0104 - Die Stieftochter des Teufels
der Marquis ein direkter Nachkomme dieses Dupont ist. Dürfen wir jetzt den Stich sehen!«
»Dort!« Die schwielige Hand des Schmiedes wies auf die Längswand des Zimmers. Über einer zerschlissenen Couch hing der Stich.
»Donnerwetter!« entfuhr es dem Kommissar. »Das ist tatsächlich verblüffend!«
»Zweifellos, eine frappante Ähnlichkeit.« Zamorra legte den Zeigefinger auf das Glas, genau auf das Gesicht des Mädchens. »Martine! Der Mann, der diesen Stich angefertigt hat, muß ein wahrer Künstler gewesen sein.«
»Nicht nur das«, wandte Nicole ein. »Die Natur hat auch ein Meisterstück geliefert. Diese Martine ist zwar ein wenig fülliger als die vom Schloß, aber ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Das gleiche gilt auch für Rivette.«
Der Schmied sah sie erstaunt an.
»Martine? Auf dem Schloß? Sie irren sich. Das Mädchen auf dem Stich ist Martine, Duponts Stieftochter. Das stimmt. Sie sprachen eben von einer Martine auf dem Schloß… das… Sie haben da was verwechselt, Mademoiselle. Dieses Mädchen dort«, er wies auf den Kupferstich, »sieht Rivettes Tochter Denise zum Verwechseln ähnlich.«
Nicole wollte etwas erwidern, doch Zamorra gab ihr ein Zeichen, zu schweigen.
»Natürlich… Denise«, sagte er an Nicoles Stelle. »Ist ja auch verwirrend - die Namen und dazu die Ähnlichkeit. Vielen Dank, Monsieur Bideau. Sie haben uns ein Stück weitergeholfen. Vielleicht kommen wir noch einmal wieder, möglicherweise wird der alte Stich als Beweisstück benötigt. Kommissar, ich denke, wir sollten jetzt dem Bürgermeister einen Besuch abstatten.«
Sie verließen das Haus des Schmieds und gingen zur Polizeistation zurück.
»Na, Kommissar?« meinte Zamorra. »Ist Ihnen auch etwas aufgefallen?«
Priol nickte. »Ich weiß, was Sie meinen: Martine und Denise.«
»Genau! Martine, die wir gesehen haben… ich meine die erste, ist eine Untote. Die andere im Schloß war Denise, die Martines Part übernommen hatte. Daher auch einmal die eiskalte Hand und dann…«
»Verdammt… entschuldigen Sie, aber das mit der Untoten… ich kann’s noch immer nicht schlucken. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, war das Mädchen im Schloß also die lebendige Denise mit frischem, warmem Blut und die andere, die wir mit Ihnen trafen, Martine, die wiederauferstandene Stieftochter Henri Duponts aus dem sechzehnten Jahrhundert? Ein lebender Leichnam sozusagen. Ein Mensch aus, hm, Fleisch und kaltem Blut? Oder?«
»So könnte man es nennen«, gab Zamorra zurück.
»Ja, aber…« Priol blieb stehen und sah den anderen an. »Setzen wir mal voraus, alle Ihre Theorien entsprächen der Realität, Monsieur, dann hätten wir den Schlüssel zu allem auf Château de Cassagne bei Rivette und seiner Tochter zu suchen.«
»Richtig! Dort müssen wir den Hebei ansetzen, Kommissar. Nicht mit roher Gewalt und einem Riesenaufgebot an Beamten. Das wäre falsch. Ich werde mit Nicole zum Jagdhaus fahren, meine Laserpistole aus dem Koffer holen, sie aufladen und heute abend dem Schloß einen Besuch abstatten.«
»Wie? Allein?«
»Natürlich, Kommissar.«
Langsam gingen sie weiter. »Aber wie wollen Sie ins Schloß kommen?«
Zamorra lächelte. »Ach, wissen Sie… ich habe da einen besonderen Koffer mit allerlei technischen Hilfsmitteln. Ich komme ins Schloß, darauf können Sie sich fest verlassen!«
»Und ich?« meldete sich Nicole zu Wort. »Soli ich allein im Jagdhaus bleiben?«
Er hakte sich bei ihr ein.
»Angst, Nicole?« lächelte er. »Brauchst du nicht zu haben.«
»So?« Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Wenn das alles so ist, wie du behauptest, muß ich doch Angst haben. Oder nicht? Weißt du, ich bin durchaus nicht ängstlich, aber wenn ich daran denke, daß ich nach all diesen merkwürdigen und unheimlichen Vorfällen allein im Jagdhaus bleiben soll? In der Nacht? Also ich weiß nicht, irgendwie wird’s mir da doch komisch.«
»Dann kommen Sie nach Beaufort, Mademoiselle Duval«, wandte der Kommissar ein.
»Haben Sie eine Ahnung«, erklärte Zamorra, »über welche Macht Dämonen verfügen. Ob Nicole allein im Jagdhaus bleibt oder sich irgendwo im Dorf verkriecht, wenn ein Dämon hinter ihr her ist, findet er sie. Ich weiß, ich weiß, keine sehr schönen Aussichten, aber wenn es dich beruhigt, Nicole: meine Anwesenheit auf dem Schloß wird nicht verborgen bleiben, und Rivette nebst Tochter und Geistern wird alle Hände voll mit mir zu tun haben. Ganz abgesehen davon glaube ich nicht, daß Nicole
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