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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
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mich wohl vorstellen. Ich bin Jerry Cotton vom FBI.«
    »FBI«, stammelte er und wurde weiß wie eine gekalkte Wand.
    Diese drei Buchstaben wirken immer. Ich habe nur wenige Gangster gesehen, die ruhig blieben, wenn Sie einem FBI-Beamten gegenüberstanden.
    Ken Stanley fasste sich erstaunlich schnell. »Das ist ganz gut und schön, Mr. Cotton, doch jetzt verlassen Sie bitte meine Kabine. Ich habe nichts Ungesetzliches getan.«
    Ich lachte ihn an. »Ich gehe, mein Junge, jedoch nicht ohne dich. Wir werden uns ein stilles Eckchen aussuchen, und du wirst mir etwas erzählen.«
    Ken reagierte blitzschnell. Er schnellte plötzlich vor und versuchte, mich über den Haufen zu rennen. Nun, ich bin kein Anfänger mehr und springe bei solchen Überraschungen auch nicht zur Seite. Ken lief deshalb direkt in meine Faust. Ich setzte sie ihm so zielsicher auf den Punkt, dass auch ein Boxweltmeister ins Wanken gekommen wäre.
    Ken war kein Weltmeister. Er wurde weich in den Knien und rutschte zu Boden.
    Als Erstes verriegelte ich die Tür, dann durchsuchte ich meine neue Bekanntschaft. In seiner Jacketttasche fand ich eine Pistole. Seine Papiere enthielten nichts von Wichtigkeit. Dann sah ich mich im Zimmer um. In einem Koffer entdeckte ich sechs Maschinenpistolen und eine Menge Reservemagazine.
    Die Kabine Kens lag direkt an der Außenwand des Schiffes. Ich warf das ganze Waffenarsenal durch die Bullaugen ins Meer und stellte den Koffer wieder an seinen Platz zurück.
    Als ich mit meiner Besichtigung fertig war, kam Ken wieder zu sich. Er richtete sich auf den Ellenbogen auf.
    »Was ist denn los?«, fragte er ganz dumm. Dann fing sich sein Geist wieder.
    »Los, Kleiner, steh auf«, rief ich ihm zu. »Habe noch einige Fragen zu stellen.«
    Er kam langsam hoch. Man merkte aber sofort die Schule, die er durchgemacht hatte. Ken gab noch nicht auf.
    »Wenn du denkst, dass du hier heil herauskommst, hast du dich gewaltig geirrt«, zischte er. Er schob sich dabei langsam gegen einen kleinen Tisch.
    Ich sah den Klingelknopf in demselben Augenblick, in dem Ken Stanley sprang. Er erreichte den Knopf nicht mehr, weil meine Faust ihn aus der Bahn warf.
    »Du Hund«, heulte er auf. Diese zweite Niederlage brachte ihn vollständig um den-Verstand. Plötzlich hielt er einen Stock in der Hand und rannte auf mich los.
    Seinen ersten Schlag duckte ich ab, beim zweiten bekam ich den Stock zu fassen. Ich riss ihn zu mir herum. Ken Stanley bekam Drehung, wirbelte auf mich zu. Ich kam genau hinter ihm zu stehen, packte ihn an Rockkragen und Hosenboden und schleuderte ihn aufs Bett.
    Langsam rappelte er sich wieder hoch. Er hatte genug. Mit gesenktem Kopf und hängenden Armen stand er vor mir. Ich trat auf ihn zu, packte seinen Arm und hackte mich unter. Dann fasste ich sein Handgelenk und drückte es etwas nach innen. Wenn man diesen Griff richtig beherrscht, wirkt er Wunder. Der so Betreute folgt einem treu und brav überall hin. Er kann auch gar nicht anders.
    Ken Stanley musste folgsam sein. Das hatte er inzwischen eingesehen. Er wehrte sich nicht, als wir die Kabine verließen und ich den Laden von außen abschloss. Wie ein gehorsamer Schuljunge marschierte er neben mir her, und wer uns begegnete, musste annehmen, dass sich zwei Freunde auf einem Bummel befanden.
    In meiner Kabine setzte ich ihn auf einen Stuhl.
    »So, mein Junge, jetzt werden wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    »Ich sage keinen Ton«, murmelte er trotzig, »ich möchte mit meinem Anwalt sprechen.«
    »Soll ich etwas nachhelfen?«, fragte ich freundlich.
    »Wollen Sie mich schlagen?«
    »Aber nein, für was hältst du mich?«
    »Das würde ich Ihnen auch nicht raten. Ich schreie.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an und lächelte. »Du kennst mich noch nicht, Boy. Du solltest dich auf mich einstellen.«
    »Ich will mit meinem Rechtsanwalt sprechen. Von mir erfahren Sie nichts.«
    »Wollen wir mal ausprobieren, wer die besseren Nerven hat?«
    »Meine Kameraden werden bald herausbekommen, wo ich bin.«
    »Das will ich ja gerade. Du gibst also zu, dass du zur Garde gehörst?«
    Er grinst mich frech an. »Was Sie nicht alles wissen wollen?«
    In mir begann es langsam zu kochen. Dieses Bürschlein wollte mich auf den Arm nehmen. Ich habe viel Verständnis für die Jugend und bin der Letzte, der jemanden verurteilt, wenn er einmal abgerutscht ist. Meistens steckt ein Erwachsener dahinter, der die Begeisterungsfähigkeit des jungen Menschen für seine dunklen Absichten missbraucht.

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