Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
Stunde intensiver Sitzung hatte er es geschafft. Lapin schien geheilt. Aber er wußte nichts davon. Er hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Weil sein Gedächtnis nicht gespeichert hatte, was er angerichtet hatte. Und hätte es ihm jemand erzählt, er hätte es auf keinen Fall geglaubt, sondern sich gegen solche Unterstellungen entschieden verwahrt.
    Zamorra ließ es erst gar nicht zu einem Streit kommen.
    Schließlich war die Lage ernst genug.
    Lapin machte jetzt, von dem teuflischen Bann erlöst, unter dem er so lange gelitten hatte, die ausgefallendsten Vorschläge, wie das Unheil abzuwenden war.
    Erst, als er bei Zamorra wieder und wieder auf Ablehnung stieß, weil nur der Dämonenjäger sagen konnte, was angebracht war, verfiel er auf einen herkömmlichen Weg: er eilte in die Dorfkirche, um die Glocken zu läuten. Irgend jemand hatte ihm einmal weisgemacht, daß ein solcher Krach böse Geister und selbst ihre Schatten zum Laufen brachte und sie vergraulte. Wobei sich der gute Abbé im Augenblick nicht einmal ganz bewußt wurde, als welch trüber heidnischer Quelle dieser Tip stammte.
    Er erklomm ächzend die endlosen Stufen zum Glockenstuhl. Vom Turm aus hatte er einen ausgezeichneten Rundblick.
    Friedlich lag die Natur zu seinen Füßen. Nur das Dorf Mazamet schien hellwach - und abwehrbereit. Überall funkelten Lichter. Am hellsten allerdings bei Madame Banoli. Ihre Kate brannte lichterloh. Und ein eisiger Schreck fuhr dem Abbé in die Glieder. Hatte er nicht Madame Banoli vor bösartigen Nachstellungen und Verleumdungen in Schutz genommen? Gewissermaßen als Ausgleich für den Fall der Madame Houdain, die ein so böses, wenn auch selbstverschuldetes Ende genommen hatte? Aber an sie dachte er jetzt nicht. Man behält immer die besser im Gedächtnis, die einen mögen und denen man Gutes erweisen konnte.
    Er stürzte zum Glockenstrang und hängte sich daran wie ein Bergsteiger. Die Glocke begann zu schwingen. Der Klöppel geriet in Bewegung. Und dann rollten die Glockenschläge über das Land.
    Lapin gelang es - obgleich er keine Erfahrung hatte und dieses Glöckneramt für gewöhnlich vom Küster nebenbei wahrgenommen wurde - auf Anhieb, das Signal für Feuer hinzubekommen.
    Nur hatte die ganze Sache einen Haken: der Brand war von den Einwohnern selbst gelegt worden. In dem Bewußtsein, Madame Banoli stehe mit den Mächten der Finsternis im Bunde und sie werde die Gelegenheit nützen, ihr eigenes Süpplein auf diesem unreinen Feuer zu kochen, hatten sie kurzerhand, verzweifelt und verängstigt und damit zu allem fähig, beschlossen, die alte Hexe auszuräuchern.
    Also dachten sie gar nicht daran, ein Löschkommando zusammenzustellen. Madame Banoli war ihr Opfer an die Dämonenwelt.
    So hätte Abbé Lapin bimmeln können bis zum jüngsten Gericht - er hätte der armen Frau nicht helfen können. Zum Glück aber bemerkte Nicole Duval nicht nur die Vorbereitungen, sondern die Auswirkungen der Tat selbst. Nachdem sich schweigend eine Gruppe Männer zusammengerottet hatte und langsam Richtung Dorfaúsgang gezogen war, zuckten sehr bald Flammen in den Nachthimmel.
    Nicole Duval alarmierte Professor Zamorra, der schleunigst herunterkam. Ein wenig erstaunt. Denn ein Feuer war das letzte, was er in dieser Nacht erwartet hätte. Sein ganzes Sinnen und Trachten hatte sich eben auf den Magier und Hexenmeister Robert Houdain ausgerichtet. Irdische Dinge waren darüber vernachlässigt worden. Das rächte sich jetzt scheinbar bitter.
    In einem Höllentempo jagte Nicole Duval die wenigen Meter bis zum Anwesen der unglücklichen Madame Banoli.
    Gerade schlugen sich die Übeltäter in die Büsche, und es fiel Zamorra nicht leicht, sie zu stoppen und zu zwingen, eine Kette zu bilden. Eimer waren schnell besorgt und ein Tümpel lag ganz in der Nähe.
    Nur arbeiteten die Helfer nicht allzu verbissen. Und Zamorra mußte mehr tun. Er schonte nicht sein Leben, um von der anderen Seite zu Madame Banoli vorzudringen.
    Sie hing, von Rauch und Entsetzen bezwungen, ohnmächtig aus dem Fenster, und gerade zerrte der Professor sie ins Freie, da splitterte endgültig die Tür.
    Herein kam der Scharfrichter von Mazamet, unbeirrt von der Feuersbrunst, immun gegen die infernalische Hitze.
    Langsam hob er das Schwert. Das Richtschwert, das so vielen das Leben gekostet hatte. Ein grünlich schimmerndes Leuchten lag auf seinen verdorrten Lippen.
    Blitschnell legte Zamorra die bewußtlose Frau ab. Er hatte jetzt Wichtigers zu tun. Wenn es ihm

Weitere Kostenlose Bücher