0104 - Nur ein Greenhorn
Grund mochte die Springer dazu bewogen haben, auf Alazes Planet Rauschgift zu verteilen? Die Eingeborenen wußten nichts von der Erde und konnten daher die Terraner nicht verantwortlich machen. Schnitz hatte berichtet, daß einige Angehörige seiner Rasse Dienst in den Kontrollstationen der Springer verrichteten. Es bestand die Möglichkeit, daß die Händler die Vogelwesen mit Opium gefügig und von sich abhängig machten. „Habt ihr weißes Pulver dabei?” rief der Einbeinige noch einmal, und Pincer hörte eine geradezu panische Furcht aus der Stimme, daß es nicht so sein könnte. „Nein”, sagte er, „wir haben kein Pulver.” Er dachte, der Eingeborene würde sich in sinnloser Wut auf ihn stürzen, aber der Alte bückte sich nur und zog Pincer die Zigarettenpackungen aus dem Jackett. Er riß eine davon auf. Dann zog er eine Zigarette heraus und biß darauf herum. Angewidert schleuderte er sie von sich. „Wir sollten ihm zeigen, wie man so etwas macht”, sagte Cora. „Auf ihn wird der Rauch die gleiche Wirkung haben wie auf Schnitz und seine Freunde.
Wir können ihn dann überreden, uns wieder freizulassen.” „Ich bin kein Entfesselungskünstler”, antwortete Pincer grimmig. „Wie soll ich in diesem Zustand eine Zigarette anstecken?” „Bei Morgengrauen werden wir erproben, ob Sie Freunde oder Feinde sind”, krächzte der Einbeinige. „Bis dahin werden Sie hier liegen bleiben.” Er hinkte davon, bevor Pincer fragen konnte, was es mit dieser Probe auf sich hatte.
Alazes Planet besaß keinen Mond, und das Licht der Sterne wurde durch die dichte Atmosphäre fast vollkommen abgeschirmt.
Die Nacht, die Pincer und seine Frau erlebten, war mit irdischen Nächten nicht zu vergleichen. Die Dunkelheit war undurchdringlich.
Sie lagerte wie schwarze Tinte über dem Land.
Die Eingeborenen hatten sich in ihre Baumhütten verkrochen.
Lange Zeit hatte sich Pincer mit seiner Frau unterhalten. Dann, nach Stunden, fielen sie in einen unruhigen Schlaf. Pincer hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er, von wilden Träumen geplagt, geschlafen hatte. Er wurde von dem Gefühl wach, daß jemand in der Nähe war. Er wagte nicht, Cora zu wecken. Hilflos gefesselt lagen sie am Boden. Was sollte er tun, wenn ein Raubtier in der Finsternis herumschlich und nach Beute suchte? So sehr er auch seine Augen anstrengte, er konnte noch nicht einmal die Schatten der nächststehenden Bäume erkennen. Ein Zweig knackte unter dem Gewicht eines Körpers. Dieses Geräusch ließ Pincer erschauern. Er hielt den Atem an und lauschte. Jetzt war es wieder still. Von den Bäumen kam das schwache Zirpen einiger Nachtinsekten. Pincer erinnerte sich an seine Kindheit. Da war er des Nachts manchmal aufgewacht und hatte geglaubt, daß sich die sonderbarsten Gestalten aus seiner Phantasiewelt im Zimmer aufhielten. Er war unter die Decke gekrochen und angsterfüllt wieder eingeschlafen. Am nächsten Morgen stellte sich dann alles als harmlos heraus. Was immer sich da in der Dunkelheit herumtrieb, es kam langsam näher. In wilder Verzweiflung begann John Edgar Pincer an seinen Fesseln zu zerren. Doch die Eingeborenen waren in der Handhabung ihrer Stricke wahre Meister. Je mehr Pincer gegen die Verstrickung ankämpfte, desto tiefer schnitt sie in seinen Körper. Erschöpft gab er es auf. Ein Luftzug streifte sein Gesicht, und im gleichen Augenblick fühlte er die scharfe, kalte Schneide eines Messers an seinem Hals.
Valmonze nahm ein Stück Kreide, malte einen Kreis auf die Tafel und machte in dessen Mitte einen Punkt. Die Kreide brach ab.
„Das”, sagte der Patriarch und deutete auf den weißen Fleck, „sind wir, das heißt, der Raumflugplatz. Der Kreis deutet die maximale Entfernung an, die Pincer und die Frau zu uns haben können. Weiter sind sie auf keinen Fall gekommen. Ein Fußmarsch durch den Wald ist beschwerlich. Sie können also”, er strich mit seinem Zeigefinger den Kreis entlang, „nur hier, am äußersten Rand einer gedachten Scheibe, sein. Razmon hat sie bei der großen Mulde nicht gefunden. Amat-Palong ist bisher nicht wieder bei uns erschienen und antwortet auch nicht auf unsere Funksignale. Es ist also anzunehmen, daß auch er keinen Erfolg hatte.” Er lachte befriedigt. „Es ist jetzt Nacht. In den frühen Morgenstunden werde ich selbst einen Suchtrupp führen. Alle verfügbaren Gleiter werden für die Suche eingesetzt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir die Terraner eingefangen haben.” Shaugnessy, der
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