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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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Korn genommen hatte.
    Nassau Street war nur ein paar Minuten von dieser Stelle entfernt. Daran hatte ich neulich nicht gedacht. Wir hielten einen Block vor dem Sitz der Jones Hunts Fruit Cie. Natürlich war das große Portal verschlossen, und wir mussten mehrere Male klingeln bis der Hausmeister verschlafen und übellaunig den Kopf durch das Fensterchen steckte. Mein Ausweis machte ihm Beine.
    »Wissen Sie, ob jemand in den Büros der Fruit Cie. ist?«, fragte ich ihn.
    »Das können wir gleich feststellen«, meinte er, ging auf die Straße hinaus und blickte nach oben. »Im Privatbüro des Mr. Hunt brennt Licht. Also wird wohl jemand da sein.«
    »Gut, lassen Sie das Tor offen und bleiben Sie hier, bis wir zurückkommen«, befahl ich ihm.
    »Ich will mir nur schnell etwas überziehen.«
    »Tun Sie das, aber beeilen Sie sich. Wir haben keine Zeit.«
    Es dauerte nur eine Minute. Ich wollte es vermeiden, den Lift zu benutzen. In einem leeren Gebäude hört man ihn brummen, und das konnte uns verraten. Wir kletterten die Treppen bis zum 6. Stock hoch.
    »Bleib hier«, bat ich Phil. »Ich will zuerst allein hineingehen. Es ist für uns beide sicherer, wenn einer als Rückendeckung draußen bleibt. Wenn ich dich brauchen sollte, so wirst du das wohl hören.«
    »Fällt dir nicht einmal etwas Besseres ein, als mich als Lebensversicherung zu benutzen«, meinte Phil, aber da hatte ich schon die Klinke heruntergedrückt und war im dunklen Vorraum.
    Hinter den Schaltern standen die verlassenen Tische der Empfangsdamen. Dahinter lag, durch eine Glaswand getrennt, der große Arbeitsraum mit den verdeckten Schreibmaschinen.
    Durch die Milchglasscheibe der Tür zu Hunts Privatbüro fiel Licht. Auf Fußspitzen schlich ich näher und dann drückte ich auf die Klinke.
    Am Schreibtisch stand Carol.Vor ihr lag ein geöffneter Koffer, der halb gefüllt mit prachtvollen, gleichmäßigen Orangen war. Daneben war noch ein Haufen davon aufgestapelt, von denen sie langsam und vorsichtig, eine nach der anderen in die Tasche legte.
    Ich räusperte mich.
    Carol fuhr herum, eine der Früchte in der Hand.
    »Sie…?«, flüsterte sie. »Was sollen Sie denn hier?«
    »Zuerst will ich wissen, wo Brix ist.«
    »Nicht hier, wie Sie sehen.«
    »Und Milly?«
    »Zu Hause im Bett natürlich. Aber nochmals, was wollen Sie hier?«
    »Das wissen Sie genau, Carol.« Ich schwieg einen Augenblick und sah sie fest an, bevor ich fortfuhr. »Ich war in Mendota. Sie können aufgeben, Carol. Sie sitzen ganz tief in der Tinte.«
    »Nein… nein…« Ihr Gesicht wurde zur Maske und die Hand krampf te sich um die Apfelsine, als wolle sie diese zerquetschen. »Sie können mir nichts beweisen, gar nichts.«
    »Ich kann Ihnen vieles beweisen. Damals in Mendota haben Sie etwas ausgefressen, was ich nur ahnen kann, aber Sie sind verantwortlich für Petes und Janes Tod, und Sie haben auch Carmen Rodriguez auf dem Gewissen.«
    Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Schneller, als ich denken konnte, hob sie den Arm. Ich konnte gerade noch ausweichen, dann knallte die Orange mit hartem Schlag gegen die Wand, sprang auf, fiel in zwei Teile auseinander und verstreute ein weißes Pulver über den Teppich.
    Wir starrten beide darauf, ich sprachlos vor Überraschung, und sie mit Panik in den Zügen.
    »Sie haben mir selbst die Beweise geliefert, Carol. Es ist gleichgültig, ob das hier Kokain, Heroin oder etwas Ähnliches ist. Wollen Sie nun alles gestehen, oder soll ich es Ihnen er zählen?«
    »Ich glaube, es gibt eine ganze Menge.«
    In Ihren Augen brannte ein wildes Feuer. Gleich würde sie durchdrehen. Ihre Stimme aber war kalt wie Eis, als sie sagte:
    »Bitte, reden Sie. Sagen Sie mir, was Sie glauben herausgefunden zu haben. Wenn es auch nichts anderes ist, so ist es bestimmt interessant. Sie können es ruhig tun, wir beide sind ja allein.«
    »Sie denken wohl, dass kein anderer etwas von unserem Gespräch erfahren würde?«
    »Vielleicht… Aber wollen sie nicht anfangen.«
    »Gut, nur ein paar Kleinigkeiten müssen Sie mir noch erklären… Als Pete starb, bat er mich, ich sollte mich um seine Schwester kümmern. Zuerst fand ich nichts dabei. Es ist ja selbstverständlich, dass ein Mann, der in den letzten Zügen liegt, eine solche Bitte äußert. Dann fing ich an, misstrauisch zu werden. Milly hatte einen teuren Wagen, und sie benahm sich sehr eigenartig, anomal. Hinter die Ursache kam ich erst, als bei Ihrer Jubiläumsfeier auf sie und mich geschossen wurde und sie dabei ihre

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