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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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diese Hure. Du sollst ihr Schicksal teilen. Los, auf die Beine mit dir, oder willst du die Knute schmecken?«
    Er riß die Peitsche aus dem Gürtel und knallte damit. Nicole zuckte heftig zusammen und sprang auf die Füße. In der Hitze brach ihr rasch der Schweiß aus. Sie nahm die weiße Pelzmütze ab und zog die Polarfuchsjacke aus. Trotzdem war ihr noch sehr warm.
    Stenka Badzaks rotglühender Blick schweifte über Nicoles Busen, der sich deutlich unter ihrem Pulli abzeichnete. Dazu trug sie eine Gabardine-Hose und feste Schuhe, demi sie war zu einem Jagdausflug in den winterlichen Karpaten unterwegs gewesen.
    »Früher wäre ich über dich hergefallen. Aber seit ich mein natürliches Leben hinter mir habe, liegt mir nichts mehr an derlei Vergnügungen. Deine Qualen und deine Verzweiflung werden mir mehr Vergnügen bereiten, als dein Körper es je gekonnt hätte. Vorwärts, zu meiner Festung!«
    Nicole Duval verstand jedes Wort, das Stenka Badzak sagte, obwohl er sich bestimmt des Russischs seiner Zeit bediente. Doch dieser magische Zauber war noch der geringste.
    Nicoles Herz hämmerte, tausend Fragen lagen ihr auf der Zunge. Sie kannte die Zusammenhänge nicht, doch daß sie einen Dämon und einen Kosaken vor sich hatte, das sah sie.
    Etwas Unheimliches und Schreckliches war geschehen. Wo war sie, und weshalb hatte man sie entführt? War es ein Racheakt gegen Zamorra, eine Kampfansage dämonischer Mächte?
    Stenka Badzak saß auf. Sein Pferd wieherte, Dampf stob aus seinen Nüstern. Dieser Rappe war kein normales Pferd. Er bäumte sich auf und warf den Kopf zurück, aber Stenka Badzak brachte ihn mit harter Hand zur Räson.
    »Los, lauf!«
    Die Knute pfiff scharf an Nicoles Wange vorbei. Sie eilte vor dem unheimlichen Reiter her. Nicole wußte, daß die scharfkantigen aufeinandergenähten Lederriemchen der Knute wie ein Messer durch ihre Kleidung und tief in ihr Fleisch schneiden konnten. Sie wollte es nicht ausprobieren.
    Stenka Badzak trieb sie voran, zu dem Heerlager unter den hohen Bäumen hin. Auf den Koppeln weideten bestimmt tausend Pferde. Nicole sah Kosaken bei den Zelten und Hütten. Sie standen, saßen oder lagen da, einzeln und in Gruppen, dösten, unterhielten sich oder würfelten.
    Sechs Mann brachen gerade zu einem Ausritt auf. Diese Kosaken waren keine Hollywood-Statisten, das merkte Nicole sofort. Sie hatte echte Steppenreiter vor sich, und zwar solche von der übelsten Sorte. Die Gesichter, die von Brutalität und allen Lastern geprägt waren, und die vielen Waffen redeten eine klare Sprache. Auch einige Frauen waren zwischen den Zelten und Hütten zu sehen.
    Nicole fragte sich, wohin sie da geraten war. Kosaken mit Säbeln und Steinschloßpistolen paßten nicht ins 20. Jahrhundert. Hatten dämonische Machenschaften die Kosaken in die Gegenwart verschlagen, oder befand sie selbst, Nicole Duval, sich in der Vergangenheit, im 17. oder gar 16. Jahrhundert?
    »Los, weiter!«
    Der dämonische Ataman stieß einen hallenden Schrei aus, die Knute knallte um Nicoles Beine. Sie biß die Zähne zusammen, um keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Nicole hoffte auf Zamorra, und sie verließ sich auf ihre eigene Kaltblütigkeit und Raffinesse. Sie hatte sich schon öfter in schlimmen und sogar ausweglosen Situationen befunden, solange sie noch atmen konnte, gab sie sich nicht auf.
    Stenka Badzak ritt knapp hinter ihr, sie konnte den Atem seines Pferdes im Nacken fühlen. Mit Flüchen und Drohungen jagte er sie durch das Lager und zu dem wuchtigen grauen Steingebäude.
    Es war kein Schloß. Nicole wußte nicht recht, was sie da vor sich hatte. Aus der Nähe wirkten die Mauern verwittert, in den Spalten und Ritzen wuchs Gras, der hohe Torturm war mit Efeu überwuchert. Stenka Badzak pochte mit dem bleibeschwerten Knauf der Knute ans Tor.
    Nicole schwitzte in ihrer dicken Kleidung. Sie hatte mehr als drei Kilometer rasch laufen, müssen, aber sie war sportlich und in guter Verfassung. Oben an den Wällen sah sie Breschen, die erst vor kurzer Zeit geschlagen worden sein mußten. Kanonenrohre ragte daraus hervor.
    Auf dem Torturm standen zwei Kosakenwächter. Ein Torflügel wurde geöffnet, und ein hünenhafter Buckliger verbeugte sich tief vor Stenka Badzak.
    »Sie wird in der gleichen Zelle wie die Czerskaja angekettet!« brüllte der Grausame Stenka. »Sie verdient es. Heute abend werde ich mit den beiden speisen.«
    Er lachte grausam. Der Bucklige nickte und dienerte. Er pfiff zwei kräftige Kosaken

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