0106 - Der Komet aus der Hölle
schweigend an. Nur ab und zu schüttelte er verwundert den Kopf. Zamorra, der seinen Namen einfachheitshalber bei Zamoroff belassen und über seine Herkunft wenig erzählt hatte, schilderte, daß er bei einer Totenbeschwörung vom Popen Boromir ins 17. Jahrhundert versetzt worden war.
Kubal erhob sich und ging erregt auf und ab.
»Unglaublich! Das ist eine phantastische Geschichte. Daß Stenka Badzak, den ich mit glühendem Haß bekämpfe, ein Dämon ist, weiß ich. Ich bin geneigt, dir zu glauben, Zamoroff, denn eine solche Erzählung hätte sich kein Feind oder Spion ausgedacht. Wie steht es mit den Zauberpistolen? Vermögen sie wirklich tausendmal zu schießen?«
»Nein, das habe ich nur gesagt, um Pjotr Skowitsch und die fünf anderen Kosaken einzuschüchtem. Du siehst, ich vertraue dir ganz, Ataman Kubak. Aber in diesen Kugeln wohnt die Kraft, den Dämon Stenka Badzak zu töten. Ich muß nur in seine Nähe gelangen, damit ich ihn niederstrecken kann.«
»Das ist nicht so einfach. Wir sind hier in den Wolhynischen Wäldern, hundert Werst von Schitomir entfernt. Stenka Badzak und seine Horde hausen weiter nordöstlich bei den Pripjet-Sümpfen. Den genauen Ort kenne ich nicht. Doch der Terror des Grausamen Stenka hat bereits die ganze Ukraine unterjocht. Leider findet Stenka Badzak überall Verbündete, gewissenlose Subjekte, die aus Angst oder wegen des eigenen Vorteils mit ihm Zusammenarbeiten. Sogar der Großfürst in Kiew hat sich dem Grausamen Stenka unterworfen, wenn er es auch leugnet. Viele Kosaken, Unzufriedene und allerlei Gesindel haben sich ihm angeschlossen. Stenka Badzak und die Horden, die unter seinem Namen reiten, verüben Greueltaten über Greueltaten, es ist eine grauenvolle Zeit.«
»Ein Dämon wütet. Wir müssen ihn töten.«
»Meine Männer und ich müssen uns verstecken und werden gejagt. Stenka Badzaks Späher suchen uns ständig.«
»Um so mehr Grund, den Schrecken endlich zu beenden.«
»Ha! Wenn ich nur glauben könnte, daß deine Silberkugeln den Dämon tatsächlich umbringen, Zamoroff. Auf Stenka Badzak ist schon oft mit geweihten und ungeweihten Kugeln geschossen worden. Doch keine Waffe hat ihm je geschadet, seit er sein dämonisches Leben begonnen hat.«
»Meine Kugeln werden ihn vernichten.«
»Boromir kommt morgen ins Lager, es interessiert mich sehr, was er dazu zu sagen hat. Dann werden wir weitersehen. Du und deine Freunde sind bis zur Ankunft des Popen unsere Gäste.«
Kubak trat aus dem Zelt und verkündete seinen Männern, daß der Gospodin Zamoroff und seine Begleiter eine Vorzugsbehandlung genießen, das Lager aber nicht verlassen sollten. Die Kosaken hielten die Vorsicht für den besseren Teil des Vertrauens.
Ein Mahl unter freiem Himmel sollte beginnen. Der Elch wurde zerlegt und die Stücke über dem Lagerfeuer gebraten. Ein würziger Duft stieg auf. Es war ein warmer Sommerabend, am Himmel über den Bäumen des Laubwaldes funkelten die Sterne wie Diamantenstaub.
Die Kosaken schlenderten zwischen den Feuern hin und her. Sie waren nicht schlecht verproviantiert und tranken Wodka und Kwas, jenes säuerliche Getränk aus vergorener Milch, während sie auf die Abendmahlzeit warteten. Balalaikas, die russischen Lauten, erklangen, und schwermütige Lieder erschollen.
»Ihr solltet euch umziehen«, schlug der Ataman Zamorra und seinen Gefährten vor. »In eurer Kluft fallt ihr nur unnötig auf.«
Zamorra hatte nichts dagegen. Er begab sich mit Bill Fleming, Dr. Kapnin und Jurij Techow in eine Laubhütte, wo sie Kosakentracht anlegten. Jeder erhielt einen Säbel und ein zweischneidiges krummes Messer. Bill Fleming trat zuerst aus der Hütte, und Beifallsrufe der Kosaken erschollen. Bill drehte sich im Feuerschein um die eigene Achse, zog den Säbel und ließ ihn durch die Luft pfeifen.
»Na, wie sehe ich aus, Brüderchen Zamorra?«
»Wie ein abgewiesener Bewerber für den Kosaken auf der Wodka-Reklame.«
»Ha, dann komm doch du aus der Hütte, ob du auch solchen Beifall erhältst wie ich.«
Als Zamorra sich mit der Pelzmütze, dem bestickten roten Russenhemd und den engen Hosen zeigte, stießen die Kosaken sich gegenseitig an und riefen laut:
»Ein Ataman, er sieht wie ein Ataman aus! Ganz gewiß ist er ein Ataman. Es lebe der Ataman Zamoroff!«
Sie klatschten und trampelten, eine Wodkaflasche wurde Zamorra gereicht, und er trank einen Schluck. Jurij Techow gab mit seinem schwarzen Schnauzbart einen stattlichen Kosaken ab. Dr. Kapnin wirkte wie verkleidet,
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