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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Amulett und die Dinge nahmen wieder ihre eigentliche Gestalt an. Dann setzte er sich entschlossen in Bewegung. Er schlug ein scharfes Tempo an.
    Lapin hatte Mühe, dem Professor zu folgen. Zuerst versuchte er es krampfhaft, dann ergriff plötzlich ein anderer Gedanke von ihm Besitz. Er wollte Zamorra warnen, bekam aber keinen Ton über die Lippen. Und da der Abstand sich schnell vergrößerte, resignierte er.
    Zamorra erreichte die Hütte und stieß die Tür auf.
    Nicole fiel ihm mit einem Jubelschrei um den Hals. Aber von Robert Houdain fehlte jede Spur. Als ob er sich in Luft aufgelöst hatte.
    Wenn es keinen zweiten Ausgang gab, war das der erstaunlichste Fall von Dematerialisation, den der Professor je erlebt hatte.
    »Endlich«, schluchzte Nicole. Es war, als falle die Last der vergangenen Tage von ihr ab. Sie konnte sich kaum beruhigen.
    »Ich sollte mich ein wenig umsehen«, meinte Zamorra. »Schließlich ist das hier gewissermaßen das Hauptquartier des Bösen.«
    Er lauschte.
    Denn unter ihm ertönte eine schaurige Zeitansage.
    Nicole konnte ihm das Phänomen erklären.
    »Wie kommt man in den Keller?« fragte Zamorra.
    Nicole zeigte ihm bereitwillig die Falltür. Der Professor hob sie hoch und zuckte zurück. Aus der Tiefe erklang ein wahnsinniges Kreischen und Heulen, als seien alle Teufel der Hölle freigekommen.
    Pausenlos öffneten sich die Kiefer des Totenschädels und eine Stimme schnarrte die Zeit. Immer war es kurz vor zwölf, was keineswegs den Tatsachen entsprach. Eine eisige Kälte strömte lähmend aus dem Verlies, breitete sich schnell aus und drohte jedes Leben zu ersticken.
    Höhnisch blinzelnd pendelte die Tsantsa aufgeregt hin und her. Was hatte den Schrumpfkopf so außer Rand und Band gebracht?
    Da knallte die Hüttentür zu. Ein Riegel klirrte.
    Lapin hielt plötzlich eine Fackel in der Hand. Er warf sie auf das Strohdach. Im Nu stand die Hütte in Flammen.
    Knisternd und knackend fraß sich das Feuer weiter und fand reichlich Nahrung. Aber die Hitze nahm nicht zu. Denn im Innern herrschten Temperaturen wie in einem Eisschrank.
    Zamorra versuchte, sein Amulett zu erreichen. Er konzentrierte sich auf diese einzige, kinderleichte Bewegung. Und doch schienen Gewichte an seiner Hand zu hängen, hielten sie unten. Er konnte sich kaum rühren.
    Nicole schien es ähnlich zu ergehen.
    Sie stand regungslos im Raum. Die züngelnden Flammen spiegelten sich in ihren wunderschönen Augen. Aber sie schien mitten in der Bewegung erstarrt. Sie wirkte leblos wie eine Schaufensterpuppe.
    Zamorra kämpfte verzweifelt. Er wußte genau, daß sie verloren waren, wenn sie sich nicht mit Hilfe des Amuletts ihre Bewegungsfreiheit zurückeroberten und einen Ausweg aus der Flammenhölle fanden.
    Zamorra mobilisierte seine erstaunlichen seelischen Kräfte. Millimeter für Millimeter kämpfter er sich näher an das Amulett heran.
    Draußen aber tanzte und schrie Lapin verzückt wie ein heulender Derwisch im gelobten Trancezustand. Er dachte wohl keine Sekunde an die beiden unglücklichen Menschen im Innern des Schafstalles.
    Dann gerieten die Dinge in Bewegung. Stühle flogen durch die Luft. Das wahnsinnige Rasen und Keuchen, Schreien und Stöhnen, Winseln und Kläffen im Keller schwoll zu einem Orkan.
    Diese Töne waren nicht auszuhalten und bereiteten körperliche Schmerzen. Und irgendwie gelang es Nicole, die Hände auf die Ohren zu pressen.
    Diese winzige Bewegung - Zamorra bekam sie aus den Augenwinkeln mit, während er gegen die eigene Schwäche ankämpfte - spornte ihn dermaßen an, daß er mit letzter verzweifelter Anstrengung sein Ziel erreichte.
    Hart legte sich seine Faust um das rettende Amulett. Eine unerklärliche Kraft sprang auf ihn über. Er erkannte die Situation. Mit einem Satz war er bei Nicole. Ihr Kleidersaum hatte bereits Feuer gefangen.
    Er riß das Mädchen an sich, spurtete mit ihr zum nächsten Fenster.
    Mit der Schulter stieß Zamorra die Scheibe ein.
    Da wurde er an der Schulter berührt. Er versteinerte fast. Hilflos ließ er Nicole los. Sie glitt ins Gras und der verrückte Lapin wollte sie wie einen Holzscheit zurückstoßen in die Flammen.
    Zamorra wandte sich um. Abwehrend hob er das Amulett.
    Was immer ihn bedrohte, nahm Gestalt. Eine häßliche, unförmige Gestalt. Ein grünliches, schleimiges Wesen, das sich unter dem Bannstrahl des Amuletts auflöste und starb. Mit einem Winseln und Klagen, daß Zamorra zum erstenmal in seinem Leben eine Gänsehaut über den Rücken lief und er

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