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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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mußte sich Furchbares anbahnen.
    Die Ketten, mit denen die Ziegen an die Querverstrebungen ihrer Boxen gefesselt waren, klirrten und verursachten einen Höllenspektakel. Es ging da draußen zu wie bei einem Schiffuntergang.
    Und auch die einsame Frau hatte das Gefühl, sie müsse sich unter der geflochtenen Matte verkriechen oder im Boden versinken oder - wundersam geschrumpft - in ein Mauseloch passen.
    Nichts dergleichen geschah.
    Statt dessen knisterte es geheimnisvoll. Rotgelbe Blitze züngelten auf. Ihr Schein flackerte durch die Ritzen von Tür und Fenster.
    Laut begann Madame Banoli zu jammern.
    Und dann brach die Hölle los.
    Aus welchen Gründen auch immer: diesmal machte sich der Henker die Mühe, sich durch das Holz der Tür zu hacken.
    Die Frau, unfähig sich zu rühren, starrte gebannt auf das Werk der Vernichtung. Da nutzte es auch nichts, daß die Tür alt war und aus soliden, abgelagerten Eichenbrettern, Handarbeit, wie es sie auf diesem und anderen Gebieten schon lange nicht mehr gab.
    Trotzdem splitterte Holz. Die Türfüllung rappelte und bebte. Langsam pickte sich eine Schneide wie der Schnabel eines gefährlichen Riesenvogels durch das Hindernis.
    Immer größer wurden die Lücken und Durchbrüche.
    Was Madame Banoli dahinter erkannte, war nicht gerade angetan, ihre Angst zu dämpfen. Sie schaute in ein unbewegtes, starres Gesicht, das schon lange keine menschlichen Gefühle und Regungen widerspiegeln konnte. Die Haut war braungelb und faltig und tot.
    Tote Augen in einem fast fleischlosen Schädel fixierten die Witwe. Knöcherne Klauen umklammerten den Griff eines Schwertes. Dürre Arme führten die Waffe hoch über den Kopf, ließen sie mit aller Kraft niedersausen. Jedesmal splitterte ein Span mehr heraus.
    Eine nach Grabesduft und Fäulnis riechende Kutte mit Kapuze wehte bei jeder Bewegung hin und her. Verrottete Zähne wurden gebleckt in einem Totenschädel, der nur noch Spinnen und Asseln Unterschlupf bot.
    Das Gespenst arbeitete sich wie eine Maschine vorwärts, beseelt von Mordgier, das Opfer vor den Augen.
    Und plötzlich wurde es Madame Banoli klar, warum sie jede Einzelheit so einwandfrei ausmachen konnte: nicht das Licht ihrer Kerzen leuchtete die grausige Szene aus, sondern ein heller Feuerschein.
    Die Kate stand in ihrem vorderen Teil in hellen Flammen. Vergeblich versuchten die Tiere, sich zu befreien. Deshalb schrien die Ziegen so kläglich. Für überirdische Dinge besaßen sie gewiß keine Antenne. Sie hatten ihre Instinkte - und damit aus. Alles andere überließen sie dem Menschen - wobei man darüber streiten konnte, wer glücklicher dran war. In dieser Sekunde jedenfalls hätte Madame Banoli etwas dafür gegeben, im Stall zu stehen. Nicht in der Wohnküche.
    Denn jeden Augenblick drohte der Scharfrichter von Mazamet durchzubrechen. Er arbeitete wie ein Roboter. Brutal drehte und bog er die stählerne Klinge, um die Bresche zu erweitern.
    Erst der Anblick erlöste Madame Banoli aus ihrer Schreckensstarre. Sie jagte hoch und lief zum Fenster. Sie stieß die Läden auf und brüllte in die Nacht: »Hilfe! Hilfe!«
    Aber niemand antwortete ihr…
    ***
    Zamorra hielt sich bereit.
    Vor dem Lokal »Au Relais«, in dessen Gästezimmern der Professor Quartier bezogen hatte, ohne sich der guten Betten besonders oft erfreut zu haben, stand der Citroën von Nicole mit laufendem Motor. Die Sekretärin saß am Lenkrad.
    Denn Zamorra wußte wohl, daß Schnelligkeit Trumpf war. Der Feind, beweglich und mit dem Vorteil der Initiative, konnte an jedem Punkt losschlagen. Dann galt es, in Windeseile den Einsatzort zu erreichen und ihm entgegenzutreten. Zamorra besaß die einzige Waffe, die sich für diese Abwehrschlacht eignete: das Zauberamulett.
    Leider konnte er - trotz aller Fähigkeiten und besonderer Kenntnisse auf dem Gebiet - noch nicht durch die Luft reiten wie ein Hexenmeister, geschweige denn sich dematerialisieren und an anderer Stelle wieder Gestalt annehmen. Er war auf ein sehr simples Fortbewegungsmittel angewiesen: den Wagen.
    Zamorra benutzte die Ruhe vor dem Sturm, um sich um Abbé Lapin zu kümmern. Schließlich war es gefährlich, wenn der Gegner bereits einen Fuß in das Lager gesetzt hatte.
    Also schirmte Zamorra Lapin erst einmal gegen alle Beeinflussungen von außen ab, indem er ihn durch Hypnose ruhigstellte. Danach begann er herauszufinden, welche hypnotischen Befehle der Abbé erhalten hatte. Die damit einhergehende Blockade brach Zamorra schnell.
    Nach einer knappen

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