0105 - Keine Spur von Mister High
schnell herangeflogenen Kollegen aus Seattle, mit den Worten: »Wir haben die letzten Meldungen sämtlicher Straßen vorliegen, Cotton. Demnach ist der gesuchte Wagen noch nirgends durchgekommen.«
»Wie weit ist die Sperre gezogen worden?«
»Wir haben einen Umkreis von drei- bis vierhundert Meilen auf den Karten festgelegt. Da die Entführung heute gegen Mittag geschah, kann der Wagen ja erst seit frühestens dieser Zeit von New York her unterwegs sein. In der Zeit konnten selbst bei höchster Geschwindigkeit nicht mehr Meilen zurückgelegt werden.«
»Geben Sie an alle Dienststellen der Sperren durch, dass man in den nächsten Stunden mit erhöhter Aufmerksamkeit Vorgehen soll. Es kann ja sein, dass die Burschen aus irgendeinem Grund später losgefahren sind und erst in ein paar Stunden bei den Sperren ankommen.«
»Okay, Kollege.«
Er wandte sich dem Fernschreiber zu und fing an zu tippen. Die Anordnung ging nach Washington und wurde von dort aus an alle zentralen Polizeidienststellen weitergegeben. Die gaben wiederum weiter an die einzelnen Straßenposten. Bei dieser Art der Übermittlung an ungefähr zweihundertsechzig einzelne Straßensperren wurde durch den Einsatz von Fernschreibern und Sprechfunkgeräten keine fünf Minuten gebraucht, bis eine Anordnung aus New York bis zur letzten Sperre durchgegeben war.
Ich trat näher an die Wand, wo die Kollegen die große Karte aufgehängt hatten. Mit roter Kordel waren die Grenzen des Gebietes festgesteckt worden, das von den Straßensperren rings um New York in einem Umkreis von drei- bis vierhundert Meilen hermetisch abgeriegelt war.
»Okay«, sagte ich mit einer gewissen bitteren Genugtuung. »Wenigstens das wissen wir mit Sicherheit: Die Kidnapper müssen sich noch innerhalb dieses Gebietes befinden!«
***
Unweit dem östlichen Rand der Wüste von Nevada lag die private Irrenanstalt eines geschäftstüchtigen Arztes, der sich bei gewissen Kreisen des Südwestens einen Namen gemacht hatte.
An diesem Dienstagnachmittag gegen fünf gelang Joe Horward der Ausbruch, nachdem er einen Wärter mit seinem Schemel niedergeschlagen und einen anderen mit der blanken Faust Knockout geschlagen hatte.
Joe galt als gemeingefährlich und hatte des Öfteren Wutausbrüche gehabt, bei denen er jeden umbringen wollte, der sich ihm in den Weg stellte. Mit Morden musste gerechnet werden, wenn dieser Mann mit seinem völlig zerrütteten Geist sich frei bewegen konnte.
Der Arzt rief deshalb sofort die Polizei an, als alle zurückgekehrten Wärter ihm gemeldet hatten, dass man keine Spur von dem entflohenen Irren habe finden können.
»Er ist gemeingefährlich«, sagte der Arzt aufgeregt. »Er kann viel Unheil anrichten, wenn er etwa in den Besitz eines Messers, einer Pistole oder sonst irgendeines Gegenstandes käme, der sich als Waffe benutzen lässt. Bei seinen Anfällen entwickelt er unglaubliche Körperkräfte, die ganz im Widerspruch zu seiner nicht gerade athletenhaften Gestalt stehen.«
Diese Versicherungen eines Mannes, der den Irren schließlich besser kennen musste als irgendeiner, machte die Polizei mobil. In Anbetracht der dringlich ausgesprochenen Gemeingefährlichkeit des Mannes wurde seine Beschreibung an alle Polizeistationen der Umgebung gesandt. Da man damit rechnen musste, dass er vielleicht von einem gutgläubigen Autofahrer ein Stück mitgenommen wurde, zog man den Umkreis ziemlich weit.
So kam es, dass der Polizei in einem bestimmten Gebiet der USA die Beschreibung eines gemeingefährlichen Irren vorlag, der in Seiner Statur eine gewisse Ähnlichkeit mit Mister High hatte, wovon allerdings zu dieser Zeit noch niemand etwas wusste…
***
Am Dienstagmorgen war Mister High entführt worden. Bis zum Freitagabend hatten wir weder eine Spur des Kindes, noch eine Spur unseres Chefs gefunden. Auch der schwarze Cadillac war nirgends gesehen worden. Es sah aus, als wären die Kidnapper sofort nach den beiden Entführungen von der Erde verschlungen worden.
Nachmittags um fünf hielt ich eine Arbeitsbesprechung ab. Wir hatten inzwischen noch dreißig Mann Verstärkung aus den Südstaaten erhalten, sodass insgesamt einhundertzwanzig G-men mit der Bearbeitung des Falles betraut waren. Jeweils zehn hatten wir zu Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe bekam einen Leiter und ein bestimmtes Aufgabengebiet übertragen.
Sämtliche Gruppenleiter saßen um fünf in dem mittleren der fünf Räume, die wir in dem Hotel gemietet hatten. Mit Phil und meiner Wenigkeit waren es
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