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0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab

Titel: 0105 - Rückkehr aus dem Geistergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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im warmen Bett. Er könne sich nicht vor Wesen fürchten, die es gar nicht gäbe. Er sei Franzose von Geburt an und kein Mitglied eines halbwilden Stammes.
    Damit gab er erstens zu, daß seine Frau ihn aus den Federn getrieben hatte und zweitens, daß er nichts von angeblich primitiven Völkern verstand. Auf Befragen Zamorras mußte er zugeben, daß gerade diese angeblich Unzivilisierten und Primitiven die wunderbarsten Riten entwickelt hatten, wie etwa den gemeinschaftlichen Tanz, der eine befreiende Wirkung auf jedes einzelne Mitglied hatte und die gleichen Resultate mit sehr viel weniger Erfolg von den Modernen durch alle möglichen komplizierten Heilverfahren versucht wurden bis hin zur wahhlosen Verschreibung von Medikamenten.
    Monsieur Ravien, der Lehrer, räumte in diesem Punkt unwillig ein, er habe sich geirrt, bestand aber darauf, daß der ganze Spuk, der das Dorf zur Zeit beunruhige, zweifellos einer Massenhysterie entspringe. Er beschuldigte den Professor, sie ausgelöst zu haben.
    Es übernahmen andere, Zamorra zu verteidigen.
    Etwa die Witwe Banoli, die Stein und Bein schwor, sie habe den Scharfrichter mit eigenen Augen gesehen und wohl niemand könne behaupten, sie sei blind.
    Die junge Frau des Lehrers wußte am besten, wie man ihn zum Schweigen brachte. Sie drückte ihm einfach eine der Pechfackeln in die Hände und hakte ihn unter. Sie schloß sich, gemeinsam mit ihrem Mann, einem Suchtrupp an.
    Der Lehrer murmelte etwas von Erpressung, aber so leise, daß seine Worte in dem allgemeinen Gemurmel untergingen.
    Inzwischen war Lapin mit seiner Arbeit soweit fortgeschritten, daß kein Fleck Erde im Umkreis von drei Kilometern ausgelassen wurde. Ravien, der Brillenträger, schlecht zu Fuß, hatte das Pech gehabt, zu einer Gruppe zu stoßen, die bis zum alten Schafstall Vordringen sollte. Lapin hatte sehr richtig erkannt, daß Houdain wohl irgendwo unterschlüpfen mußte, erschöpft wie er war von seinen gewagten Experimenten.
    Irgendeine Ahnung zwang die Leute, sich auf den alten Schafstall zu konzentrieren. Er galt seit jeher als ein verrufener Ort, an dem merkwürdige und geheimnisvolle Dinge geschahen.
    Einer der Bauern stellte seinen Traktor samt Anhänger zur Verfügung. So hatten das Lehrerehepaar und Zamorra mit Nicole noch einen günstigen Start. Der erste Fehlschlag stellte sich erst ein, als sie ihr Ziel erreichten. Weit und breit keine Spur von Houdain. Er hatte seine miserablen Hinterlassenschaften vernichtet oder bei Seite geschafft. Nur das Kellerverlies zeigte an, daß sich hier jemand vor nicht allzu langer Zeit eingenistet hatte.
    Ravien bekam deutlich Oberwasser.
    Zumal, als Zamorra vorsichtshalber sein Amulett ins Spiel brachte, um herauszufinden, ob der Scharfrichter irgendwo steckte. Der Talisman zeigte keine Gefahr an. So mochte es für einen Laien aussehen, als ob sich nichts tat.
    Ravien knüpfte ein paar sehr bissige Bemerkungen an die Vorgänge, die sich abspielten.
    Zamorra schwieg. Er brauchte seine ganze Energie, um die Sache zu einem glücklichen Abschluß zu bringen und konnte sie nicht in nutzlosen Streitereien verplempern. Zudem war es leicht möglich, daß die Ereignisse selbst den ungläubigen Thomas eines besseren belehrten. Denn Robert Houdain war angeschlagen, aber noch lange nicht endgültig besiegt. Vorausgesetzt, es gelang ihm, den Tag zu überdauern und neue Kraft zu schöpfen. Dann konnte er in der nächsten Nacht wieder seinen Spuk inszenieren. Und sein unheimlicher Bundesgenosse würde erneut aus dem Boden kriechen und seiner Mordgier freien Lauf lassen. Dann konnte es wirklich Tote geben. Nicht immer durfte man damit rechnen, daß Zamorra rechtzeitig auf dem Plan erschien, um Kraft seines Amuletts das Mordgespenst zu stoppen. Und wer sonst hätte dem Scharfrichter von Mazamet Einhalt gebieten sollen?
    »Wir versuchen es am Öden Rist«, schlug Zamorra vor.
    »Unsinn«, widersprach Lapin. »Dort hat Houdain nichts verloren.«
    »Ich dachte in diesem Augenblick nicht unbedingt an Houdain«, verteidigte Zamorra seinen Standpunkt.
    »An den Scharfrichter? Mann, der kann niemals in sein Grab dort oben zurückkehren. Ich habe ihn verbannt. Denn solche Gestalten hassen Weihwasser und Kreuzzeichen wie die Pest.«
    »Schon richtig. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Wir sollten nichts unversucht lassen. Fahren wir.«
    Gegen die freundliche, aber entschiedene Art Zamorras setzte sich niemand mehr zur Wehr. Also tuckerte die Gruppe los und gelangte ans Öde Rist. Sie

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