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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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aber das schadete nicht.
    »Diese Leute haben keinen Blick für Persönlichkeiten, Zamoroff«, meinte Bill Fleming. »Du solltest sie besser darüber aufklären, wen sie in mir vor sich haben. Immerhin habe ich erst neulich einen Bären mit dem Messer angegriffen.«
    »Vielleicht läßt sich irgendwo eine Halskette aus Bärenzähnen für dich auftreiben, Towaritsch Flemskij. Aber wenn du meinst, daß es von Vorteil wäre, will ich den Kosaken von deiner Heldentat berichten.«
    Zamorra erzählte, und Hochrufe erklangen. Die Kosaken prosteten dem »Bärentöter« Flemskij zu, nachdem auch Nikolaj Kapnin und Jurij Techow die Geschichte bestätigt hatten.
    Bill mußte aus so vielen Flaschen trinken, daß er einen leicht glasigen Blick bekam.
    Mihail Kubak hatte für sich und seine bevorzugten Gäste einen Tisch und eine Bank am Feuer aufstellen lassen. Die anderen Kosaken saßen auf ihren Sätteln oder auf der blanken Erde. Als die Elchstücke gar waren, begann der Schmaus, und die Kosaken hieben ein wie die Wilden.
    Kubak erzählte, daß sie von starken Kosakenhorden Stenka Badzaks gehetzt worden waren und ihr Lager erst am Vortag aufgeschlagen hatten. Jetzt war endlich genug Fleisch zum Essen da, die Männer hatten Gelegenheit, sich den Bauch vollzuschlagen.
    Immer wieder ein Wodka zwischendurch förderte die Verdauung.
    Nach dem Essen führten Kosaken zu Ehren der Gäste Schwerttänze auf. Diese Kosaken waren einfache Gemüter, die nicht viel brauchten, um sich zu freuen, und sie feierten die Feste, wie sie fielen. Im Kampf konnten sie aber wahre Teufel sein.
    »Das lasse ich mir gefallen«, sagte Bill Fleming und rieb sich den Bauch. »Wollen doch mal sehen, ob ich nicht einen Kasatschok hinkriege.«
    Bill blamierte sich bei dem kräftezehrenden Tanz nicht. Mit Balalaikamusik und Gesang ging der Abend zu Ende. Ataman Kubak lugte immer wieder zu seinem Zelt, wo seine beiden Gespielinnen Jadwiga und Glafira bereits sehnsüchtig warteten.
    Sie waren die einzigen Frauen im Lager.
    Mihail Kubak erhob sich, reckte und streckte sich und gähnte.
    »Ich bin müde, es war ein anstrengender Tag. Bis morgen, Towaritschi.«
    Die sehnige Gestalt verschwand im Zelteingang, und der bärtige Unterführer, den alle nur den Starken Iwan nannten, schlug Zamorra und Bill Fleming auf die Schultern.
    »Darauf wollen wir noch einen trinken, Brüderchen. Der schöne Mihail mit seinem glatten Milchgesicht ist ein großer Frauenheld, aber auch ein Ataman und ein Kämpfer wie man ihn sich nur wünschen kann. Jadwiga und Glafira wissen ein Lied davon zu singen. Sie sind zwei Polinnen, die er bei einem Kampf im Grenzgebiet gefangennahm. Sie wollen sich seither nicht mehr von ihm trennen. - Nasdarovje, Prost!«
    Wenig später war der Starke Iwan so vom Wodka überwältigt, daß er bittere Tränen über das Wüten des Dämons Stenka Badzak weinte. Und über die schlechte Zeit, die dieser dem Mütterchen Ukraine bescherte.
    Die Tränen liefen über sein von Säbelschmissen durchzogenes Gesicht und verschwanden im Bartgewirr. Zamorra, Bill Fleming, Dr. Kapnin und Major Techow hielten die Zeit für gekommen, zu Bett zu gehen.
    Der Kosakenmentalität widerstrebte es, auch nur einen Tropfen Wodka in den Flaschen zu lassen. Es dauerte noch eine Weile, bis der letzte Kosak bei den Feuern umsank.
    ***
    Eine Stunde vor Morgengrauen krachten Schüsse, Schreie gellten, Pferde wieherten und ein schreckliches Geheul brach los. Huf schlag dröhnte, und von allen Seiten preschten schreiende und säbelschwingende Reiter ins Lager. Zamorra fuhr auf und wurde blitzschnell hellwach.
    Er schaute aus dem Zelt und sah ein Bild des Todes und der Verwüstung. Säbel blitzten und sausten erbarmungslos nieder, Feuerbrände loderten und flogen auf Zelte und Hütten. Reiterlanzen durchbohrten schreiende Menschen. Schlaftrunkene Gestalten erhoben sich bei den niedergebrannten Feuern und wurden auf der Stelle niedergehauen.
    »Überfall! Überfall!« schrie es. »Stenka Badzaks Horde ist da!«
    »Stenka Badzak! Stenka Badzak!«
    Wie ein mörderischer Sturmwind stoben sie durch das Lager, warfen kurze Lederlassos und rissen Hütten und Zelte um. An Gegenwehr war nicht zu denken. Die Angreifer hatten die wenigen Wachen überrannt, die Pferde der Kosaken Mihail Kubaks auf der Koppel auseinandergetrieben und ein Gemetzel begonnen.
    »Wir müssen fort«, sagte Zamorra zu seinen Gefährten. »Hier ist nichts mehr zu retten.«
    Überall im Lager flackerten Brände auf und

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