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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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ein grünliches Schimmern auf seinen verdorrten Lippen. Die toten Augen starrten ins Nichts.
    Langsam erhob er sich zu voller Größe und stützte sich gelassen auf sein Richtschwert.
    Houdain sprach auf ihn ein.
    Er bekam keine Antwort, aber er durfte sicher sein, daß er verstanden wurde. Denn mit starren Bewegungen, fast wie ein Roboter, stampfte der Untote Richtung Dorf. Dort, wo hinter allen Fenstern Lichter brannten. Geweihte Kränze und Knoblauchzehen baumelten über Haustüren. Einige waren so vermessen gewesen, eine alte Geschichte aus der Bibel umzumünzen: die Schwellen ihrer Häuser und die Türpfosten waren mit Tierblut bestrichen worden.
    Als ob der Scharfrichter sich auch nur innen Deut scheren würde, ob es Gerechte traf oder Ungerechte. Er fragte nicht nach Gut oder Böse. Er bestrafte nicht und er belohnte nicht. Er war das Böse schlechthin und würde morden, selbst wenn er selber dabei draufging. So hatte er gelebt und war er gestorben und wiedererschienen als ein Schatten seiner selbst, erweckt durch die alten persischen Formeln, die gehütet wurden vom »Alten vom Berge«.
    Houdain schloß sich der Prozession des Grauens an.
    Er wollte es selbst miterleben. Seine Augen glühten. Er brauchte nicht selbst mit Hand anzulegen. Das würde der Scharfrichter für ihn besorgen. Aber er wollte sie leiden sehen, diese Heuchler, die ihm das Leben schwergemacht hatten. Da war kein Mitleid in ihm. Er würde nicht einmal Kinder schonen lassen. Wozu auch? Er war auch einmal klein gewesen und trotzdem niemals auf Mitleid gestoßen.
    Seine Seele trug mehr Narben als das halbverweste Gesicht des schrecklichen Blutrichters. Sein Herz war verdorrt. Jetzt machte ihn Zuneigung wütend, Liebe erfüllte ihn mit Haß. Alles, was ein menschliches Leben auszeichnete, hatte sich ihm ins Gegenteil verwandelt. Von ihm durfte niemand Pardon erwarten.
    »Schlag zu! Nimm dir ein Haus nach dem anderen vor!« kreischte Robert Houdain. Er tat es so laut wie er konnte. Mochten alle ihn hören. Und das Schrecklichste war, daß in der Erregung seine Stimme offenbar umgeschlagen war. Er sprach so wie seine Mutter - und an die konnten sich alle erinnern.
    Da fielen sie auf die Knie und ihre Sünden legten sich auf ihr Gemüt. Sie riefen um Hilfe, aber ohne Hoffnung, erhört zu werden.
    Das Grauen ging um in Mazamet…
    ***
    Witwe Banoli lebte mit ein paar Ziegen und einer Unmenge von Hühnern in schönster Harmonie am Rande des Ortes. Natürlich hielt sie sich für besonders gefährdet. Der letzte Einwohner hatte inzwischen mitbekommen, daß eine Nacht voller Schrecken drohte. Die Tatsache, daß es Houdain gelungen war, in der Festung selbst einige Hilfstruppen zu mobilisieren wie den Abbé Lapin, hatte sich verbreitet wie eine Feuersbrunst und lief als Gerücht von Mund zu Mund. Niemand konnte mehr Wahrheit und Erfindung auseinanderhalten, und natürlich fügte jeder eigene Ansichten hinzu. Die, Töpfe in der Gerüchteküche quollen über.
    Allen gemeinsam war eine panische Furcht.
    Witwe Banoli hatte das getan, was ihr in dieser Lage übrigblieb. Sie hatte Tür und Tor verrammelt und überall Licht angezündet. Sonst eine sparsame Frau, kam es ihr auf ein paar Kerzen mehr oder weniger nicht an.
    Natürlich hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich in Sicherheit zu bringen. Das bedeutete ihr in erster Linie ein Aufenthalt in der Dorfkirche. Aber so, wie es um Abbé Lapin, den Unglücklichen, stand, hielt sie es nicht für ratsam, das Gotteshaus aufzusuchen.
    Zu den Nachbarn mochte sie nicht gehen. Erstens zweifelte sie mit Recht daran, daß eine größere Kopfzahl auch größeren Schutz versprach, und außerdem hatte sie sich mit jedermann überworfen.
    Als alleinstehende Frau ohnehin ständig in Gefahr, verdächtigt zu werden allerlei finsterer Umtriebe, verfolgt wohl auch von der Konkurrenzfurcht der Frauen, war es soweit gekommen, daß man Madame Banoli für eine Hexe hielt. Ein Verdacht, der nicht so sehr durch ihr Äußeres geweckt wurde, sondern wohl eher durch die Tatsache, daß sie eine Gesundheitsfanatikerin war. Jede Pflanze und jedes Kraut, das Louis Barret irgendwo auflas, kaufte Madame Banoli in der Hoffnung, so ihr Leben zu verlängern. Medikamenten aus der Apotheke traute sie nicht über den Weg. Sie kochte sich ihre Medizin selbst. Welch ein Wunder, daß der Anblick einer grauhaarigen Frau, beständig über irgendwelche brodelnden Töpfe gebeugt, gewisse Vorstellungen weckte. Glücklicherweise konnte man ihr nicht auch

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