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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spitzen Winkel. Licht brannte nicht hinter den Scheiben.
    Wahrscheinlich schliefen die Bewohner.
    »Wollen wir sie wecken?« raunte die Hexe.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, erst mal sehen, ob der Schamane schon da ist.«
    Dann suchte ich nach einem Versteck, von dem aus ich das Haus beobachten konnte.
    »Ich gehe zur Rückseite«, schlug die Alte vor.
    Die Idee war gar nicht schlecht.
    Mitternacht!
    Zufällig hatte ich einen Blick zur Uhr geworfen. Jetzt mußte sich eigentlich etwas tun, wenn der Schamane den Gesetzen der Finsternis folgte.
    Und es tat sich was.
    An der Rückseite des Hauses klirrte eine Fensterscheibe, und einen Herzschlag später brach Holz.
    »Verdammt, das ist er!« rief ich der Alten zu und rannte los…
    ***
    »Abzuschließen brauche ich wohl nicht?« fragte Bill Conolly lächelnd und mit einem Blick auf die Tür gewandt.
    Saffi schüttelte den Kopf.
    Bill nahm auf dem Bett Platz. Es bestand aus dunklem Holz, und eine Steppdecke verbarg die Kissen. Neben dem Bett stand ein Tisch, darauf ein eiserner Aschenbecher.
    Bill holte seine Zigaretten hervor. »Rauchen Sie?« fragte er das Mädchen.
    »Nein, danke.«
    »Aber ich darf doch?«
    »Sicher.«
    Der Reporter zündete sich eine Zigarette an, während Saffi zum Fenster ging, vor der Scheibe stehenblieb und nach draußen schaute. Sie drehte sich dabei ein paarmal hin und her, als suchte sie einen besseren Blickwinkel.
    »Was ist?« fragte Bill nach einer Weile.
    »Ich möchte den Galgen sehen.«
    »Ist das so wichtig?«
    »Für mich schon. Vielleicht erkenne ich meinen Vater.«
    »Dann glauben Sie, daß er sich dort auf dem Hügel herumtreibt?«
    »Möglich.«
    Bill stäubte Asche ab. »Meiner Ansicht nach hält er sich hier in Tullverine auf. Er wird seine Rache vollenden wollen.«
    Saffi drehte sich um. »Und was machen wir, wenn er plötzlich hier auftaucht?«
    Der Reporter zog meine Beretta. »Damit werde ich ihm begegnen.«
    Saffi lachte. »Mit Kugeln werden Sie ihn kaum stoppen können. Er ist kein Mensch.«
    »Das sind auch keine normalen Kugeln«, erwiderte Bill. »Sie bestehen aus Silber und sind geweiht.«
    Saffi war erstaunt. »Damit geht es vielleicht. Versucht hat es aber bisher noch niemand.«
    »Das glaube ich gern. Auch John Sinclair und ich stoßen bei den meisten Menschen auf Unglauben, wenn wir davon berichten. Man nimmt uns nicht ab, daß es Dinge gibt, die unerklärlich sind. Tut mir leid. Wenn es anders wäre, dann hätten wir weniger Ärger.«
    Die Zigeunerin nickte.
    »Was war oder was ist Ihr Vater eigentlich für ein Mensch?« erkundigte sich Bill.
    »Mensch ist gut«, lächelte sie. »Ich habe mich mit ihm immer verstanden, vorausgesetzt, ich tat das, was er wollte. Dabei bin ich gut gefahren, nur mußte ich eben auf ihn hören.«
    »Aber bei Gulliver O’Flynn war es anders.«
    »Ja, das stimmt. Er hatte sich nicht nur in mich verliebt, sondern ich mich auch in ihn. Und mein Vater war strikt gegen diese Verbindung. Sie wissen ja, wie es ausgegangen ist. Das Ergebnis hat mir jedoch die Augen geöffnet. Ich weiß jetzt, wie mein Vater denkt, und für mich gibt es keine gemeinsame Basis mehr mit ihm. Wenn ich ihn sehe, töte ich ihn.«
    »Saffi!« sprach Bill. »Sie…«
    Das Girl schüttelte wild den Kopf, und seine langen schwarzen Haare flogen. »Nein, Mr. Conolly, auch von Ihnen lasse ich mich nicht belehren. Er soll sterben, denn er wollte mich umbringen und hätte es geschafft, wenn Sie nicht gekommen wären.«
    »Aber wir haben jetzt eine andere Situation!«
    »Für mich ist sie gleich.«
    Der Reporter hob die Schultern. Diesem Girl war nicht zu raten.
    Hoffentlich machte Saffi nur keine Dummheiten. Ein Blick auf die Uhr zeigte Bill, daß es noch zwölf Minuten bis Mitternacht waren.
    Kam es dann zu einer Entscheidung?
    Bill drückte die Zigarette aus. Dann erhob er sich und schritt zur Tür. Vorsichtig zog er sie auf.
    »Rechnen Sie damit, daß er hier in das Haus kommt?« fragte Saffi.
    »Vielleicht«, wisperte Bill und schaute durch den Türspalt.
    Ein lauteloser Schritt brachte Saffi bis dicht an den Tisch. Sie streckte ihren Arm aus, und im nächsten Augenblick umklammerten ihre Finger den Aschenbecher.
    Bill Conolly merkte nichts davon. Er schaute nach wie vor in den Gang.
    Auf Zehenspitzen schlich Saffi vor. Den rechten Arm hielt sie schlagbereit erhoben.
    »Ich glaube, wir…«
    Da schlug sie zu. Sie ließ Bill Conolly den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Der eiserne Becher knallte gegen seinen

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