0106 - Wir sprengten die Garde
meiner Deckung hervor. Ich konnte den Mann liegen sehen. Die Maschinenpistole im Anschlag, schritt ich langsam auf ihn zu. Seine Pistole lag einige Yards von ihm entfernt. Butlers Rockärmel zeigte Blutspuren. Offensichtlich war sein Arm getroffen worden.
Er rührte sich nicht, als ich ihn erreichte.
»Steh auf«, befahl ich.
Er reagierte nicht.
Ich beugte mich zu ihm nieder. Da schnellte er hoch. Seine Faust traf meine Waffe, dass sie mir aus der Hand gerissen wurde. Wie ein Tobsüchtiger sprang er mich an.
Butler besaß ungeheure Kräfte. Das bekam ich zu spüren. Besonders deshalb, weil ich noch nicht ganz fit war.
Er versuchte mich gegen die Brüstung zu drücken. Dann ließ er mich los und warf sich plötzlich mit einem Hechtsprung auf mich. Krallte sich fest.
Sekundenlang standen wir, ohne dass einer den anderen zu überwältigen vermochte. Da ließ er sich plötzlich nach hinten fallen, riss mich mit. Ich zog den Kopf ein und kam nach einer Rolle wieder auf die Beine. Butler reagierte nicht so schnell wie ich. Als er sich aufrichtete, setzte ich ihm zwei Haken an die Kinnspitze. Mit einem Seufzer ging Butler zu Boden.
Ich holte meine Maschinenpistole und klemmte sie mir unter den Arm.
»Los, steh auf«, befahl ich.
Er rührte sich nicht. Diesmal konnte er mich nicht mit einem faulen Trick reinlegen. Ich packte ihn am Kragen und stellte ihn auf die Füße. Er wackelte ein wenig, blieb aber stehen. Mit den Händen stützte er sich nach hinten gegen die Brüstung.
»So, mein Junge«, sagte ich. »Du wirst mir jetzt euren Schlupfwinkel verraten. Du wirst mir sagen, wo ich O’Connor finde.«
»Aus mir bekommst du nichts heraus«, stieß er hervor.
»Wollen wir wetten, dass du doch redest? Ich nehme keine Rücksicht mehr.«
Er presste die Lippen zusammen. Ein abgrundtiefer Hass sprühte aus seinen Augen mir entgegen.
»Du wirst keine Freude mit mir haben. O’Connor holt mich doch wieder raus.«
»Um so besser. Ich werde auf ihn warten.«
Er lachte auf. »Hast du eine Ahnung, G-man. Wir sind noch lange nicht am Ende.«
»Wir auch nicht«, gab ich zurück. »Bange machen gilt nicht, Butler. Ihr hättet in New York bleiben sollen, dann würden noch einige von euch leben. Es kommt mir so vor, als ob ihr nicht mehr richtig wüsstet, was ihr wollt.«
»Du hast uns allerhand vermasselt«, knirschte er, »wir schaffen’s aber trotzdem.«
Der Kerl war verbohrt. Ich hatte im Moment keine Lust, mich mit einem größenwahnsinnigen Gangster herumzustreiten.
»Los, setz dich in Bewegung«, befahl ich.
Er stierte mich an und rührte sich nicht. »Soll ich es dir noch einmal sagen? Du hast keinen Nachtwächter vor dir, sondern einen G-man.«
Ganz kurz leuchtete es in seinen Augen auf. Ich sah es. Doch es erfolgte kein Angriff, wie ich es eiwartete, sondern mit einer einwandfreien Flanke setze Butler über die Brüstung.
Es ging etwa drei Yards hinunter. Butler landete glatt, raffte sich hoch und rannte auf Miss Norteek zu. Ich erkannte die Gefahr und riss die Maschinenpistole an die Schulter.
Ein kurzer Feuerstoß peitschte hinter dem Gangster her.
Ich sprang die Treppe hinunter und lief zu Butler. Ich hatte ihn nur wenige Schritte vor Theresa Norteek erwischt. Sie starrte mich aus schreckerfüllten Augen an.
»Ist er tot?«, flüsterte sie.
Ich nickte.
»Komm«, sagte ich zu Theresa und fasste ihren Arm. »Wir wollen gehen. Das ist nichts für dich…«
***
Sie ließ sich willenlos von mir führen. Wir gingen nach unten in den Speisesaal.
»Etwas zu trinken, wäre mir Lieber«, sagte Theresa.
»Ist mir recht… Zuerst muss ich aber Phil Decker verständigen.«
Wir hatten den Speisesaal noch nicht erreicht, als eine Stimme aus den Lautsprechern ertönte:
»Achtung! Achtung! Alles herhören. Hier spricht O’Connor.«
Wie elektrisiert fuhr ich hoch. Theresa schrie auf, so kräftig hatte ich ihren Arm gefasst.
»Achtung! Achtung« Hier spricht O’Connor. Ich habe folgende Mitteilung zu machen. Das Schiff befindet sich in meiner Hand. Ich habe mit meinen Leuten die Kommandobrücke besetzt. Kapitän Millard und zehn Passagiere befinden sich als Geisel bei uns. Wenn man versuchen sollte, uns anzugreifen, werden die Gefangenen erbarmungslos getötet. Noch etwas: Wir haben ein Schlafmittel unter das Mittagessen gemischt. Es wird für mehrere Stunden anhalten. Sämtliche Passagiere und Mannschaften begeben sich sofort in ihre Kabinen.
»Hier spricht O’Connor. Ich warne jeden, der sich meinen
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