Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
Vom Netzwerk:
Augenblick ein Verbrecher ins Zimmer kommen kann. Man ist so hilflos.«
    Ich lächelte sie an. »Die Gefahr beginnt erst um Mitternacht. Sie hätten sich keine Sorgen zu machen brauchen.«
    Dann saßen wir schweigend auf unseren Plätzen.
    »24 Uhr«, sagte plötzlich Phil.
    Wir schraken zusammen. Die Schwester erhob sich.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    Ich nickte. »Falls sich nichts ereignet, kommen Sie nochmal in zwei Stunden, schauen kurz nach und gehen dann wieder.«
    Phil sah mich fragend an. »Wo willst du dich hinstellen?«
    »Hinter dem Schrank ist ein ganz schöner Platz.«
    »Ich habe gedacht, da postiere ich mich besser. Von dort aus ist es nicht weit zur Tür. Du bist durch deinen Arm behindert. Setz dich hinter den Wandschirm.«
    Ich war einverstanden. Wir nahmen unsere Plätze ein. Die Krankenschwester löschte das Licht und verließ das Zimmer.
    ***
    Es ist eine eigenartige Spannung, die einen ergreift, wenn man auf ein Ereignis wartet, das den Schlussstrich unter einen Fall ziehen soll. Man kommt sich wie ein Jäger auf dem Anstand vor. Und doch ist es auch irgendwie ganz anders. Es ist schließlich kein Tier, das man belauert, es ist ein Mensch.
    Wir erwarteten einen der größten Gangster New Yorks. Der Mann, dem wir hier auflauerten, hatte es verstanden, allen Mitteln, über die das FBI verfügt, zu trotzen. Mit unheimlicher Präzision hatte er seine Raubzüge ausgeführt. Nicht umsonst sprach man von der Garde.
    Ich sah auf meine Uhr. Es war null Uhr fünfundzwanzig.
    Welches Format O’Connor besaß, bewies er mit seinem Angriff auf die Washington. Es ist schon vorgekommen, dass Gangster Schiffe ausgeraubt haben, doch noch niemand hatte sich mit einer Handvoll Leute an einen solchen Brocken gewagt. Und schon gar nicht auf einer Fahrt über den Ozean.
    Jeder normale Mensch hält so etwas für unmöglich. Wenn ich ehrlich sein soll, ich glaubte am Anfang auch nicht daran. Und trotzdem, O’Connor hatte es versucht.
    Und wie hatte er es angepackt. Alles war folgerichtig überlegt. Der Ablauf der Dinge fast minutiös festgelegt. Der Plan wäre gelungen, wenn wir nicht dabei gewesen wären.
    Meine Uhr zeigte null Uhr vierzig.
    O’Connor ließ lange auf sich warten. Hatte er unseren Plan durchschaut? Die Minuten tropften dahin. Ich hatte das Gefühl, als wartete ich schon stundenlang.
    Null Uhr fünfundfünfzig.
    Ein winziges Geräusch an der Tür ließ mich aufhorchen. Ich fühlte mehr, dass jemand kam, als dass ich es hörte. Dann spürte ich einen leichten Luftzug.
    O’Connor war da.
    Meine Hand umklammerte die Waffe. Jetzt kam es darauf an. Das Licht einer abgeblendeten Taschenlampe blitzte auf. Der Stahl huschte durchs Zimmer, blieb auf dem Bett, in dem Ferry Crosh lag, haften. Langsam ging der Eindringling auf das Bett zu.
    In diesem Moment sprang Phil vor. Er erreichte die Tür und schaltete das Licht ein. Ich kam hinter meinem Wandschrank hervor.
    Vor uns stand eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Person. Eine Kapuze bedeckte den Kopf. Die Hand hielt eine Pistole.
    »Lass die Pistole fallen«, sagte Phil kalt.
    Der Eindringling gehorchte. Polternd fiel die Waffe zu Boden. Phil trat einen Schritt vor. »Das Spiel ist aus, O’Connor.«
    Ein erstickter Laut antwortete ihm.
    Mir wurde plötzlich heiß. Ich wusste auf einmal, wer sich unter der Vermummung verbarg. Ich ging langsam auf die Gestalt zu.
    »Ja, das Spiel ist aus, O’Connor.«
    »Nimm die Maske ab«, befahl Phil. Er war etwas auf die Seite getreten. Immer noch verhielt die Gestalt regungslos.
    In mir hämmerte es. Warum musste das so sein?
    »Mach ein Ende, Phil«, sagte ich.
    Phil ging auf O’Connor zu, streckte die Hand aus, um ihm die Kapuze wegzuziehen. Da wirbelte O’Connor herum. In einem letzten verzweifelten Ausbruch schleuderte er Phil zur Seite und jagte zur Tür.
    Ich hätte nur den Zeigefinger etwas durchzukrümmen brauchen, und der Fall wäre erledigt gewesen. Doch ich tat es nicht. Ich starrte nur der fliehenden Gestalt nach.
    Phil hatte sich gefangen, raste zur Tür und auf den Gang hinaus. Ich hörte einen Schuss, einen Aufschrei, sich entfernende Schritte. Als ich den Schrei hörte, gab es für mich auch nicht mehr den geringsten Zweifel. Ich wusste ganz genau, wer O’Connor war.
    ***
    Phil hat mir später erzählt, wie sich alles abspielte. Ich nahm erst wieder am Schlussakt teil.
    O’Connor flüchtete nach oben. Er versuchte das Deck zu erreichen. Dabei kamen im Kapitän Millard und Dr. Marshall entgegen, die

Weitere Kostenlose Bücher