0104 - Nur ein Greenhorn
versuchte, von der ERROR aus einen Funkspruch abzusetzen?” „Das stimmt nicht ganz”, berichtigte sie ihn. „Er erwähnte nur, daß sie das ganze Gebiet ständig unter Kontrolle halten.” Pincer hob dozierend seinen dünnen Zeigefinger. „Es ist also durchaus möglich, daß sich mehrere Funkstationen auf Alazes Planet befinden. Es ist unsere Aufgabe, eine davon zu finden.” Er wandte sich Schnitz zu und bediente sieh wieder des Intergalaktischen, das der Eingeborene leidlich beherrschte. „Gibt es außer dem Raumflugfeld weitere Stationen der Springer?” erkundigte er sich.
„Weißt du, wo wir eine solche finden können?” Schnitz' blauer Federkranz um seine schwarzen Augen wippte verständnislos auf und nieder. „Schnitz nicht verstehen Ohneflügler”, sagte er. „Zuerst wollen fliehen, dann wieder suchen Springer.” Pincer sah sich hilfesuchend nach seiner Frau um. „Es ist etwas kompliziert, Schnitz. Wir wollen mit unseren Freunden auf einem anderen Planeten in Verbindung treten, damit sie hierher kommen, um uns zu retten. Dazu brauchen wir bestimmte Geräte, die wir nicht besitzen. Die Springer haben diese Geräte. Deshalb müssen wir einen ihrer Stützpunkte finden.” Schnitz klapperte verständnisvoll mit seinem Schnabel. Täuschte sich Pincer, oder bildete sich in dem Vogelgesicht tatsächlich ein listiges Grinsen? „Ohneflügler wollen machen Gespräch über weite Entfernung!” stellte der Eingeborene fest. „Schnitz wissen. Er kennt viele Stationen. Die meisten weit entfernt - zu weit. Nur eine in der Nähe.” Er sah sehnsüchtig zu Cora hin und machte die typische Bewegung eines Zigarettenrauchers. Geduldig wartete Pincer, bis Cora eine Zigarette angezündet hatte und den Rauch zwischen die verzückt aussehenden Vögel blies. Schnitz schnüffelte, räusperte sich, sah Pincer mit tränenden Augen an und fuhr mit sichtbarem Behagen zu sprechen fort. „Alle Stationen von Eingeborenen besetzt, die von Springern haben Geräte gelernt”, erklärte er. Erleichtert nickte Pincer seiner Frau zu. Wenn Schnitz sie zu der Funk und Kontrollstation führte, hatten sie es nur mit Eingeborenen zu tun, nicht aber mit den Springern selbst. „Mein Freund, führe uns zu diesem Platz”, forderte er Schnitz auf. Zum erstenmal, seit er die Vogelwesen kannte, bemerkte er so etwas wie Unsicherheit an ihnen. Schnitz spreizte seine Flughäute. „Nicht gehen”, sagte er etwas lauter als nötig. „Gebiet von fremdem Stamm. Nicht Freunde von Schnitz.” Er redete in seiner eigenen Sprache auf seine Begleiter ein. Die Gesten von Kankantz, Lupatz und Tonitutz mußten Pincer nicht erst übersetzt werden. Sie lehnten jeden Versuch, diese Gebiet eines fremden Stammes zu betreten, entschieden ab. „Meine Frau und ich werden allein gehen”, gab Pincer bekannt. „Zeigt uns den Weg.” „Nein, besser nicht”, widersprach Schnitz heftig. „Ohneflügler werden getötet in diesem Land.” „Der Tod ist uns so oder so gewiß”, sagte Pincer. „Warum sollen wir da nicht nach einer kleinen Chance greifen? Schnitz, wir bitten dich, uns noch dieses Mal zu helfen. Sag uns, wo wir die Station finden können!” Schnitz wirkte plötzlich sehr ernst. Er streckte seine Krallenhand aus und deutete über die Wiese.
„Ohneflügler gehen in dieser Richtung. Noch bevor die Nacht kommt, werden sie Station erreichen.” „Gut”, sagte Pincer befriedigt. „Dann werden wir jetzt losmarschieren.” „Warten noch”, sagte Schnitz leise. Er brachte die Zigarettenpackungen hervor, die ihm Pincer geschenkt hatte. In seinen schwarzen Augen tauchte ein schimmernder Glanz auf. „Schnitz kein Geschenk nehmen von Toten”, krächzte er. Widerspruchslos nahm Pincer die Päckchen in Empfang. Cora glitt still an seine Seite. Er nickte den Vogelwesen zu und nahm seine Frau an der Hand. Sie gingen über die Wiese - auf den Wald zu. Die Eingeborenen warteten noch einige Sekunden, dann breiteten sie ihre Flughäute aus und hoben sich vom Boden ab. Pincer hörte das Geräusch der Flügel, aber als er sich umblickte, war die Wiese bereits leer. „Sie sind weg”, sagte er zu Cora. „Nun sind wir wieder auf uns allein angewiesen. Es ist besser, wenn wir uns jetzt beeilen, damit wir die Station noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.” Schneller als ihm lieb war, mußte der Terraner erkennen, daß sich sein Plan nicht ausführen ließ, daß die Befürchtungen ihres Helfers Schnitz sich bewahrheiteten. Als sie in den Wald eindrangen,
Weitere Kostenlose Bücher