0106 - Wir sprengten die Garde
Wertgegenstände bei sich haben, ruhig. Sie bekommen Angst. Was tun diese Leute?«
Phil hatte begriffen. »Sie deponieren alles im Schiffssafe. Dort ist es sicher, und auch versichert. O’Connor braucht dann nur hinzugehen und den Safe auszuräumen. Dann hat er ohne viel Arbeit alles auf einmal.«
»Das ist es«, bestätigte ich. »Und dieser Plan ist jetzt geplatzt. Niemand hat Angst bekommen. Dass alles so früh gestartet wurde, lässt darauf schließen, dass man vielleicht unterwegs aussteigen will. O’Connor ist also in Zeitdruck. Er wird daher heute Nacht auf jeden Fall versuchen, sich den Inhalt des Safes anzueignen.«
»Okay«, sagte Phil und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Was machen wir mit dem Mann in der Küche?«
»Den dürfen wir erst festnehmen, wenn die Sache mit dem Panzerschrank erledigt ist. O’Connor wird sich Gedanken machen, wohin Ken Stanley verschwunden ist. Wenn noch ein Mann abgeht, bläst er sicher die Sache ab und wir gucken in den Mond.«
Ich klemmte mich hinter das Telefon und sprach kurz mit Kapitän Millard. Er gab uns die Erlaubnis, heute Nacht den Saferaum zu betreten.
Wir machten uns auf den Weg zum Speisesaal. Miss Norteek war noch nicht da. Es dauerte aber nur wenige Minuten, und sie kam angerauscht.
Mir blieb vor Staunen die Sprache weg. Nicht wegen des raffinierten Abendkleides, das sie trug, sondern wegen ihrer Erscheinung. Sie wirkte gut zehn Jahre jünger. Als ich aufsprang, um meine Verbeugung zu machen, kippte beinahe mein Stuhl um.
Sie lächelte mich an. »Sie sagen ja gar nichts?«
»Ich bin sprachlos«, gestand ich.
»Ein schönes Kompliment.« Sie begrüßte Phil. Dann setzten wir uns.
Das Abendessen dehnte sich ziemlich lange aus. Ich kam einfach nicht von meinem Stuhl hoch. Dabei fragte ich mich im Stillen immer wieder, warum Miss Norteek gerade mich so bevorzugte.
***
Ken Stanley saß immer noch auf seinem Stuhl. Ich hatte es auch gar nicht anders erwartet. Phil nahm ihm den Knebel ab.
»Hast du Lust, etwas zu sagen?«
Ken schüttelte den Kopf.
»Dann eben nicht.« Phil band ihm das Tuch wieder um. Dann ging er in seine Kabine, und ich zog um.
»Du wirst dich wundern«, erklärte ich Stanley dabei, »wohin wir jetzt gehen. Wir haben nämlich ein Rendezvous. Aber nicht mit Damen, sondern mit einigen Herren der Garde.«
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich ihn.
»Wir treffen uns im Saferaum.«
Ich sah genau, wie er zusammenzuckte. Also stimmte meine-Vermutung.
Phil kam und holte mich ab. Er hatte eine Decke bei sich. Ich verschloss meine Kabine gut, und wir gingen nach unten, wo sich die Panzerschränke befanden. Wir hatten schon beinahe unser Ziel erreicht, als ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug.
»Zum Teufel noch mal, ich bin ein Idiot.«
Phil sah mich erstaunt an. »Woher diese Weisheit?«
»In Stanleys Zimmer war ein Klingelknopf. So eine Art Alarmanlage. Wir hätten doch nur der Leitung nachgehen brauchen, dann wüssten wir jetzt schon mehr.«
»Allerdings«, brummte Phil. »Jetzt wird es schon zu spät sein. Wir können nachher noch einmal nachsehen.«
Ich machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Es ist zum-Verzweifeln mit mir, Phil.«
Er nickte ernsthaft, »ich werde dir zu Weihnachten eine Zipfelmütze kaufen.«
Zahlmeister Wordland erwartete uns schon. »Kapitän Millard hat mich bereits informiert. Welches Magazin soll ich Ihnen aufschließen?«
Ich sah Phil an. »Wo willst du dich hinsetzen?«
»Ich gehe in den Saferaum«, protestierte er, »schließlich will ich auch etwas tun.«
Bei uns beiden ist das nicht so, dass sich der eine einbildet, mehr zu können als der andere. Ich habe allerdings den größeren Dickkopf, und das wusste Phil. So setzte ich es auch diesmal durch, dass ich in den Saferaum kam.
Phil ging mit hinein. Er breitete die Decke über den Tisch, und ich kroch darunter.
»Am besten, du gehst ans Ende des Ganges, falls unsere Freunde Posten auf stellen sollten«, säuselte ich aus der Versenkung hervor.
»Ich werde warten, bis sie die erste Tür aufhaben«, sagte Phil.
»Nein, warte, bis sie bei mir sind, sonst kann ich doch nicht mit eingreifen.«
»Wir können uns ja alle beide draußen hinsetzen«, schlug er vor.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen sie zwischen uns nehmen. So hat keiner die Gelegenheit, sich abzusetzen.«
Phil unternahm noch einen letzten Versuch, um mich umzustimmen, doch ich rief nur: »Gute Nacht.«
Er klopfte dreimal oben auf die
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