Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0104 - Die Stieftochter des Teufels

0104 - Die Stieftochter des Teufels

Titel: 0104 - Die Stieftochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
»Verschwinde und wag ja nicht, sie anzufassen!«
    Der Froschgesichtige schien nicht zu hören, machte einen weiteren Schritt auf Jeanne zu. Robert Jeffre holte mit dem rechten Fuß aus und erwischte den Kerl am Knie.
    Der Mann mit der kalten Stimme lachte kehlig. »Glaubst du, damit könntest du Ridicule erschüttern, Robert Jeffre? Sei vernünftig! Du ersparst dir und deinem Mädchen eine Menge Schmerzen.«
    »Schmerzen?«
    »Ja.« Die Stimme klang plötzlich noch eine Nuance kälter. »Warum seid ihr wohl hier, was? Glaubst du, wir wollten nur einen schlechten Spaß mit euch machen?« Die Handlampe verlöschte jäh.
    »Ridicule!« meldete sich der Unbekannte wieder. »Bleib stehen! Warte!« Aus der Dunkelheit schälte sich der grünlich phosphoreszierende Umriß eines großen, schlanken Mannes. Robert Jeffre und die zitternde Jeanne Audret sahen, wie sich die Silhouette ins Rötliche verfärbte und gelbe Flämmchen, Fransen gleich, an den Rändern dieser seltsamen Erscheinung flackerten. Dann wurde die Gestalt von innen her erleuchtet, erschien den beiden wie eine Leuchtreklame. Deutlich erkannten sie ein dämonisch wirkendes Gesicht, in dem grüne Augen dominierten… und eine schmale Hakennase über dem schmallippigen Mund. Der Mann trug einen schwarzen Umhang, aus dem jetzt zwei Arme hervorschossen. Hände mit langen, krallenartigen Fingern zeigten auf Robert Jeffre.
    »Pack ihn, Ridicule!« zischte die vor Kälte klirrende Stimme. »Pack ihn und bring ihn weg!«
    Das Monster mit den Affenarmen und dem Froschgesicht stieß einen Knurrlaut aus und warf sich auf Robert Jeffre, der zu spät reagierte. Ridicules Rechte legte sich wie ein Schraubstock um seinen Hals und drückte zu. Jeanne wurde mit brutaler Armbewegung beiseitegefegt, taumelte, prallte gegen die Wand aus Quadern und sackte mit einem Wehlaut zu Boden. Vor Roberts Augen begannen Sterne zu tanzen, brannte ein prächtiges Feuerwerk vor einem imaginären samtblauen Himmel ab, aus seinem halb geöffneten Mund drangen unartikulierte Laute, die - je mehr Ridicule zudrückte - in Röcheln übergingen.
    »Nicht zu fest, Ridicule!« meldete sich erneut der Mann im Umhang.
    Das Monster ließ den jungen Ingenieur los. Robert Jeffre blieb für Sekundenbruchteile stehen - mit weit aufgerissenen Augen und heraushängender Zunge -, und er wäre zusammengebrochen, hätte ihn Ridicule nicht aufgefangen.
    »Weg mit ihm…!« Der Mann mit der eiskalten Stimme wischte mit der Rechten durch die Luft. Und nun geschah etwas sehr Merkwürdiges: das Kellergewölbe erstrahlte plötzlich in hellem Licht, ohne daß irgendwo eine Lampe zu sehen gewesen wäre. Es war ein unwirkliches, beinahe überirdisches Licht, als wäre die Luft elektrisch geladen und auf irgendeine geheimnisvolle Weise zum Leuchten gebracht worden.
    Der bewußtlose Robert wurde hochgerissen und von Ridicule hinausgetragen. Jeanne Audret lag auf den Knien und hatte die Hände flehend erhoben, wollte etwas rufen, doch die Kehle war ihr wie zugeschnürt.
    »Steh auf, Jeanne!«
    Sie wollte sich gegen diesen Befehl wehren, aber ihr eigenes Ich gehorchte nicht mehr. Wie in Trance erhob sie sich, alle Angst fiel jäh von ihr ab, machte einer gewissen, unerklärbaren Euphorie Platz. Sie hatte das Gefühl, auf einer rosaroten Wolke hoch über der Erde zu schweben. Seltsam leicht war ihr zumute, keine Spur mehr von Angst; sie sah sich losgelöst von allem Irdischen, kam sich frei wie ein Vogel vor.
    Die grünen Augen des Mannes im schwarzen Umhang glühten und waren auf ihr schmales Gesicht gerichtet. Jeanne Audret atmete ruhig, ihre jungen Brüste hoben und senkten sich gleichmäßig. Sie stand jetzt hoch aufgerichtet vor dem Mann, der die Arme mit eckigen Bewegungen über der Brust verschränkte. »Komm mit…!« sagte er, winkte ihr und trat zur Seite.
    Gehorsam setzte sich Jeanne in Bewegung. Als sie an ihm vorbeikam, streifte sie ein eisiger Hauch, den sie jedoch nicht zu bemerken schien.
    »Weißt du, wer ich bin…?« fragte er hinter ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter.
    Jeanne schüttelte den Kopf.
    »Ich will es dir verraten, Jeanne! Ich bin Negro, Urenkel von Satanas, dem Herrscher aller Dämonen! Geh weiter…!«
    Jeannes Denken war ausgeschaltet. Sie war nicht mehr sie selbst, wurde völlig beherrscht von diesen grünen Augen, deren Macht selbst jetzt, da ihr Besitzer hinter ihr ging, nicht schwächer wurde. Negro lenkte ihre Schritte, führte sie mit Hilfe seines Willens, den er durch bloße

Weitere Kostenlose Bücher