nicht, nur einen riesigen Messingklopfer, den man gegen eine Kupferglocke schlagen mußte.
    Nicole Duval stellte den Motor ab und stieg aus. Die drei Männer folgten. Kommissar Priol deutete auf den Klopfer. »Ich werde nie begreifen, warum diese alten, unpraktischen Dinger nicht durch elektrische Klingeln abgelöst werden.«
    »Das kann ich Ihnen sagen, Monsieur le Commissaire! Weil es ganz einfach nicht zu einem alten Schloß paßt.«
    »Ach?! Und drinnen? Fackeln statt Glühbirnen, was?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ganz so ist es nicht! Wenn Sie genauer hingesehen hätten, wäre Ihnen die Fernsehantenne aufgefallen! Sie ist zwar geschickt getarnt, aber eben doch vorhanden. Sie tun so, als wäre man in diesem Landstrich rückständig. Dem ist nicht so! Nun klopfen Sie schon!«
    Priol ließ einen ärgerlichen Schnaufer vernehmen, griff jedoch zu dem Klopfer und schlug dreimal gegen die Glocke.
    Nicole zuckte leicht zusammen. »Hört sich an wie eine Totenglocke!« murmelte sie. »Scheußlich.«
    Tersou grinste. »Ganz unrecht haben Sie nicht, Mademoiselle.«
    »Ah… es kommt jemand!« meinte Priol.
    Man hörte schlurfende Schritte und Schlüsselklirnen. Dann vernahmen sie, wie ein Schlüssel ins Schloß gesteckt und umgedreht wurde. Gleich darauf öffnete sich das Tor mit lautem Knarren.
    Ein fünfzigjähriger Mann stand vor ihnen und sah sie mit seinem einen Auge an. Das andere wurde durch eine schwarze Klappe verdeckt. Zamorra kannte ihn nicht, hatte jedoch schon von ihm gehört. Der alte Krüppel war so eine Art Faktotum auf dem Schloß.
    »Sie wünschen?« fragte der Einbeinige und trat einen Schritt vor. Jetzt erkannte man deutlich, daß er eine Prothese trug. Bei jedem Schritt knarrte sie.
    »Polizei!« erwiderte Priol und ließ seinen Ausweis sehen. »Wir haben mit dem Kastellan zu reden.«
    »Bitte…! Wenn Sie mir folgen wollen?« Er machte eine entsprechende Handbewegung.
    Ohne zu warten, ob die vier ihm wirklich nachkamen, humpelte er dann - über den mit Basaltsteinen gepflasterten Hof zu der hohen Tür, die ins Innere von Château de Cassagne führte.
    In der Halle stand der Kastellan - ein hochgewachsener, schlanker Mann, dessen Gesicht etwas Dämonisches ausstrahlte. Seine Ähnlichkeit mit Negro, dem Urenkel von Satanas, war verblüffend.
    »Meine Herren!« sagte er und verbeugte sich. Seine Stimme klang sonor, nicht so kalt wie die

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