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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
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Doch hier saß mir ein Jugendlicher gegenüber, der kalt und hart war und keine Nachsicht verdiente.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich den Burschen. Das Beste war, ich ließ ihn zappeln.
    Ich suchte mir einen handfesten Strick und band Stanley kunstgerecht auf dem Stuhl fest. So ein Stuhl ist dafür bestens geeignet. Zur Sicherheit steckte ich Ken noch einen Knebel in den Mund und band ein Tuch darum. Als ich mich überzeugt hatte, dass er noch gut atmen konnte, verließ ich meine Kabine wieder. Der Junge würde schon weich werden.
    ***
    Phil sah mich schief an, als ich die Bar betrat. Miss Norteek hatte schon einen leichten Schwips.
    »Da sind Sie ja endlich«, rief sie. »Wo bleiben Sie nur so lange?«
    »Ich hab einen guten Bekannten getroffen«, entschuldigte ich mich.
    »Warum haben Sie ihn nicht mitgebracht?«
    »Er kann schlecht laufen, wissen Sie, und seine Frau hat’s ihm nicht erlaubt.«
    Phil kniff ein Auge zu. Er hatte mich verstanden.
    »Wie kann eine Frau nur so unvernünftig sein«, entrüstete sich Miss Norteek. »Ich würde meinem Mann nie verbieten, mit einem alten Freund auszugehen.«
    »Wirklich? Dann sind Sie ja ein Engel.«
    »Das bin ich auch.« Sie lachte.
    Phil half mir unbewusst, als er auf die Uhr blickte und verkündete:
    »Es ist bald Zeit zum Abendessen. Ich glaube, wir müssen uns umziehen.«
    Ich rutschte von meinem Barhocker. Miss Norteek warf mir einen enttäuschten Blick zu. »Ach, bleiben Sie doch.«
    »Wir sehen uns ja nachher wieder«, tröstete ich sie.
    Sie sah mir tief in die Augen. »Ich hoffe es.« Sie machte eine kleine Pause, dann flüsterte sie: »Frank.«
    Glauben Sie mir, ich bin freiwillig noch nie so schnell aus einer Bar verschwunden wie hier.
    Phil grinste niederträchtig. »Junge, Junge, das brennt aber.«
    »Wir haben Besuch«, wechselte ich das Thema.
    Er war sofort bei der Sache. »Wer ist es?«
    Wir waren inzwischen vor meiner Kabine angekommen, und ich schloss auf. Phil ging als Erster hinein. Er sah den gefesselten Jungen auf dem Stuhl und drehte sich um.
    »Du bist unfair.«
    »Wieso?«
    »Mich schickst du mit der Norteek los, und inzwischen rollst du die Garde auf.«
    Ich befreite Stanley von seinem Knebel.
    »Das ist Ken Stanley. Jim Butler arbeitet unter dem Namen Harry Brest in der Küche.«
    »Und die anderen?«
    Ich zuckte die Schultern. »Unser-Vogel hat noch nicht gesungen. Er lässt sich Zeit.«
    »Wollen wir ihn nicht jetzt gleich zum Sprechen bringen? Ich kenne da eine Menge Tricks. Danach hat bisher noch jeder geredet.«
    Ich beobachtete Ken Stanley genau. Er rührte sich nicht: Kein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Er wusste genau, dass wir so etwas nicht machen würden.
    »Wir können’s schon riskieren«, meinte Phil. »Es sieht ja keiner.«
    Ken Stanley lachte ihn frech an. »Sie wissen ganz genau, dass Sie das nicht dürfen.«
    »Lassen wir das«, sagte ich zu Phil, »der-Vogel wird schon noch singen. Wir bekommen die anderen auch ohne ihn.«
    »Unterschätzen Sie O’Connor nicht«, zischte Stanley. »Solange ihr den nicht habt, habt ihr mich auch nicht.«
    Wir gaben ihm keine Antwort. Ich steckte ihm wieder den Knebel in den Mund. Dann ging ich mit Phil in dessen Kabine. Dort setzten wir uns in die Sessel und brannten Zigaretten an.
    Ich berichtete Phil ausführlich, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte.
    »Es ist also anzunehmen«, sagte er, »dass der Rest der Garde als Passagiere mitfährt.«
    Ich nickte. »Wahrscheinlich hatte man geplant, durch Jonny die fetten Happen auszukundschaften und dann schlagartig einen großen Fischzug zu starten. Ich verstehe nur nicht, wie sie mit dem Zeugs an Land kommen wollen.«
    »Wir müssen auf jeden Fall versuchen, O’Connor zu erwischen.Vielleicht ist er dabei, wenn sie heute Abend den Safe knacken. Ich verstehe nur eines nicht, warum hat man schon so früh mit einem Diebstahl angefangen? Das erschwert doch die spätere Arbeit ungemein.«
    Mir kam plötzlich eine Idee. »Pass mal auf. O’Connor macht nur große Sachen. Er kann mit sechs Leuten nicht ein ganzes Schiff auf den Kopf stellen. Alle Kabinen zu durchsuchen, das ist zu zeitraubend und zu gefährlich. Das kann man doch viel einfacher haben.«
    »Ich höre«, murmelte Phil sarkastisch.
    »Man sucht sich einen Passagier aus, der sehr viele Wertgegenstände mit hat. Verstanden?«
    »So wie du.«
    »Richtig. Dann klaut man das Zeug gleich am ersten Tag. Dadurch werden die anderen Passagiere, die auch Schmuck und

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