Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0105 - Keine Spur von Mister High

0105 - Keine Spur von Mister High

Titel: 0105 - Keine Spur von Mister High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keine Spur von Mister High
Vom Netzwerk:
es ja sagen. Und Sie sind bereits so gut wie tot. Also, wir nehmen es mit in ein Jagdhaus. Es liegt im Wald, ein paar Hundert Yards neben der Bahnstrecke von Haies nach Protain.«
    »Was für eine Bahnstrecke ist das?«
    »New York-Yalestown.«
    »Und was werden Sie mit dem Kind tun?«
    »Zunächst nichts. Bis wir das Geld haben. Dann werden wir es erschießen, damit es nicht zu leiden braucht.«
    Mister High atmete tief.
    »Warum wollen Sie es töten?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Stellen Sie sich vor, einer von uns würde diesem Kind in ein paar Jahren wieder einmal zufällig über den Weg laufen? Man muss damit rechnen, dass es uns wiedererkennen würde, nicht wahr? Dieses Risiko können wir nicht eingehen. Wünschen der Herr sonst noch Auskünfte?«
    Mister High schüttelte den Kopf.
    Die Frau ging zurück zu dem staubverkrusteten, schwarzen Cadillac. Erst als sie am Steuer Platz genommen hatte, ging auch der Mann, der Mister High eine Pistole in den Rücken gedrückt hatte, solange die Frau mit ihm sprach, rückwärts zu dem Wagen.
    Der Chef stand kerzengerade und sah ihnen nach. Sein Gesicht war unbewegt. Ohne mit einer Wimper zu zucken, sah er dem davonfahrenden Wagen nach, der eine hohe Staubfahne aufwirbelte.
    Dann drehte er sich um und stapfte durch den Sand auf die Blechhütte zu. Die Tür war verrostet und ließ sich nur mit großer Kraftanwendung öffnen.
    Die Bude hatte zwei Räume. Im ersten befanden sich außer zwei leeren Kisten keine Einrichtungsgegenstände. Im hinteren Zimmer standen acht Bettstellen paarweise übereinander. Verstaubte Wolldecken lagen darüber.
    Es gab keinen Wasserbehälter, keinen Schrank mit Nahrungsmitteln. Es gab überhaupt nichts von dem, was ein Mensch zum Leben braucht.
    Mister High streckte sich auf einer der Bettstellen aus. Er zog seine Armbanduhr auf, drehte sich auf die Seite und war schnell eingeschlafen, da ihm der Chloroformrausch noch immer in den Gliedern saß.
    Er erwachte am nächsten Vormittag in Schweiß gebadet.
    Es war halb elf, und in der Hütte herrschte eine brütende, Hitze. Die Luft flimmerte, so heiß war es.
    Mister High erhob sich ächzend. Er zog sein Jackett aus, nahm sich die Krawatte ab und öffnete den Hemdkragen.
    Das brachte eine merkliche Erleichterung. Aber zehn Minuten später spürte man von der Erleichterung schon nichts mehr, weil man den Vergleich mit dem vorherigen Zustand vergessen hatte.
    Es half nichts, dass alle Fenster offen standen. Die Sonne stach von einem wolkenlosen Himmel herab. Ungestört konnte ihre pralle Glut auf den Backofen der Blechbude fallen. Dazu regte sich kein Lüftchen.
    Gestern früh haben sie mich entführt, dachte Mister High. Jetzt laufen die Nachforschungen bereits auf vollen Touren. Trotzdem werde ich mich auf eine lange Wartezeit gefasst machen müssen. Wenn sie mich überhaupt jemals finden, meine G-men…
    Dösend und vor sich hinbrütend verbrachte er die Zeit. Je näher die Sonne dem Zenit stieg, desto unerträglicher wurde die Glut. Das bloße Atmen war eine Qual. Die trockne, heiße Luft dörrte den Rachen und den Schlund bis zur völligen Trockenheit aus. Die Zunge schwoll an unter dem Mangel an Feuchtigkeit und lag bleiern schwer im Mund.
    ***
    Es war genau ein Uhr einundzwanzig, als Mister High das ferne Summen hörte. Er stutzte und konzentrierte alle seine Sinne darauf.
    Kein Zweifel! Das Summen wurde stärker.
    Mister High sprang taumelnd auf und lief hinaus.
    Die Wucht der grellen Sonne traf ihn wie mit einer Peitsche. Er rang nach Luft. Gleichzeitig lauschte er fiebernd dem näherkommenden Summen.
    Um ein Uhr sechsundvierzig stand das Flugzeug genau über ihm.
    Mister High hatte zuerst die Arme hochgerissen und gewunken und gerufen, dann hielt er jäh inne.
    »Ich benehme mich wie ein kleines Kind«, sagte er mit rauer Stimme. »Die Maschine ist viel zu hoch. Es scheint eine große Verkehrsmaschine zu sein, aber sie ist viel zu hoch, als dass man mich hier unten sehen könnte.«
    Sie kam - ja, von wo kam sie eigentlich? Er bereute es bitter, dass er sich nicht wenigstens die Richtung gemerkt hatte, aus der sie gekommen war. Aber nun war es zu spät. Er kam nicht mehr darauf. Wohin er sah, hatte der Himmel die gleiche azurne Färbung.
    Niedergeschlagen wankte er zurück in die Hütte…
    Pünktlich um ein Uhr sechsundvierzig stand das Flugzeug am nächsten Tag, am Donnerstag, wieder über der Hütte.
    Aber diesmal hatte Mister High genau auf die Richtung geachtet, aus der es gekommen

Weitere Kostenlose Bücher