0104 - Nur ein Greenhorn
kannst du zu deinen Freunden zurück”, sagte Pincer. „Ohneflügler sind Freunde”, erklärte Schnitz kategorisch. Sie erreichten die Funkstation der Springer bei Morgengrauen. Es war ein eckiges Gebäude am Rande einer Lichtung. Daneben befand sich ein kleines Landefeld, groß genug, um einen Gleiter aufzunehmen.
Aber es war keines der Springerboote zu sehen. Alles wirkte ruhig und verlassen. Schnitz blieb stehen. Sie befanden sich am entgegengesetzten Ende der Lichtung. Cora war am Ende ihrer Kraft. „Es scheint niemand da zu sein”, sagte Pincer mit gedämpfter Stimme. „Drei Eingeborene im Innern von Station”, erklärte Schnitz. „Ohne Waffen. Ohneflügler können sicher überlisten.” Pincer war davon nicht so überzeugt. Unschlüssig beobachtete er das Gebäude. Wenn er dort einen Telekom fand, konnte er die Erde oder ein terranisches Schiff erreichen und über Funk von seinen Entdeckungen berichten. Er schwankte zwischen Zuversicht und Furcht. Die ganze Zeit über hatte er diese Stelle erreichen wollen, und nun, da er hier war, konnte er sich nicht entschließen, sein Vorhaben mit aller Energie auszuführen. Auf die Dauer konnte er den Händlern nicht entkommen, darüber war er sich im klaren. Früher öder später würden sie Cora und ihn gefangen nehmen. Wenn er jetzt einen Funkspruch absetzen würde, konnte es sich bestimmt nur noch um Stunden handeln, bis sie in die Hände der Feinde fielen. „Ich werde mich an das Gebäude heranschleichen”, sagte er schließlich. „Schnitz, ich möchte, daß du bei meiner Frau bleibst. Wenn sich irgendeine Gefahr zeigen sollte, fliehe mit ihr. Nimm keine Rücksicht auf mich.” „Schnitz werden wachen auf Ohneflügler-Frau”, versprach das Vogelwesen. Cora drängte sich an Schnitz vorbei. „Ich glaube, daß ich da auch noch ein Wort mitzureden habe”, sagte sie. „Ich werde mitgehen.” Pincer sah sie unglücklich an. Es fiel ihm schwer, jemandem zu widersprechen. Schon gar nicht einer schönen Frau, die zudem noch seine eigene war. Beschwörend hob er seine Arme. „Du brauchst nichts zu erklären”, sagte Cora schnell. „Ich bin mit dir gegangen, bis hierher - und ich werde auch weiter mit dir gehen.” Schnitz kicherte auf seine ihm eigene Art. „Glauben, nicht viel Zweck hat, noch viel reden, Ohneflügler”, meinte er. „Das glaube ich auch” erklärte Pincer. „Gehen wir also.
Ich danke für deine Hilfe, Schnitz.” Schnitz sah ihn einen Augenblick schweigend an. „Schnitz auch gehen mit”, verkündete er dann. „Vielleicht können machen großen Trick.” Das Selbstbewußtsein des Eingeborenen und der Glaube an seine Tricks schienen unerschütterlich. Schnitz war ständig auf eine seltsame Art von einer tiefen Heiterkeit erfüllt. Es war, als verfügte er über eine eigene Lebensphilosophie, die ihn alles mit einem verschmitzten Lächeln verstehen und ertragen ließ. Pincer fühlte eine innere Verbundenheit mit diesem Wesen, wie er sie gegenüber seinen Freunden auf der Erde nie gekannt hatte. Er nickte und ging auf das Gebäude zu. Schnitz und Cora folgten.
Niemand schien sich um ihre Ankunft zu kümmern. Die Station besaß kein Fenster, nur ein Oberlicht und eine Tür, die verschlossen war. Sie gelangten bis dicht davor. Pincer blieb stehen. „Es rührt sich nichts”, sagte er leise. „Ob niemand hier ist?
Vielleicht haben sie die Station geräumt und alle Geräte mitgenommen?” „Nachsehen”, schlug Schnitz einfach vor. Pincer näherte sich der Tür. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Es konnte sein, daß ihn nur noch eine dünne Plastikwand von seinem Tod trennte. Trotzdem zitterte seine Hand, die nach dem Öffner griff, nicht im geringsten. Er drehte den Knopf herum und stieß die Tür auf. Sie schwang nach innen. Dabei gab sie ein schleifendes Geräusch von sich. Nichts geschah. Das Gebäude war in zwei Räume unterteilt. Den einen davon konnte Pincer mühelos überblicken. Es hielt sich niemand darin auf. Durch das Oberlicht drang genügend Helligkeit, um Pincer alle Gegenstände erkennen zu lassen. Der Raum war mit Kontroll- und Ortungsgeräten vollgestopft. Die Funkgeräte waren wahrscheinlich im Nebenzimmer. Entschlossen trat Pincer ein. Cora und Schnitz hielten sich schweigend hinter ihm. „Es scheint niemand da zu sein, noch nicht einmal Eingeborene”, sagte Pincer erleichtert.
Er machte einen Schritt nach vorn, als ein Mann aus dem Nebenraum trat. Er war groß, hager. Sein Kopf trug kein einziges Haar, und in
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