0106 - Der Komet aus der Hölle
mißtrauisch, das erkannte Zamorra klar. Dr. Nikolaj Kapnin ließ sich noch nicht sehen.
Endlich gelangten die sechs Kosaken zu einem Entschluß. Pjotr Skowitsch näherte sich Zamorra und sagte: »Erst müßt ihr uns mehr erzählen, bevor wir euch zu unserem Lager bringen. Eure Zauberwaffen sind gefährlich. Vielleicht gehört ihr doch zu Stenka Badzaks Blutsäufem und wollt uns nur hinters Licht führen und verraten.«
»Wir stehen eurem Ataman Rede und Antwort. Wie heißt er?«
»Mihail Kubak. Er und der Pope Boromir sind die Anführer der Kosaken in den Wäldern, die den Grausamen Stenka bekämpfen. Aber das wißt ihr doch.«
»Pjotr Skowitsch, du bist kein Dummpfkopf. Wenn wir euch Böses wollten, würden wir euch umbringen. Weit ist euer Lager nicht von hier entfernt, wir könnten es auch ohne eure Hilfe finden. Zwar nicht mehr heute, da es schon dunkel wird, aber morgen brauchten wir nur den Spuren zu folgen, die ihr hinterlassen habt.«
Das leuchtete den Kosaken ein. Nach abermaliger kurzer Beratung entschlossen sie sich, die Fremden mitzunehmen. Dr. Nikolaj Kapnin trat jetzt hervor und wurde ebenfalls gebührend bestaunt.
»Ist das auch ein Utschjonij?« fragte Skowitsch.
»Ja.«
»Das sieht man. Er erweckt mir nicht den Anschein, als ob er im Sattel etwas tauge. Du aber, Zamoroff, könntest, von deiner merkwürdigen Kleidung abgesehen, ein Ataman sein.«
Dieses Kompliment freute Zamorra. Bill Fleming fragte und erhielt die Worte des Kosaken von Dr. Kapnin übersetzt. Er war ein wenig enttäuscht, weil er nicht auch eines solchen Lobes gewürdigt wurde. Zweifellos war sehr gut, daß die vier Männer aus dem 20. Jahrhundert gleich Kontakt mit den Feinden des Dämons Stenka Badzak gefunden hatten.
Die Kosaken fertigten ihre Schleppe an, der Elch wurde aufgeladen, und die Männer brachen auf.
***
Es dunkelte rasch, doch die sechs Kosaken fanden ihren Weg mit schlafwandlerischer Sicherheit. Es dauerte über zwei Stunden, bis sie das versteckte Lager mitten im Wald erreichten, denn sie hatten sich bei der Jagd verspätet gehabt. Pjotr Skowitsch rief den Wachposten zu, und zwei Minuten darauf sahen sich Zamorra und seine drei Gefährten von wildblickenden Kosaken mit angeschlagenen Gewehren und Pistolen umringt.
Sie wurden ins Lager geführt. Nur wenige Feuer brannten, das Lager auf einer Lichtung bestand aus Zelten und Zweighütten, die allesamt leicht und schnell abzubrechen waren. Vor dem größten Zelt stand eine sehnige Gestalt, der Lichtschein eines kleinen Feuers beleuchtete sie.
Der hochgewachsene Mann war Ende Zwanzig, in seinem glattrasierten Gesicht sprang die Nase kühn wie ein Adlerschnabel hervor. Seine Kleider waren kostbarer als die der anderen Kosaken, die Rechte stützte er auf den Säbelknauf.
Zamorra, Bill Fleming, Dr. Kapnin und Jurij Techow wurden vor ihn gebracht. Etwa hundert Männer hatten sich versammelt.
»Ich bin Mihail Kubal, der Ataman, der Anführer dieser Kosaken, die den Kampf bis zum letzten Atemzug gegen Stenka Badzak geschworen haben. Der Grausame Stenka hat meine Familie ermordet und ihren Besitz verwüstet. Wer seid ihr und was wollt ihr?«
Zamorra stellte sich und Bill Fleming als Zamoroff und Boris Flemskij vor und nannte Nikolaj Kapnin und Jurij Techow bei ihren richtigen Namen. Es war ihm klar, daß er die Wahrheit sagen mußte, so unglaublich sie auch klang. Jede Lügengeschichte wäre früher oder später entlarvt worden.
»Ich will dir alles unter vier Augen berichten, Ataman.«
Kubak trat zurück und schlug den Zeltvorhang zur Seite.
»Komm, Zamoroff. Deine Gefährten werden aber draußen vor den Waffen meiner Leute bleiben.«
Zamorra trat ins einfach eingerichtete Zelt. Kubal entzündete eine Öllampe und hängte sie an den Haken. Er stellte einen Hocker für Zamorra bereit, nahm sich selbst einen ändern und goß Tee aus dem Samowar ein. Das große Zelt war durch Vorhänge in zwei Räume geteilt. Zamorra hörte Gewisper, der Vorhang wurde zur Seite geschlagen, zwei hübsche Mädchengesichter erschienen in dem Spalt.
»Jadwiga, Glafira«, sagte Kubak, »laßt uns allein.«
Der Vorhang fiel wieder zu. Zamorra berichtete dem Ataman, der seinen Säbel ständig griffbereit hielt. Er erwähnte die Prophezeihung Stenka Badzaks vor seiner Hinrichtung, die sich erfüllt hatte. Die höllische Seele des Grausamen Stenka war als Satanskomet wiedergekehrt, und Stenka Badzak wütete als ein Dämon im 17. Jahrhundert.
Der Ataman Kubak hörte die Geschichte
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