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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter.
    Sie war noch nie an der Rückseite des Gasthauses gewesen, schlich durch einen Hof, in dem nur Gerümpel herumstand, und erreichte einen schmalen Pfad. Er führte an der Ostseite des Hauses vorbei auf den Marktplatz.
    Es brannten nur drei Laternen, denn man wollte Energie sparen.
    Saffi traute sich nicht, die Deckung des Hauses zu verlassen, sie hatte Angst, gesehen zu werden.
    Ihre Blicke tasteten den Marktflecken ab. Sie glitten über jedes Haus, suchten nach einer Gestalt oder einem Beobachter, doch sie konnte nichts Verdächtiges entdecken.
    Schließlich wagte sie es und löste sich von der Hauswand. Es war genau drei Minuten vor Mitternacht, als sie über das holprige Pflaster schritt und plötzlich den Schrei hörte.
    Sofort blieb sie stehen.
    Der Schrei war irgendwo hinter den vor ihr liegenden Häusern aufgeklungen. Und sie war sicher, daß sich dort ihr Vater gezeigt hatte.
    Jetzt gab Saffi alle Vorsicht auf. Sie zog sogar die Pistole und hoffte nur, daß sie damit auch schießen konnte, denn versucht hatte sie es noch nie.
    Unter ihren Schuhen befanden sich Absätze aus. Holz. Die Schritte hallten über den leeren Dorfplatz und als Echos von den Wänden wider. Zufällig tauchte sie in die gleiche Gasse ein, die auch ich genommen hatte, stolperte dabei über das Fahrrad, riß sich einen Strumpf auf und lief weiter.
    Sie erreichte das Ende der Gasse.
    Schüsse!
    Deutlich vernahm Saffi die wummernden Geräusche. Diese Echos waren ihr bekannt, sie hatte sie oft genug zu hören bekommen. Manchmal wurden sie und ihr Vater durch Schüsse aus einem Ort getrieben, doch daran dachte sie nicht mehr.
    In ihr brannte nur der Haß.
    So rasch es ging, lief sie weiter. Das schwarze Haar wehte als lange Fahne hinter ihr her. Hastig und schnell ging ihr Atem. Sie mußte es schaffen. Wenn ihr Vater irgend jemandem etwas antat, dann machte sie sich die größten Vorwürfe.
    Abrupt blieb sie stehen.
    Die Stimmen und Schreie drangen aus dem Haus direkt neben ihr. Sie hörten sich dumpf und klagend an. Dem Zigeunermädchen rann eine Gänsehaut über den Rücken. Hastig schaute sie sich um, sah die Haustür und fand sie verschlossen vor.
    Wohin?
    Da tauchte die alte Kullina auf.
    Saffi erschrak so sehr, daß sie fast geschossen hätte. »Haben Sie mich erschreckt!« keuchte sie.
    Die Alte grinste. »Willst du in das Haus?«
    »Ja.«
    »Dann komm, Kindchen, ich zeige dir den Weg.« Kullina faßte Saffi an der Schulter und schob sie voran…
    ***
    Es war unmöglich für mich, den Vorsprung des Schamanen einzuholen. Er würde vor mir bei den Kindern sein.
    Und dann?
    Daran durfte ich gar nicht denken.
    Uns trennte eine Absatzlänge. Wie auch ich, so nahm Ruuf mehrere Stufen auf einmal. Ich hielt mich mit der linken Hand am Geländer fest, um mir mehr Schwung zu geben, fegte wie ein Irrwisch um den ersten Absatz herum und hörte die weinerliche Kinderstimme.
    »Daddy?«
    Mir zerriß es fast das Herz, als ich die Stimme vernahm. Ich stieß mich ab und nahm die letzten vier Stufen mit einem gewaltigen Sprung.
    Wie auch einen Absatz tiefer sah ich hier eine viereckige Diele, von der allerdings nur zwei Türen abzweigten. Zudem waren die Wände schräg.
    Hinter der ersten Tür war das Weinen zu hören.
    Und die riß der Schamane auf.
    Ich kam zwei Schritte zu spät.
    Schon war Ruuf im Zimmer. Er hatte die Tür hinter sich zugeschleudert, so daß sie mir fast in das Gesicht knallte. Meine Hand fiel auf die Klinke, ich schleuderte die Tür auf und sprang ungeachtet aller Gefahren in den Raum.
    Abrupt blieb ich stehen, denn einen Schritt weiter hätte den Tod des Mädchens bedeutet.
    Das Kind hockte auf dem Bett. Sein Alter schätzte ich auf sieben Jahre. Langes blondes Haar umrahmte ein schmales Gesicht. Tränen schimmerten in den Augen, und die Wangen waren naß vom Weinen.
    Der Schamane hockte auf der Bettkante. Mit der linken Hand hielt er das Kind umklammert, in der rechten hatte er das Messer, dessen waagerecht liegende Klinge sich nur eine Fingerbreite von der Kehle des Kindes entfernt befand.
    Er hatte alle Trümpfe in der Hand.
    Die Kristallaugen waren auf mich gerichtet. Wenn sie jetzt wieder die blendenden Blitze verschießen würden, war das nicht weiter schlimm, denn ich wurde durch mein Kreuz geschützt.
    Als Zeichen meines Wohlverhaltens spreizte ich die Arme weit vom Körper weg.
    Ruuf lachte. »Ja, so ist es gut.«
    »Dann gib das Kind frei, damit wir es austragen können«, forderte ich ihn auf.
    »Nein, die Kleine

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