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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
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sehen.«
    Phil und ich gingen wieder nach oben. Wir wollten uns Ken Stanleys Kabine noch einmal ansehen.
    »Verdammt unangenehmes Gefühl«, brummte Phil: »Auf dem Land kennt man sich wenigstens aus. Doch so ein Schiff hat tausend Ecken und Winkel, man weiß nie, wo man zuerst hinrennen soll.«
    Mir ging es genauso. Ein Haus hat seine Treppen und Wohnungen. Oben ist der Dachboden und unten ist der Keller. Und hinten ist der Hof oder Garten und vom die Straße. Da verliert man nie die Richtung. Doch hier in diesem Schiff kamen Treppen, wo man keine erwartete. Dachte man, man könne geradeaus durchlaufen, dann hörte der Gang bestimmt auf und zweigte nach beiden Seiten ab. Das Schlimmste aber waren die Türen. Überall gab es sie, und man wusste nie was sich dahinter befand. Es konnte Vorkommen, dass man höflich an eine solche Tür klopfte und dann minutenlang wartete. Öffnete man die Tür dann einfach, befand man sich im Freien.
    Ich hatte den Schlüssel von Stanleys Kabine noch in der Tasche. Wir sahen sofort, dass in der Zwischenzeit Besuch dagewesen war. Die wenigen Habseligkeiten Stanleys lagen in malerischer Unordnung auf dem Boden herum. Das Bett war zerwühlt worden, der Schrank stand offen. Die Klingel auf dem Tisch war weg.
    Phil kramte ein wenig herum. »Möchte wissen, was die eigenen Leute bei Stanley gesucht haben.«
    »Vielleicht hätten wir jemanden erwischen können, wenn wir früher daran gedacht hätten«, sagte ich. »Ich schlage vor, wir sehen uns auch die Nachbarkabinen an.«
    Wir verließen Stanleys Kabine und klopften an die nächste Tür links. Es dauerte einige Zeit, bis sich jemand meldete.
    »Wer ist dort?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Polizei. Machen Sie bitte auf.«
    Die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Eine Nase erschien, der Ausschnitt eines Gesichts. Erschrockene Augen blickten uns an. Dann sah die Frau unsere Maschinenpistolen. Sie stieß einen Schrei aus und wollte die Tür wieder zuschlagen. Ich hatte aber schon meinen Fuß dazwischen.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich, »haben Sie irgendwelche Geräusche nebenan gehört?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Ich machte eine leichte Verbeugung und schloss die Tür wieder.
    Die nächste Kabine wurde von einem älteren Herrn bewohnt. Er überfiel uns gleich mit Fragen und erzählte uns unaufgefordert die neuesten Gerüchte, die im Umlauf waren. Wir hörten ihm eine Zeitlang schweigend zu, dann verlangten wir seinen Pass. Die Papiere waren in Ordnung, und wir brachen unseren Besuch ab.
    »Noch eine weiter links?«, fragte ich Phil.
    »Glaube, dass ist zwecklos.«
    »Denke ich auch. Nehmen wir die rechte Seite.«
    Wir klopften an die erste Kabine. Ein junges Mädchen öffnete uns. Sie hatte Besuch, und unsere Störung war ihr sichtlich unangenehm. Wir nahmen den Herrn aber genau unter die Lupe. Auch seine Papiere waren in Ordnung.
    Dann klopften wir an die nächste Kabine. Alles blieb still. Ich klopfte stärker. Noch immer rührte sich nichts. Ich probierte den Drücker. Es war abgeschlossen.
    Phil fingerte seine Nachschlüssel heraus und machte sich am Schloss zu schaffen, während ich mir die Maschinenpistole unter den Arm klemmte. Dann sprang die Tür auf. Phil gab ihr mit dem Fuß einen Stoß, dass sie weit nach innen aufflog.
    Was wir sahen, war sehr überraschend.
    Mitten im Zimmer saß Miss Norteek. Man hatte sie auf einen Stuhl gebunden und ihr einen Knebel in den Mund geschoben.
    Ich trat langsam in die Kabine. Sie schüttelte den Kopf. Ich zögerte, sah mich genau um. Ich konnte nichts Verdächtiges bemerken.
    Wieder ging ich einen Schritt vorwärts. Miss Norteek schüttelte heftig den Kopf. Dann nickte sie und sah zu Boden.
    Ich bückte mich nieder, und dann erkannte auch ich den dünnen Nylonfaden, der in ungefähr zehn Zoll Höhe über den Fußboden gespannt war. Ich machte Phil, der hinter mir stand, darauf aufmerksam, kletterte über den Faden und ging zu Miss Norteek.
    Ich befreite sie von dem Knebel und löste die Fesseln.
    Phil hatte sich indessen mit dem Nylonfaden beschäftigt. »Komm mal her«, rief er.
    Der Faden war an der einen Wand mit einem Nagel befestigt und führte quer durch das Zimmer unter das Bett. Phil holte einen kleinen schwarzen Kasten hervor und nahm vorsichtig den Deckel ab.
    »Eine ganz schöne Sache.« Er entfernte die Zündpatrone aus dem Sprengkörper. »Wenn du über den Faden gestolpert wärst, hätten wir alle ausgespielt gehabt.«
    Miss Norteek stand langsam auf. Ich war ihr dabei behilflich.

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